1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Europol bereitet sich auf die Einführung des Euro vor

Gerda Meuer14. November 2001

Der Euro bietet auch Fälschern neue Chancen. Mit den Sicherheitsrisiken wachsen die Anforderungen an die europäische Polizeibehörde Europol.

https://p.dw.com/p/u4O
Der Euro: Chance für Kriminelle?Bild: EZB

Es muss der Traum eines jeden Geldfälschers und auch eines Geldwäschers sein: Soviel neues und unbekanntes Geld wird so schnell nicht mehr auf Europas Straßen sein, wenn in den nächsten Tagen in den zwölf Staaten der Euro-Zone Geldtransporte mit der neuen gemeinsamen Währung rollen. 14 Milliarden Banknoten und 65 Milliarden Münzen werden kreuz und quer durch Europa transportiert. Und bevor die D-Mark, die Lire, der Franc oder der Gulden in einigen Monaten ganz verschwunden sind, lässt sich vielleicht noch das eine oder andere kriminelle Geschäft abwickeln.

Die Sicherheitsrisiken der Euro-Umstellung sind sicherlich die aktuellste Herausforderung, mit der sich der Chef von Europol, der europäischen Polizeibehörde, zurzeit herumschlägt. Der Deutsche Jürgen Storbeck leitet seit 1999 das Amt mit Sitz in Den Haag. Die Zeit sei für Räuber und Betrüger ideal, meint Storbeck im Gespräch mit der Deutschen Welle.

"Der Euro ist vielleicht die fälschungssicherste Währung, die jemals in Europa in Umlauf gekommen ist. Aber wir haben ein anderes Problem: Eine Währung ist nur dann wirklich sicher, wenn der Bürger, der damit umgeht, auch erkennt, ob es sich um echte Währung, echtes Geld handelt. Das ist das Problem. Die neuen Techniken des Fotokopierens sind so weit fortgeschritten, dass gerade in der Anfangsphase der Umstellung relativ echt aussehende Kopien hergestellt werden können, die haben dann zwar keine Sicherheitsmerkmale, aber das muss der Bürger erst einmal erkennen."

Europol hat in diesem Fall, wie auch in anderen, keine eigenen Ermittlungsbefugnisse. Die Behörde koordiniert, stellt Gefahren- oder Bedrohungsszenarien auf, versucht die nationalen Behörden in ihrer Arbeit zu unterstützen. In der eigentlichen Phase der Euroumstellung ab Januar 2002, so vermutet der Europol-Chef, setzen die Fälscher noch nicht auf die neue Währung: "Also wir haben Informationen und werden darin auch von den nationalen Behörden bestätigt, dass gegenwärtig verstärkt Altwährung gefälscht wird. Es ist eine einmalige Chance alte Bestände loszuwerden, alte Druckstöcke zu nutzen. Und man erhofft sich in dieser Phase, wenn sehr viel neues Bargeld im Umlauf ist, dass die Aufmerksamkeit des einzelnen für die Altwährung zurückgeht."

Zu den Fälschern, so vermutet Europol, werden einerseits kleine Banden gehören, jeder Kleinkriminelle könne sich heute mit den modernen Fotokopierern gut versorgen. Aber auch die organisierte Kriminalität ist nach Erkenntnissen der Behörde groß in das Geschäft eingestiegen. Und letztere, so Storbeck, verfüge über einen großen Vorteil: sie weiß, wie man das falsche Geld gut unter die Leute bringt, denn sie hat die besseren Verteilernetze. Diese gut organisierten Gruppen könnten innerhalb der EU sitzen, aber auch auf dem Balkan oder im Nahen Osten. Dort und in anderen Drittstaaten seien die Chancen entdeckt zu werden kleiner, meint der Europolchef:"Auf die Fälschung von US-Dollar haben sich Kolumbianer spezialisiert, die die Blüten in Südamerika verteilen. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Kolumbianer sich sagen: Jetzt ist der Euro da, der ist genauso weltweit gültig wie der Dollar, also werden wir den Euro fälschen."

Storbeck fügt aber hinzu: "Beweisen können wir das nicht." Doch aufmerksam zugehört wird in Sachen "Euro" mit Sicherheit, wenn die Behörde in Den Haag warnt. Zwar wird das Amt nach Einschätzung ihres Leiters in den nächsten Jahren kaum zu einem europäischen FBI werden. Dazu sind Polizei und Justiz in den Mitgliedsstaaten der EU noch zu weit voneinander entfernt. Aber die Rolle von Europol habe
sich mit der Einführung des Euro verändert, meint Storbeck. Das Amt habe eine eigene Verantwortung bekommen: Denn polizeilich geschützt werden könne der Euro nicht mehr national, sondern nur von einer gemeinsamen Zentralbehörde der Europäischen Union.