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Europäerin des Jahres

18. März 2011

Immer wieder müssen Frauen sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten ertragen. Monika Hauser wollte es nicht ertragen. Für ihr Engagement für die Überlebenden wurde sie jetzt als Europäerin des Jahres ausgezeichnet.

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Monika Hauser (Foto: DW/Nenad Kreizer)
Monika Hauser gründete Medica Mondiale im BosnienkriegBild: DW

Es sind stets einzelne Menschen, die Veränderungen herbeiführen und die das Schicksal Europas entscheidend mitbestimmen, erklärte der Geschäftsführer von Readers Digest Deutschland, Schweiz und Österreich bei der Preisverleihung für die Frauenrechtlerin Monika Hauser. Seit 1996 wählen die Chefredakteure der 21 europäischen Ausgaben des Magazins Persönlichkeiten, die am besten die Tradition und Werte Europas verkörpern. Für ihren weltweiten Einsatz für die Überlebenden sexualisierter Gewalt in Kriegsgebieten fiel die Wahl in diesem Jahr auf die 51-jährige Ärztin aus Köln.

Die gebürtige Schweizerin gründete 1993 das Therapiezentrum „Medica Zenica“ in Bosnien und den Verein medica mondiale in Köln, der heute weltweit aktiv ist. Rund 100.000 Frauen, die sexuelle Gewalt im Krieg erleben mussten, hat die Organisation nach eigenen Angaben inzwischen geholfen - durch medizinische Hilfe, durch soziale Unterstützung und Traumatherapie.

Margot Wallström (Foto: dpa)
UN-Beauftragte Wallström sagt Hauser bringt Menschen zusammenBild: picture-alliance/dpa

Herausragendes Engagement

Sie gebe den betroffenen Frauen das Gefühl, dass trotz der schrecklichen Erfahrungen nicht alles verloren ist, betonte die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konflikten, Margot Wallström, in ihrer Laudatio in Köln. Wallström würdigte nicht nur das Engagement Hausers in den Einsatzgebieten wie in Afghanistan, in Liberia und im Kongo. Auch ihr Einsatz als effiziente "Networkerin" habe international vieles in Bewegung gebracht, um dieser Diskriminierung und Menschenrechtsverletzung an Frauen entgegen zu treten.

Die Wut angesichts dessen, was Frauen in Bosnien und anderswo widerfahren ist, habe sie zunächst angetrieben, betont Hauser in ihrer Dankesrede. "Vergewaltigung und andere Formen sexualisierter Gewalt sind für die Überlebenden nicht ein einmaliges Trauma", sondern dies habe "lebenslange und massive Folgen, meist über mehrere Generationen". Für diese Frauen einzutreten, sei nicht nur eine Frage des sozialen Engagement, sondern vor allem auch der politischen Verantwortung.

geflohene Frauen in Darfur (Foto: AP)
Frauen sind oft die ersten Gewaltopfer in KonfliktenBild: AP

Solidarität mit den Opfern

Schließlich sei es unerträglich, dass sich diese Gewalt und ihre schrecklichen Folgen immer wiederholten. Genauso unerträglich sei, das Verhalten der Internationalen Gemeinschaft. Diese würde immer wieder gleich reagieren: abwarten, abwiegeln und "Appeasement-Politik mit Despoten" versuchen. Angesichts der Weltlage könne man sich aber keine Männer mehr leisten, die mit Waffengewalt Probleme lösten. Stattdessen brauche es Solidarität und einen entschlossenen Einsatz für Menschenrechte.

In ihrer Dankesrede forderte Monika Hauser außerdem erneut, endlich mehr Frauen bei Friedensverhandlungen zu beteiligen: "75 Prozent aller Friedensaktivisten weltweit sind Frauen – aber bei Friedensverhandlungen machen sie gerade mal vier bis fünf Prozent aus."

Autorin: Ulrike Mast-Kirschning
Redaktion: Fabian Schmidt