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Evangelischer Sonntagsgottesdienst aus Hannover

4. März 2012

Der Deutschlandfunk überträgt den Gottesdienst aus der Marktkirche

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Innenansicht der Evangelischen Marktkirche
Evangelische Marktkirche HannoverBild: Thomas Dörken-Kucharz

Kein Segen in der Rosenstraße

Mit einem virtuellen Gang durch eine Wohnung beginnt der ungewöhnliche Radiogottesdienst. Es geht um das Thema „Häusliche Gewalt“. Am Beispiel der Wanderausstellung „Rosenstraße 76“, die an diesem Tag in Hannover eröffnet wird, kommen Mitarbeitende aus mehreren Beratungsstellen zu Wort. Der Bischof der hannoverschen Landeskirche, Ralf Meister, wird predigen.

„Häusliche Gewalt ist nach wie vor eine der stärksten Bedrohungen menschlicher Sicherheit“, so Landesbischof Ralf Meister. Dabei gehe es um unterschiedliche Formen der Gewalt, von psychischer Gewalt bis hin zu massiven Formen wie sexuellen Belästigungen, Vergewaltigungen oder gar Tötungsdelikten. Das vertrauensvolle Miteinander von Menschen, die in einer Partnerschaft, Ehe oder Familie leben, werde so zu einem Ort des Schreckens, so Bischof Meister: „Mit dem Projekt ´Rosenstraße 76´ stellt sich die Ev.-luth. Landeskirche Hannovers an die Seite all derer, die durch ihre engagierte und sorgfältige Arbeit häuslicher Gewalt entgegentreten. In diesem Projekt verbinden sich in einem festen Bündnis Kirche und Gesellschaft, um gemeinsam Wege aus der täglichen Gewalt aufzuzeigen.“

Die Ausstellung „Rosenstraße 76“ zeigt eine ganz „normale“ Wohnung. Im Flur hängt ein Segenswort: „Herr, segne dieses Haus“, doch der Segen hängt schief. Denn hinter den Türen kommt es zu Übergriffen, von Demütigungen bis zu Gewalt. Auch das Thema „Gewalt in der Pflege“ soll angesprochen werden. In einem Raum steht ein Pflegebett: „Die Enge ist spürbar, die wenige Zeit ist auf dem Wochenplan zu sehen“, so Franziska Müller-Rosenau, Landespastorin für Frauenarbeit. „Aber was ist wenn die Grenzen der Kraft erreicht sind? Werden dann die Gitter hochgezogen? Schlaufen sind da für die Handgelenke. Hören die Nachbarn kein Rütteln und Rufen?“

„Es gibt Wege aus diesem Verhängnis“, ergänzt Henning Busse, Landespastor für Männerarbeit: „Wenn Frauen, Männer oder Kinder häusliche Gewalt erfahren haben, können sie Hilfe in Anspruch nehmen. Und auch wer zum Täter geworden ist, kann an sich arbeiten. Aber alle müssen nicht weg-, sondern hinsehen. Das ist der Weg, um häusliche Gewalt zu überwinden“. Bei den „Aktionswochen gegen häusliche Gewalt“ in Hannover mit zahlreichen Veranstaltungen sind rund 45 Einrichtungen aus Kirche und Gesellschaft beteiligt.

Für die musikalische Gestaltung des vom Frauen- und Männerwerk gemeinsam vorbereiteten Radiogottesdienstes sorgt der „Ehemaligen“-Mädchenchor Hannover unter der Leitung von Professorin Gudrun Schroefel. Die Orgel wird gespielt von Stadtkantor Ulfert Smidt. Am Flügel ist Lennart Smidt zu hören, Paul Engelmann spielt das Saxophon. Liturgin ist Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel-Liebermann. Sie hofft, dass der Gottesdienst „geschlagenen Frauen und Kindern Mut macht, die Opferrolle zu verlassen und nicht länger zu schweigen."

Übertragen wird der Themengottesdienst aus der mehr als 600 Jahre alten Marktkirche in Hannover. Sie ist eine dreischiffige Hallenkirche mit einem fast 100 m hohen Turm im Zentrum der Stadt Hannover. Der Raum ist schlicht wie zur Zeit des Mittelalters. Backsteinwände, mächtige Säulen und gotische Gewölbe bestimmen den Raum. Hohe Fenster lassen viel Licht in das langgestreckte Kirchenschiff. Eine Besonderheit ist die neue Orgel mit mehr als 4000 Pfeifen. Die Gemeinde bietet in ihrer Citykirchenarbeit neben zahlreichen musikalischen Veranstaltungen auch Vorträge und Ausstellungen an.