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Eusébio wurde 70

24. Januar 2012

Trotz Cristiano Ronaldo und Luis Figo wird Eusébio in seiner Heimat noch immer als bester portugiesischer Fußballer aller Zeiten verehrt. Der legendäre Stürmer gilt zudem als erster Superstar des afrikanischen Kontinents

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Eusébio im Spiel um Platz drei bei der WM 1966. Foto: dapd/AP
Eusébio (r.) bei der WM 1966Bild: AP

Eusébio erging es in den 1960er Jahren wie heute dem Spanier Xavi oder dem Portugiesen Cristiano Ronaldo. Stehen diese beiden Stars aktuell eindeutig im Schatten des alle überragenden Argentiniers Lionel Messi, schwärmte zu Eusébios Zeiten die Fußball-Welt meist von Pelé, dem Superstar aus Brasilien. Dabei war auch der Portugiese ein Stürmer von Weltklasseformat.

Ball aus Lumpen

Pele und Eusébio. Foto: AP
Die besten Stürmer ihrer Zeit: Pele (l.) und EusébioBild: AP

Am 25. Januar 1942 erblickte Eusébio da Silva Ferreira in der damaligen portugiesischen Kolonie Mosambik das Licht der Welt: in Lourenço Marques, der heutigen Hauptstadt Maputo. Eusébio wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater starb, als er fünf Jahre alt war. Eusébios Mutter musste neun Kinder durchbringen. Täglich spielte Eusébio auf der Straße "mit einem Ball aus zusammengeflickten Lumpen", wie er später erzählte. Mit 15 Jahren trat Eusébio in den Sporting Club Lourenço Marques ein. Drei Jahre später rissen sich die portugiesischen Renommiervereine Sporting und Benfica Lissabon darum, den talentierten Stürmer aus Afrika unter Vertrag zu nehmen. Benfica machte schließlich das Rennen.

Torriecher

Mannschaftsfoto Benfica Lissabon 1968. Foto: dpa
Benfica verdankt Eusébio (unten, 3.v.r.) vielBild: picture-alliance/dpa

Eusébio steht für die erfolgreichste Zeit des Clubs. In 313 Ligaspielen erzielte der Stürmer 320 Tore – eine geradezu unglaubliche Trefferquote. Elf portugiesische Meistertitel und fünf Pokalsiege feierte Eusébio mit Benfica. 1962 war der Torjäger überragender Spieler im Finale um den Europapokal der Landesmeister. Lissabon gewann gegen Real Madrid mit 5:3, Eusébio steuerte zwei Treffer bei. Der "Schwarze Panther", wie ihn Medien und Fans nannten, war pfeilschnell, verfügte über eine exzellente Schusstechnik und einen ausgeprägten Torinstinkt. 1965 wurde Eusébio zu "Europas Fußballer des Jahres" gewählt, 1968 und 1973 erhielt er den "Goldenen Schuh" als Europas Torschützenkönig des Jahres.

Bester Spieler der WM 1966

Gerd Müller und Eusébio mit Goldenem Schuh 2006. Foto: dpa/Pressefoto Ulmer
Zwei Legenden: Eusébio mit Gerd Müller (l.)Bild: picture alliance/Pressefoto Ulmer

Nicht nur Benfica Lissabon, auch die portugiesische Nationalmannschaft profitierte von Eusébios Torriecher. Er führte das Team zur WM 1966 in England. Das Turnier markiert den Höhepunkt seiner Karriere. Eusébio war mit neun Treffern Torschützenkönig und wurde anschließend auch zum besten Spieler der WM gewählt. Portugal besiegte in der Vorrunde überraschend Titelverteidiger Brasilien mit 3:1, Eusébio traf zweimal. Fußballgeschichte aber schrieb er im Viertelfinale gegen Nordkorea. 0:3 lagen die Portugiesen gegen das Überraschungsteam aus Asien zurück, ehe sie angeführt vom überragenden Eusébio das Spiel noch drehten und 5:3 gewannen. Eusébio erzielte vier Tore. Portugal beendete das Turnier auf Platz drei.

Wechsel verhindert

Eusebio vor Abbildung einer Münze (Foto: dapd/AP)
Eusebio will kürzer tretenBild: dapd

Eusébio verdiente bei Benfica Lissabon gut, doch im Gegensatz zu Gagen anderer Superstars seiner Zeit wie Pelé, Franz Beckenbauer oder Bobby Charlton nahm sich sein Gehalt sehr bescheiden aus. Der Club verhinderte einen Wechsel nach Spanien oder Italien, indem er überhöhte Ablösesummen forderte. Dreimal habe er sogar den Staatspräsidenten gebeten, das Land verlassen zu dürfen, berichtete Eusébio später. Dreimal seien seine Gesuche mit dem Hinweis abgelehnt worden, er gehöre dem portugiesischen Volk. Erst mit 33 Jahren, gegen Ende seiner Karriere, wechselte Eusébio in die USA und nach Mexiko. Später kehrte er zu Benfica zurück und trainierte die Nachwuchsmannschaften.

Eusébio feierte seinen 70. Geburtstag mit seiner Familie in Lissabon. Das Weihnachtsfest hatte er nach einer Lungenentzündung im Krankenhaus verbringen müssen. Er wolle 2012 kürzer treten, sagte Eusébio. Vor dem Estádio da Luz in Lissabon erinnert heute eine große Bronzestatue an den berühmtesten Spieler des Clubs.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Arnulf Boettcher