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Europäische Position für "Sky Marshals" gesucht

9. Januar 2004

Die USA wollen, dass bewaffnete "Sky Marshals" interkontinentale Flüge begleiten. Einige europäische Länder sträuben sich dagegen. Nun will Europa den Streit schlichten.

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Ist das die Zukunft? "Sky Marshals" in AktionBild: AP

Seit Anfang des Jahres können US-Behörden Flugzeugen die Landung verbieten, wenn sie keine bewaffneten Flugbegleiter, so genannte "Sky Marshals" an Bord haben. Während einige europäische Länder diese Maßnahmen akzeptieren, weigern sich andere, darunter Norwegen, Dänemark und Portugal bewaffnete Personen an Bord zu lassen. Um diesen Streit zwischen den USA und Europa zu schlichten und eine einheitliche europäische Linie zu finden, plant die irische EU-Ratspräsidentschaft für Freitag (9.1.) ein Treffen, auf dem Vertreter der nationalen Luftfahrtbehörden eine gemeinsame Linie finden sollen.

"Sky Marshals" sind zu teuer

Der Grund für die Ablehnung bewaffneter Flugbegleiter sind für einige europäische Fluggesellschaften die entstehenden Kosten. So fürchtet Georg Fongern von der internationalen Piloten-Vereinigung IFALPA, dass dadurch die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Fluggesellschaften eingeschränkt würde. Denn im Gegensatz zu amerikanischen Fluggesellschaften könne man nicht mit der finanziellen Unterstützung der Regierungen rechnen. Er wirft den USA vor, in die Souveränitätsrechte anderer Staaten einzugreifen und dabei die wirtschaftliche Bedeutung des amerikanischen Marktes auszunutzen.

Die Höhe der Kosten ist bislang jedoch noch unklar, denn die amerikanische Heimatschutzbehörde hat noch keine Angaben darüber gemacht, wie oft und bei welchen Flügen bewaffnetes Personal an Bord sein soll.

Bewaffnetes Flugpersonal ist nichts neues in Europa

Ein Lufthansa Flugzeug startet vom Frankfurter Flughafen
Ein Lufthansa Flugzeug startet vom Frankfurter Flughafen - LH-Maschinen werden sporadisch von Beamten des Bundesgrenzschutzes begleitetBild: AP

Kosten hin oder her - einige europäische Fluggesellschaften erfüllen bereits die neuen US-Direktiven. So werden seit Oktober 2001 zufällig ausgewählte Flüge der deutschen Lufthansa durch Polizisten des Bundesgrenzschutzes begleitet. Gebraucht wurden sie glücklicherweise noch nie. Da allein die Lufthansa täglich rund 30 Maschinen in die USA schickt, ist man von einem umfassenden Begleitschutz allerdings weit entfernt.

Auch in französischen Flugzeugen halten sich seit Ende 2003 bewaffnete Polizisten der Eliteeinheit GIGN für einen eventuellen Einsatz bereit. Ebenso hat die spanische Regierung am Mittwoch (7.1.) ein Abkommen über Sky Marshals mit den USA geschlossen. Neben dem internationalen Luftverkehrsverband (IATA) sagten mehrere Fluggesellschaften ihre Kooperation mit den USA zu. Britische Fluggesellschaften gaben bekannt, dass sie die Anwesenheit von "Sky Marshals" grundsätzlich akzeptieren, mit Ausnahme von Thomas Cook Airlines, einer Tochtergesellschaft der Lufthansa.

Thomas Cook geht sogar soweit, eher Flüge in die USA abzusagen, als sie von "Sky Marshals" begleiten zu lassen. Auch andere Luftverkehrsgesellschaften aus Dänemark, Schweden, Finnland und Portugal lehnen den Einsatz bewaffneter Flugbegleiter ab.

Sicherheit oder Gefahr?

In Großbritannien leisten Piloten heftigen Widerstand gegen "Sky Marshals". Sie befürchten, dass die Anwesenheit bewaffneter Flugbegleiter die Sicherheit eher gefährdet als sie zu gewährleisten. Immerhin müssen Terroristen sich so nicht mehr die Mühe machen, selber Waffen an Bord zu schmuggeln.

Stellt sich die Frage, ob man bewaffnete Flugbegleiter überhaupt braucht? Georg Fonger von der internationalen Piloten-Vereinigung IFALPA meint: Nein - zumal es weitaus günstigere Methoden gäbe Terroranschläge mit Flugzeugen zu verhindern. Verbesserungen der Sicherheitsvorkehrungen an Cockpittüren etwa, oder die Verstärkung der allgemeinen Sicherheit auf Flughäfen, seien weitaus effektiver, als der Einsatz bewaffneter Soldaten in Flugzeugen. "Wir müssen die Gefahr auf dem Boden verhindern. Wenn man in der Luft ist, ist es schon zu spät." (iw)