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EU fordert spätere Rente in Europa

16. Februar 2012

Die EU-Kommission warnt: Millionen Menschen droht die Altersarmut, wenn das Renteneintrittsalter nicht angehoben wird. Es müsse auf die demografische Entwicklung reagiert werden. Doch so einfach ist das nicht.

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Senioren sitzen in Köln auf einer Bank (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Lebenserwartung der Europäer steigt kontinuierlich, der Nachwuchs bleibt aus. Deshalb macht die EU-Kommission zunehmend Druck, das Ruhestandsalter in allen europäischen Mitgliedsstaaten anzuheben. Wenn es jetzt nicht gelinge, auf die demografische Entwicklung zu reagieren, "drohen Millionen Menschen im Alter zu verarmen" – so die Warnung von Sozialkommissar Laszlo Andor. Viele Europäer seien auch bereit länger zu arbeiten, wenn die "Rahmenbedingungen stimmen".

Andor stellte in Brüssel ein Strategiedokument - ein sogenanntes Weißbuch - zur Zukunft der europäischen Rentensysteme vor. Deutschland zählt er wegen der akuten Nachwuchsschwäche zu den besonders gefährdeten Ländern. Doch vorschreiben kann Brüssel den Mitgliedsstaaten die Rentenpolitik nicht.

Wirtschaftsweise fordern Rente mit 69

Stehen derzeit jedem Rentner vier Personen im erwerbsfähigen Alter gegenüber, so müssen 2060 zwei Erwerbstätige einen Rentner finanzieren, erklärte Andor. Wenn dem nicht gegengesteuert werde, seien die Kosten kaum tragbar. Die wichtigste Empfehlung laute deshalb, das Ruhestandsalter an die steigende Lebenserwartung der Menschen zu koppeln. Andor plädierte in seinem Papier dafür, das Rentenalter von Männern und Frauen anzugleichen und die private Vorsorge auszubauen. Er appellierte zudem an die Länder, weniger Modelle für einen vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand anzubieten. "Gleichzeitig muss aber dafür gesorgt werden, dass die Menschen überhaupt Arbeitsmöglichkeiten haben." Er wolle daher Gelder aus dem Europäischen Sozialfonds nutzen, um mehr älteren Menschen bei der Arbeitsplatzsuche zu helfen.

Über 50-Jährige finden schwer Arbeit

Gewerkschafter sehen Vorstellungen des Sozialkommissars trotzdem mit großer Skepsis. "Es ist falsch und ungerecht, das Renteneintrittsalter zu erhöhen", sagte Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds, in Berlin. Sie verwies darauf, dass in Deutschland jedes zweite Unternehmen niemanden über 50 Jahre beschäftigt. Buntenbach wandte sich auch dagegen, Frühverrentungen pauschal zu beschränken: "Früher in Rente zu gehen, ist kein Luxus, sondern viele sind dazu gezwungen. Jeder fünfte Neurentner bezieht heute eine Erwerbsminderungsrente."

Wie lange die Europäer arbeiten ist in den Mitgliedsstaaten noch unterschiedlich: In Deutschland soll das Rentenalter bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben werden. In Dänemark gibt es eine ähnliche Regelung. Franzosen können schon mit 60 Jahren die Rente beantragen, aber freiwillig noch bis 65 weiter arbeiten. In Großbritannien und Österreich ist das Renteneinstiegsalter für Männer und Frauen noch unterschiedlich.

nm/fab (dapd, dpa, epd)