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Geisterspiele bei Terrorgefahr möglich

1. März 2016

100 Tage vor Beginn der Fußball-EM in Frankreich ist nicht die Sicherheit innerhalb der Stadien das größte Problem, sondern die Lage in den Fanzonen. Bei Terrorgefahr sind sogar Geisterspiele möglich.

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Frankreich Terror in Paris Stade de France Polizei
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Spingler

Die Organisatoren der EURO 2016 sind offenbar auf alle Eventualitäten vorbereitet und schließen sogar Geisterspiele nicht aus, sollte es wegen Terrorgefahr zu kurzfristigen Spielabsagen kommen: "Wir verlegen das Spiel auf den nächsten, spätestens übernächsten Tag. Idealerweise wird dieses drei Stunden vor dem an diesem Tag angesetzten Spiel stattfinden. Die Frage wäre dann, ob mit oder ohne Zuschauer", sagte der von Europäischen Fußball-Union (UEFA) eingesetzte Turnierdirektor Martin Kallen der "Sport Bild".

Zu EM-Geisterspielen könne es kommen, "wenn wir ein Spiel wegen der Terrorgefahr in eine andere Stadt verlegen müssten", so Kallen, "denn die Zuschauer, die Tickets für dieses Spiel haben, würden es so kurzfristig organisatorisch gar nicht schaffen, anzureisen und sich ein Hotel zu besorgen. Um es ganz klar zu sagen: Sicherheit und die Durchführung des Turniers haben Vorrang vor allem anderen". Die Sicherheit gehe immer vor, betonten der Schweizer, "wir würden nichts machen, was Menschen gefährden würde. Wir haben mit der Regierung verschiedene Trockenübungen durchgespielt, um in der Theorie vorbereitet zu sein auf die Frage: Was machen wir, wenn ein Spiel wegen Terrorgefahr abgesagt und verlegt werden muss?"

Organisationschef: "Stadien sind sicher"

Am 10. Juni trifft Frankreich im Eröffnungsspiel der Europameisterschaft auf Rumänien - im Stade de France. In jenem Nationalstadion, das 1998 im Pariser Vorort St. Denis für die Weltmeisterschaft errichtet worden war, kam es am 13. November 2015 während des Länderspiels Frankreich-Deutschland im Umkreis der Arena zu drei Bombenanschlägen von islamistischen Terroristen. Es wurden zwei Selbstmordattentäter und ein Chauffeur getötet. Insgesamt kamen am 13. November 2015 bei mehreren Attentaten, die auch im Zentrum von Paris verübt wurden, 130 Menschen um, 352 wurden verletzt.

Das verleitet Jacques Lambert, den lokalen Organisationschef der EURO 2016, zur gebetsmühlenartigen Wiederholung seiner These: "Die Stadien, die Mannschaftshotels, die Trainingsplätze, die Hotels der Delegationen sind sicher, obgleich kein Mensch 100-prozentige Sicherheit garantieren kann. Die Sicherheit für erstmals 24 Mannschaften hat seit dem ersten Tag unserer Kandidatur absolute Priorität." Welche konkreten Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden, will Lambert, ein früherer Regierungsbezirkspräsident, nicht verraten. Klar ist nur, dass es weiträumig um die Stadien einen ersten Kontrollring geben wird und dass alle Besucher - auch Kinder - professionell abgetastet werden. Allzu spät sollte man sich also nicht zu den Spielen aufmachen, denn auch die Autos, die zu den ausgewiesenen Parkplätzen kommen, werden kontrolliert.

Sport Paris Jacques Lambert bei Pressekonferenz (Foto: picture-alliance/dpa/I. Langsdon)
EM-Organisationschef Jacques LambertBild: picture-alliance/dpa/I. Langsdon

Fanzonen und Weiterverkauf im Internet

Das meiste Kopfzerbrechen bereiten die Fanzonen, in denen von den zehn Ausrichterstädten (Lille, Lens, Paris, St. Denis, Lyon, St. Etienne, Marseille, Nizza, Toulouse, Bordeaux) täglich jeweils 20.000 bis 100.000 Besucher erwartet werden. Bordeaux hatte, wie in 2012 Polen, einen Polizisten pro 100 Besucher einkalkuliert und so bereits auf Kosten von rund 700.000 Euro gekommen. Für Alain Bauer, Sprecher des Verbandes der privaten Sicherheitsdienste, reicht das bei Weitem nicht aus: "Die Zonen bei den Public-Viewing-Veranstaltungen müssen ja Tag und Nacht gesichert werden. Selbst wenn jetzt noch Tausende von Sicherheitskräften vom Himmel fallen - wie sollen die denn ausgebildet werden?"

Ein zusätzliches Problem: Im Internet sind seit dem 13. November schon viele Karten zum Verkauf angeboten worden, die vorher unter großen Mühen erstanden wurden.Der private Weiterkauf der Tickets im Internet ist eigentlich strengstens untersagt und vergrößert die Sorgen der EM-Gastgeber zusätzlich. Denn potenzielle Terroristen können sich so auf dem schwarzen Markt mit EM-Karten eindecken.

asz/jw (sid, Sport-Bild)