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Etwa 5000 albanische Minderjährige sind Opfer des Kinderhandels

22. Januar 2004

– Regierung nennt Arbeitslosigkeit und Armut als Hauptursachen

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Pristina, 19.1.2004, KOSOVA LIVE, engl., aus Tirana

Die internationalen Organisationen in Tirana und die Behörden der Regierung haben heute erklärt, es gebe etwa 5000 albanische Minderjährige, die sich ohne Eltern oder Verwandte im europäischen Ausland aufhielten. Es wurde jedoch auch mitgeteilt, dass der Kinderhandel zurückgegangen sei.

Die Daten zu diesem Problem wurden im Rahmen einer regionalen Konferenz "Krieg gegen den Kinderhandel in Europa" bekannt, einer Aktivität die durch das Engagement des Europarates, der albanischen Regierung und des Stabilitätspakts zustande kam. Die Bedingungen der verzögerten Transformation in Albanien, die sich aufgrund der politischen, sozialen und kulturellen Probleme verschärft hätten, waren eines der Hauptthemen.

"Der Handel mit Frauen und Kindern, die für Prostitution, Handel und Verteilung von Drogen sowie Zwangsarbeit eingesetzt werden, sind Erscheinungen, die nicht nur Albanien, sondern auch viele andere Länder auf dem Balkan im letzten Jahrzehnt erlebt haben", erklärte der Minister für Arbeit und Soziales, Engjell Bejtaj.

Es werde davon ausgegangen, dass diese Erscheinungen in Albanien von Arbeitslosigkeit, unkontrolliertem Reisen im In- und Ausland sowie einer beispiellosen Armut ausgelöst seien. Sehr oft zwinge die Armut Kinder dazu, ihre Schulausbildung aufzugeben und sich auf Arbeit oder Anwerbung einzulassen und zuweilen auch in Abmachungen zwischen Verwandten der Kinder und Menschenhändlern hineinziehen zu lassen.

Nach offiziellen Angaben beträgt die Zahl der Kinder, die in der 13-jährigen Transformationszeit Opfer von Kinderhandel wurden, 5000. 1000 von ihnen seien in Italien zu finden, die anderen in Griechenland.

Nach Angaben von Minister Bejtaj ist der Kinderhandel aufgrund des Krieges, den die albanische Regierung dem Menschenhandel erklärt habe, wodurch das Land von einem Ursprungsland zum Durchgangsland geworden sei, zurückgegangen. Personen, die in den Kinderhandel verwickelt seien, erhielten Gefängnisstrafen von 5 bis 20 Jahren oder gar lebenslänglich. (...)

Ombudsmann Emir Dobjani erklärte gegenüber Kosova Live, was mit den albanischen Kindern in den Nachbarstaaten und darüber hinaus geschehe, sei tragisch. Andererseits würden den Büros dieser Institution nur zwei bis drei Anzeigen, mit denen Eltern den Handel von Kindern meldeten, vorgelegt. Bei diesen Dokumenten gehe es um die Adoption albanischer Kinder durch ausländische Bürger. "Die albanische Gesellschaft sollte ein Bewusstsein für dieses Problem entwickeln, um diese Wunde, die gegenwärtig schmerze, sich aber heilen lasse, zu schließen.

Die albanische Regierung hat etliche Maßnahmen ergriffen. So hat sie ein Aufnahmezentrum für die Opfer des Menschenhandels im Jahre 2003 eröffnet, eine nationale Strategie für den Schutz von Kindern ausgearbeitet usw. (MK)