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Feiern zum Kriegsende

11. November 2008

Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg und Polen wurde unabhängig. Frankreichs Präsident Sarkozy sprach in Douaumont nahe dem einstigen Schlachtfeld von Verdun versöhnliche Worte.

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Sarkozy in Douaumont: 'Der Erste Weltkrieg bedrohte die Idee der Menschlichkeit'
Sarkozy in Douaumont: 'Der Erste Weltkrieg bedrohte die Idee der Menschlichkeit'Bild: AP

Um kurz nach 11 Uhr Ortszeit - dem Zeitpunkt, von dem an am 11. November 1918 nach vier Jahren erbitterter Kämpfe die Waffen schwiegen, schritten Frankreichs Präsident Sarkozy, Bundesratspräsident Peter Müller und Großbritanniens Prinz Charles gemeinsam zur Gedenkstätte in Douaumont bei Verdun und legten Blumengebinde nieder. An der Veranstaltung nahmen auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der Präsident des Europa-Parlaments, Hans-Gert Pöttering, teil

Die Materialschlacht bei der französischen Stadt Verdun 1916 gilt seit Jahrzehnten als Symbol für die Sinnlosigkeit des Krieges. In der Schlacht, die 300 Tage dauerte, wurden mehr als 300.000 Menschen getötet, ohne dass deutsche oder französische Truppen einen Geländegewinn erzielten.

Veteran Allingham legte an der Gedenkstätte Cenotaph in London einen Kranz nieder
Veteran Allingham legte an der Gedenkstätte Cenotaph in London einen Kranz niederBild: AP

Sarkozy schlug in seiner Rede versöhnliche Töne an: "Wenn wir hier vereint sind, wo einst ein französischer Präsident einem deutschen Kanzler brüderlich die Hand gereicht hat, dann feiern wir nicht den Sieg des einen gegen einen anderen", sagte er unter Anspielung auf ein Treffen des damaligen französischen Präsidenten Mitterand und des deutschen Bundeskanzlers Kohl im September 1984. Sie hatten an der Gedenkstätte in Douaumont Hand in Hand gemeinsam der Toten beider Weltkriege gedacht.

EU-Parlamentspräsident Pöttering nannte in seiner Erklärung die Toten des Ersten Weltkrieges "eine Mahnung an das große menschliche Leid kriegerischer Auseinandersetzungen". Heute sehe Europa jedoch einer Zukunft entgegen, "die wir gemeinsam gestalten und deren Herausforderungen wir gemeinsam bewältigen". Europapolitik sei bis heute "im Kern Friedenspolitik".

Sarkozy würdigt Befehlsverweigerer

Darauf legte auch Sarkozy in seiner Rede Wert. Der Erste Weltkrieg sei der erste Konflikt gewesen, der "die Idee der Menschlichkeit an sich bedroht" habe. Der Aufbau Europas, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die Gründung der Vereinten Nationen seien letztlich Folge des Grauens der beiden Weltkriege gewesen.

Sarkozy mit zwei Kindern auf Soldatenfriedhof
Sarkozy ehrte als erster französischer Präsident auch die BefehlsverweigererBild: AP

Sarkozy würdigte erster Präsident die etwa 600 französischen Soldaten, die 1917 im eigenen Land wegen Befehlsverweigerung erschossen worden waren. Sie hatten nach einer Serie verlustreicher und gescheiterter Offensiven im Nordwesten des Landes Befehle zum Weiterkämpfen verweigert. 90 Jahre nach dem Ende des Krieges sei es an der Zeit anzuerkennen, dass viele der Hingerichteten keine Feiglinge gewesen seien, so Sarkozy.

In Großbritannien nahmen an den Feiern drei der vier einzigen noch lebenden Veteranen teil. Als Henry Allingham (112 Jahre), Harry Patch (110 Jahre) und Bill Stone (108 Jahre) am Kriegsdenkmal Cenotaph in London erschienen, brandete Beifall auf. "Ich bin so glücklich, heute hier sein zu können", sagte Stone. "Es ist eine Ehrung für eine gesamte Generation". Alle drei legten Kränze zur Erinnerung an die gefallenen britischen Soldaten nieder.

Empfang von Prinz Charles und Frau Camilla vor der Gedenkfeier in Douaumont im Elysée-Palast
Empfang von Prinz Charles und Frau Camilla vor der Gedenkfeier in Douaumont im Elysée-PalastBild: AP

Merkel feiert in Polen

Kanzlerin Angela Merkel nahm nicht an den Feiern in Frankreich teil, da sie frühzeitig eine Einladung des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski angenommen hatte. Für Polen, das Ende des 18. Jahrhunderts zwischen Russland, Österreich und Preußen geteilt worden war, bedeutet das Ende des Ersten Weltkrieges auch die Unabhängigkeit nach 123 Jahren. Die zentrale Feier auf dem Warschauer Pilsudksi-Platz verfolgte Merkel zusammen mit 16 ausländischen Staatschefs, unter ihnen die Präsidenten der Ukraine, Afghanistans und Georgiens.

Kaczynski sagte in seiner Ansprache, dass in der Europäischen Union weiter Patriotismus gebraucht werde. Für Polen sei Patriotismus auch notwendig, um das Land zu entwickeln und den Abstand zu verringern, der es von den reichen Staaten trenne.

Kanzlerin Merkel im Kreis von 16 weiteren ausländischen Staatschefs in Warschau
Kanzlerin Merkel im Kreis von 16 weiteren ausländischen Staatschefs in WarschauBild: AP

Für zum Teil scharfe Kritik in der polnischen Öffentlichkeit hatte die Entscheidung des Präsidenten gesorgt, den früheren Staatschef, Friedensnobelpreisträger und Mitbegründer der Gewerkschaft Solidarnosc, Lech Walesa, nicht einzuladen. Die beiden Kaczynski-Brüder werfen ihm vor, Agent des kommunistischen Geheimdienstes gewesen zu sein. (hy)