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Euro-Skeptiker Stoiber ist Kanzlerkandidat

Michael Knigge12. Januar 2002

Edmund Stoiber hat die Kanzlerkandidatur der CDU/CSU für sich entschieden. Im Interview mit DW-WORLD erklärt Deutschland-Experte Jackson Janes warum die Außenpolitik ein Trumpf für Edmund Stoiber ist.

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Edmund Stoiber hat sich gegen Angela Merkel durchgesetztBild: AP

Edmund Stoiber kann nach Experten-Ansicht mit seiner außenpolitischen Erfahrung punkten. Stoiber verfüge aufgrund seines Amtes über eine stärkere internationale Präsenz, besonders in Brüssel, sagte Jackson Janes, Direktor des American Center for Contemporary German Studies in Washington im Interview mit DW-WORLD. Dagegen war und ist die CDU-Vorsitzende Janes zufolge "nicht sehr aktiv" auf der außenpolitischen Bühne.

Brüssel als Pluspunkt für Stoiber

CSU-Chef Stoiber ist nach Angaben von Janes´ "mehr betont in seiner Europapolitik". Obwohl er sich in der Vergangenheit durchaus europakritisch geäußert habe, sei ihm der Stellenwert der Europapolitik durchaus bewusst. "Stoiber ist wohl informiert wie wichtig und wie ergiebig eine Beziehung in Brüssel sein kann, - Stichwort Subventionen. Ich glaube, dass er ein sehr schlauer Beobachter ist von den Beziehungen beispielsweise von Deutschland und München und Brüssel und er kann das sehr gut ausnützen und einschätzen."

Merkel und Stoiber in Washington unbekannt

In den USA sind nach Einschätzung von Janes weder Stoiber noch die unterlegene Angela Merkel ein Begriff. Deswegen gebe es in Washington auch keine Präferenz für einen der beiden Kandidaten. "Das außenpolitische Profil hier von Frau Merkel ist wahrscheinlich etwas geringer, aber auch bei Edmund Stoiber ist es nicht sehr stark ausgeprägt." So sei Angela Merkel bei USA-Besuchen im vergangen Jahr vom früheren Verteidigungsminister Volker Rühe begleitet worden. Rühe sei dann auch stärker als Merkel zu außenpolitischen Themen befragt worden, betonte Janes.

Transatlantische Beziehungen für beide Kandidaten wichtig

Beide Kandidaten hätten in der Vergangenheit nur wenig Interesse an den Vereinigten Staaten signalisiert. "Ich glaube, in beiden Fällen waren die nicht recht häufig hier", sagte Janes. Gravierende Unterschiede zwischen Stoiber und Merkel in Bezug auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen sieht der Außenpolitik-Experte nicht. "Ich glaube in diesen beiden Personen findet man doch eine sehr ähnliche Darstellung der Wichtigkeit der transatlantischen Beziehungen."

Stoiber hat die Nase vorn

Im Rennen um die Kanzlerkandidatur von CDU/CSU räumt Janes derzeit Ministerpräsident Stoiber die besseren Chancen ein. Er könne aufgrund seines Amtes politische Führungserfahrung vorweisen und die Wirtschaftskraft Bayerns in die Waagschaale werfen. Auch das Argument, er sei es gewohnt bayerische und deutsche Interessen in Brüssel zu vertreten, könnte Stoiber im Wettstreit mit der CDU-Chefin helfen.

Merkel hat Rückhalt im Osten

Dagegen könnte eine Kanzlerkandidatin Merkel nach Ansicht von Janes in den neuen Bundesländern Punkte sammeln."Merkel hätte wahrscheinlich die Möglichkeit, eventuell die Stimmen in Ostdeutschland, die eine wichtige Rolle bei der Wahl 1998 gespielt haben, zu holen und sie ist quer durch Deutschland vernetzt", betonte er. "Stoiber ist natürlich jemand, der ein König zu Hause in Bayern ist. Die Frage ist, ob er ebenfalls so vernetzt ist in der Bundesrepublik."