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EUFOR greift erstmals bei Unruhen im Kongo ein

22. August 2006

Nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse im Kongo ist es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der beiden Spitzenkandidaten gekommen. Die EU-Truppe EUFOR rückte zu ihrem ersten Einsatz aus.

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Haben zum ersten Mal Hilfe der EUFOR beantragt: UN-Truppe in KinshasaBild: AP

In der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa haben am Dienstag (22.8.2006) erneut heftige Feuergefechte zwischen rivalisierenden Gruppen eingesetzt. "Es gibt wieder Schießereien, und dabei werden sowohl schwere wie leichte Waffen eingesetzt", bestätigte der Sprecher der UN-Truppen im Kongo (MONUC), Kemal Saiki. Ausländische Vermittler bemühen sich, ein Ende der Kämpfe zu erreichen. Auch Südafrikas Präsident Thabo Mbeki beteilige sich an den Bemühungen, sagten hochrangige Vertreter seiner
Regierung.

Inzwischen sind 130 deutsche Fallschirmjäger nach Kinshasa unterwegs, um dort die EU-Truppe zu unterstützen. Die Bundeswehr-Soldaten sind Teil der EUFOR und waren bisher im Nachbarstaat Gabun stationiert. Nach Angaben des südafrikanischen Rundfunks kamen bei den Kämpfen seit dem Vorabend mindestens 25 Menschen ums Leben.

130 spanische Fallschirmjäger im Einsatz

Die Auseinandersetzungen begannen am Montag (21.8.2006) im Anschluss an eine Krisensitzung mehrerer ranghoher ausländischer Botschafter im Hauptquartier der UN-Truppe im Kongo (MONUC). Die Diplomaten waren im Anschluss zu einer Unterredung in das Haus von Vizepräsident und Ex-Rebellenführer Bemba geladen, als das Gebäude von mehreren gepanzerten Fahrzeugen von Kabilas Gefolgschaft beschossen wurde. Bembas Partei erklärte, ihre Sicherheitskräfte hätten das Feuer erwidert, nachdem einer ihrer Hubschrauber in Brand gesetzt worden sei.

150 Soldaten der MONUC griffen ein und baten die EU-Truppe EUFOR um Unterstützung. In ihrem ersten Einsatz entsandte sie eine Kompanie von 130 spanischen Fallschirmjägern, die gemeinsam mit einer uruguayischen UN-Einheit den 15 Botschaftern freies Geleit sicherte. Darunter befand sich auch der deutsche Botschafter Reinhard Buchholz. Der südafrikanische Botschafter im Kongo, Sisa Ngombane, hatte das Treffen nach eigenen Angaben bereits im Vorfeld verlassen.

Flughafen der Hauptstadt besetzt

Unterdessen wurde der Flughafen Kinshasas von Regierungstruppen besetzt. Er sei für alle Flüge geschlossen, berichtete der südafrikanische Rundfunk. In der Stadt seien am Dienstagmorgen zudem erneut Detonationen zu hören gewesen. Der Sprecher der EU-Truppe im Kongo, Oberstleutnant Peter Fuss, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur DPA, man müsse die Geschehnisse genau verfolgen und "dann zusammen mit den UN-Friedenstruppen eingreifen, wenn es nötig wird". Der Gefechtshelm liege jedenfalls griffbereit.

Die ersten Kämpfe waren am Sonntag (20.8.2006) unmittelbar vor Bekanntgabe der Ergebnisse der Präsidentenwahl vom 30. Juli ausgebrochen. Aus ihr war keiner der 33 Kandidaten mit einer absoluten Mehrheit hervorgegangen - es kommt Ende Oktober zu einer Stichwahl zwischen dem Favoriten Kabila (45 Prozent) und dessen Hauptherausforderer Bemba (20 Prozent). Die Wahlen sind seit über vier Jahrzehnten der erste freie Urnengang in dem afrikanischen Krisenstaat. Sie werden von 17.000 UN-Soldaten abgesichert, denen 2000 EU-Soldaten unter deutscher Führung zur Seite stehen. Deutschland hatte über 700 Soldaten in das Land geschickt. Widersprüchliche Angaben gab zu deren Beteiligung an den Kampfhandlungen. Ein Sprecher des EUFOR-Hauptquartiers in Potsdam bestritt einen Einsatz deutscher Soldaten. Admiral Henning Bess, der das deutsche EUFOR-Kontingent führt, bestätigte hingegen der Agentur Reuters eine Teilnahme an den Kämpfen. (lc/al)