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Milliardenabschreibungen

1. April 2008

Die internationale Kreditkrise hat tiefere Spuren im europäischen Finanzsektor hinterlassen als bislang angenommen. Sowohl die Schweizer Bank UBS als auch die Deutsche Bank müssen weitere Milliarden Euro abschreiben.

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Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann lacht
Eigentlich sollte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann das Lachen langsam vergehenBild: AP

Deutschlands größtes Geldhaus, die Deutsche Bank, erwartet für das erste Quartal 2008 zusätzliche Belastungen von 2,5 Milliarden Euro. Die neuen Wertberichtigungen fielen bei Kreditzusagen und Krediten für Übernahmefinanzierungen, bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen und bei verbrieften US-Wohnungsbaukrediten an. In den vergangenen Wochen hätten sich die Bedingungen und das Marktumfeld für derartige Finanzprodukte weiter "erheblich verschlechtert", teilte die Deutsche Bank am Dienstag (1.4.2008) mit.

Diese Bekanntgabe neuerlicher Abschreibungen kommt allerdings nicht völlig unerwartet: Bereits in der vergangenen Woche hatte das Finanzinstitut in seinem Geschäftsbericht vor Abschreibungen und rückläufigen Ergebnissen im Investmentbanking gewarnt. Diese könnten das Ziel eines bereinigten Vorsteuergewinns von 8,4 Milliarden Euro infrage stellen, hieß es bei der Deutschen Bank.

Geschicktes Timing

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat zumindest den Zeitpunkt für die Bekanntgabe dieser Hiobsbotschaft geschickt gewählt: "Die Deutsche Bank hat das Timing genutzt, um sich an die UBS ranzuhängen und den Markt dann nicht noch einmal zu verunsichern", sagte Marktanalyst Heino Ruland von FrankfurtFinanz.

Tatsächlich hatte kurz vor der Deutschen Bank auch die Schweizer Großbank UBS den Markt über weitere Milliardenabschreibungen im ersten Quartal informiert: Wertberichtigungen in Höhe von 12,1 Milliarden Euro würden voraussichtlich zu einem Nettoverlust in den ersten drei Monaten von 7,6 Milliarden Euro respektive zwölf Milliarden Schweizer Franken führen, teilte das Schweizer Institut am Dienstag in Zürich mit.

Großaufräumen bei UBS

Logo von UBS
Die UBS hat es bislang am schlimmsten getroffenBild: picture-alliance/ dpa

Um der Krise zu begegnen und die Liquidität der Bank sicherzustellen, setzt die UBS nun zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit auf eine Kapitalerhöhung. Dafür sollten vier internationale Großbanken insgesamt 15 Milliarden Franken aufbringen, erklärte UBS. Zudem versucht die Schweizer Großbank, reinen Tisch zu machen: So soll das Geschäft mit US-Immobilien in eine eigene Sparte ausgegliedert werden. Die UBS hat nach eigenen Angaben seine Positionen im danieder liegenden US-Hypothekenmarkt inzwischen auf 15 Milliarden US-Dollar reduziert.

Auch in anderer Hinsicht versucht die Bank, sich von ihren "Altlasten" zu trennen: Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel wird nicht mehr zu Wiederwahl antreten. Sein Nachfolger soll das Konzernleitungs-Mitglied Peter Kurer werden.

Europas Abschreibeprimus

Der langsame Niedergang einer europäischen Großbank spiegelt sich auch im Kurs der UBS-Aktie wider: Seit Anfang des Jahres hat der Titel mehr als 40 Prozent seines Wertes eingebüßt. Im vergangenen Jahr war die UBS durch die Finanzkrise erstmals in ihrer Geschichte in die roten Zahlen gerutscht. Die drittgrößte europäische Bank musste 18,4 Milliarden Dollar wegen Fehlspekulationen mit faulen US-Immobilienkrediten abschreiben – so viel wie keine andere europäische Bank.

Dagegen hatte der deutsche Branchenprimus zumindest im vergangenen Jahr die Krise – trotz Abschreibungen in Höhe von gut 2,3 Milliarden Euro – weitaus besser überstanden als viele seiner Kollegen: Die Deutsche Bank verbuchte 2007 einen Rekordgewinn von 6,5 Milliarden Euro. (ag)