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EU wirft Russland Regelverstoß vor

3. Juni 2011

Der tödliche EHEC-Erreger breitet sich in Europa immer weiter aus. Das Bemühen Russlands, die gefährliche Epidemie mit einem Handelsembargo aus dem Land zu halten, hat einen politschen Zwist mit der EU ausgelöst.

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EHEC-Bakterienkultur in einer Petrischale, im Hintergrund Gurken (Foto: dapd)
EU: Wenn Russland der WTO beitreten will, muss es die Spielregeln einhaltenBild: dapd

Nach der Brüsseler EU-Kommission fand auch der Russland-Gesandte der Europäischen Union, Fernando Valenzuela, deutliche Worte. Der wegen des tödlichen Darmkeims EHEC verhängte Import-Stopp für Gemüse aus der gesamten EU sei ein klarer Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO).

Vor Journalisten in Moskau erklärte der Gesandte am Freitag (03.06.2011), Russland wolle der WTO beitreten und auch die EU hoffe, dass dies bald geschehe. Allerdings sei dafür die Einhaltung zahlreicher Regeln nötig "und sicherlich steht das Importverbot ... nicht im Einklang mit diesen Regeln". Es sei ein bisschen überraschend, dass sie Maßnahmen ergriffen, die in die entgegengesetzte Richtung gingen, fügte der EU-Gesandte ironisch hinzu.

Putin will sein Volk vor Vergiftung schützen

Regierungschef Wladimir Putin wies die Anschuldigungen prompt zurück und nahm dabei auch kein Blatt vor den Mund. Für ihn seien "Gurken, die Leute umbringen", wirklich schlecht. Er könne nicht zulassen, dass Russen durch solche Produkte "vergiftet" würden.

Putin, sitzend; im Hintergrund: russische Flagge (Foto: AP)
Putin mag keine Gurken, die Leute umbringenBild: AP

Zwar kündigte er an, er werde die Entscheidung der Gesundheitsbehörden überprüfen, doch Hoffnungen auf einen schnelle Aufhebung des Embargos brauchten sich die Europäer nicht zu machen. Moskau hatte das Einfuhrverbot für Gemüse aus der gesamten EU am Donnerstag verhängt. Es solle so lange gelten, bis die genaue Herkunft und der Verbreitungsweg des EHEC-Erregers ermittelt seien, hieß es.

Beweise sollen her

Außerdem müsse es "objektive Beweise" geben, dass die Lage unter Kontrolle sei und sich die Zahl der Erkrankungsfälle nicht weiter erhöhe, forderte der oberste russische Amtsarzt Gennadi Onischtschenko.

Russland ist der weltweit größte Flächenstaat. Weil der einheimische Anbau von Gemüse und Obst für die Versorgung nicht ausreicht, führt das Land viele Lebensmittel aus der Europäischen Union ein. Laut Schätzungen liegt der EU-Anteil am russischen Gemüse-Import bei 15 bis 20 Prozent.

EU-Kommission sieht Klärungsbedarf

Die EU-Kommission in Brüssel hatte das Embargo als unverhältnismäßig kritisiert und seine Aufhebung gefordert. Man verlange eine Erklärung von Moskau, heißt es in einem Brief von EU-Gesundheitskommissar John Dalli an die russischen Behörden. Jüngste Tests in Spanien und Deutschland hätten gezeigt, dass die aus Spanien stammenden kontaminierten Gurken nicht für die Krankheitswelle verantwortlich seien.

Kunden in einem Supermarkt in Moskau, im Vordergrund: Salat (Foto: RIA Novosti)
Um den Bedarf an Gemüse zu decken, braucht Russland auch ausländische WareBild: RIA Novosti

Durch den Erreger starben in Deutschland nach jüngsten Angaben mindestens 18 Menschen sowie eine Frau in Schweden, die sich zuvor in Deutschland aufgehalten hatte. Der EHEC-Keim kann zum sogenannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) führen, das akutes Nierenversagen auslösen kann.

Zwölf Länder mit EHEC-Fällen

Infektionsfälle wurden nach europäischen Angaben außerdem aus Großbritannien, den Niederlanden, Dänemark und Spanien gemeldet sowie aus Frankreich, Tschechien und Norwegen. Auch in Österreich und der Schweiz sowie in den USA wurden je zwei Infektionen gemeldet. Sie alle sollen im Zusammenhang mit dem Ausbruch in Deutschland stehen.

Autorin: Eleonore Uhlich (afp,dpa,rtr)
Redaktion: Marko Langer