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EU-Handelsverbot für Robbenprodukte

5. Mai 2009

Starkes Signal gegen die Robbenjagd: Das Europaparlament in Straßburg hat ein weitreichendes Handelsverbot für Robbenprodukte verabschiedet. Kanada protestierte und kündigte Konsequenzen an.

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Erschlagene Robben in Kanada (Foto: Humane Society International)
Seit Jahren umstritten: Robbenjagd in KanadaBild: Humane Society International 2009

Zulässig ist der Handel ab 2010 nur noch in geringem Umfang für Robbenprodukte, die aus von Inuit erlegten Tieren gewonnen wurden. Mit dieser Ausnahme soll den Ureinwohnern von Kanada, Alaska und Grönland die Aufrechterhaltung ihrer traditionellen Lebensweise ermöglicht werden. Die EU-Kommission soll nach dem Willen des Parlaments ein System zur Rückverfolgbarkeit der Produkte entwickeln, um Missbrauch zu vermeiden.

EU-Umweltkommissar Stavros Dimas begrüßte am Dienstag (05.05.2009) die Abstimmung als klare Antwort auf "die Sorgen vieler europäischer Bürger über die grausamen Methoden der Robbenjagd".

Wachsender Markt

Die Einfuhr der besonders begehrten weißen Pelze von Robbenbabys ist in der EU schon seit 1993 verboten. Handelsverbote für die Felle und das Fleisch älterer Tiere gibt es aber erst in wenigen EU-Ländern. Das Bundeskabinett in Berlin beschloss am 1. April einen entsprechenden Gesetzentwurf, der aber noch nicht in Kraft ist.

Einen wachsenden Markt gibt es laut EU-Kommission auch für Robbenöl, das in Form des Nahrungsergänzungspräparats Omega-3-Kapseln auf den Markt gebracht wird. Diese Kapseln, die zum Teil auch aus Fischöl hergestellt werden, sollen gegen hohen Blutdruck und Herz-Kreislauf-Beschwerden helfen.

Grausame Jagdmethoden

Allein in Kanada werden jährlich rund 300.000 Robben getötet. Wegen der teilweise grausamen Jagdmethoden mit Knüppeln, Netzen und dem Hakapik, einer Art Spitzhacke, fordern Tierschützer schon seit Jahrzehnten ein umfassendes Handelsverbot. Außer in Kanada werden Robben auch in Grönland sowie in den EU-Staaten Finnland, Schweden und Großbritannien gejagt. Sofern dies ausschließlich zur Regulierung der Fischbestände geschieht, dürfen diese Länder Robbenprodukte auch künftig in andere EU-Staaten exportieren.

Die Tierschutzorganisation PETA erklärte, mit dem nun beschlossenen umfassenden Handelsverbot werde "der Absatz von Robbenprodukten, in erster Linie Felle, für Kanada drastisch einbrechen". Das Land müsse nun "endlich das Robbenschlachten ein für alle Mal beenden".

"Humane Robbenjagd"

Kanada und Norwegen haben aber bereits angedroht, gegen ein EU-Handelsverbot Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO) einzulegen. Die Regierung in Ottawa verteidigte die Praktiken der Robbenjagd in Kanada als "human und nachhaltig". "Die Entscheidung des Europäischen Parlaments basiert nicht auf Fakten", erklärte Fischereiministerin Gail Shea

Scharfe Kritik kam auch von Vertretern der Inuit. Trotz der für die Ureinwohner Kanadas, Alaskas und Grönlands vorgesehenen Ausnahmen fürchten die Inuit Absatzprobleme. (wga/dpa/ap)