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Ex-Agentin auf Staatsbesuch in Japan

22. Juli 2010

1987 sprengte Kim Hyon-hoi ein südkoreanisches Flugzeug in die Luft. Nun gibt sie den Angehörigen japanischer Entführungsopfer neue Hoffnung.

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Propagandaveranstaltung mit Kindern in Nordkorea (Foto: AP)
Als junge Frau glaubte sie der PropagandaBild: AP

Schauspielerin wollte sie werden, später studierte sie an einer Dolmetscherschule. Doch bekannt wurde Kim Hyun-hoi als Terroristin im Auftrag Pjöngjangs. Kim gehört bis heute zu den hochrangigsten nordkoreanischen Agenten, die jemals gefasst wurden. Nun reist sie nach Japan, wo sie unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen in der Sommerresidenz des ehemaligen Premierministers Yukio Hatoyama übernachtet.

Attentat auf Flug 858

Kim Hyon-hoi (Foto: picture alliance/dpa)
Kim Hyon-hoi, reuige Ex-Spionin aus NordkoreaBild: picture-alliance/dpa

Kim Hyun-hoi wuchs als Tochter eines Diplomaten auf und wurde mit 19 Jahren vom nordkoreanischen Geheimdienst angeworben. 1987 sprengte sie gemeinsam mit einem Kompagnon eine Boeing der südkoreanischen Fluggesellschaft Korean Air mit 115 Passagieren in die Luft. Der Flug mit der Nummer 858 war auf dem Weg von Bagdad nach Seoul. Kim und ihr Partner, die mit japanischen Pässen unterwegs waren, hatten das Flugzeug bei einem Zwischenstopp am Golf verlassen und einen Sprengsatz im Handgepäck zurückgelassen. Beide wurden kurze Zeit später gefasst. Ihrem Kompagnon gelang es, sich mit einer Zyankali-Kapsel umzubringen. Ihr aber kam das Sicherheitspersonal zuvor, der Selbstmordversuch misslang. Kim wurde an Südkorea ausgeliefert und zum Tod verurteilt. Später begnadigte sie Präsident Roh Tae-woo.

Megumi Yokota (Foto: picture alliance/dpa)
Megumi Yokota wurde 1977 auf dem Schulweg entführtBild: picture-alliance/dpa

In Japan trifft Kim die Angehörigen von Entführungsopfern. Die nordkoreanische Regierung hat 2002 eingeräumt, in den siebziger Jahren 13 Menschen aus Japan nach Nordkorea entführt zu haben, offenbar, um nordkoreanische Agenten auf Einsätze in Japan vorzubereiten. Fünf von ihnen sind inzwischen zurückgekehrt, die restlichen acht seien gestorben, erklärt Pjöngjang. Die japanische Regierung hat bisher vergeblich Beweise für diese Behauptung verlangt.

Auf Kims Agenda steht auch ein Treffen mit den Eltern des jüngsten Entführungsopfers. Megumi Yokota war erst 13 als sie auf dem Heimweg von der Schule verschwand. Das Regime in Pjöngjang behauptet, sie sei habe sich 1994 das Leben genommen. Die Eltern hoffen nun "auf Geschichten von Megumi, die wir noch nicht gehört haben“, vertraute der 77-jährige Vater japanischen Medien an. Kim Hyon-hui behauptet, Megumi einmal während ihrer Ausbildung zur Spionin getroffen zu haben.

Sondergenehmigung für die Einreise

Kim Jong Il mit Uniformierten (Foto: AP)
Das Militär handelt in enger Absprache mit Kim Jong-il, glaubt die Ex-AgentinBild: AP

Kim lebt heute in Südkorea an einem geheimen Ort. Sie ist mit ihrem ehemaligen Bodyguard verheiratet und hat zwei Kinder. Ihre Erinnerungen sind 1993 unter dem Titel "Die Tränen meiner Seele" erschienen. Bis heute meldet sie sich gelegentlich mit Einschätzungen zu Nordkorea zu Wort, zuletzt auch in der Krise um das südkoreanische Kriegschiff, das im März offenbar von einem nordkoreanischen Torpedo versenkt wurde. "Ein solcher Anschlag kann nicht ohne Wissen Kim Jong-Ils stattfinden", sagte sie im Juni einem südkoreanischen Magazin. Dass sie nun unter großem Sicherheitsaufgebot nach Japan reist, stößt dort auch auf Kritik. Für ihre Reise war eine Sondergenehmigung des Justizministers nötig, denn die japanischen Einreisegesetze verbieten jedem die Einreise, der im Ausland zu einem Jahr Haft oder mehr verurteilt wurde.

Bereits im März 2009 hatte Kim Hyun-hoi die Angehörigen eines japanischen Entführungsopfers in der südkoreanischen Stadt Pusan getroffen. Für die Angehörigen, die seit mehr als dreißig Jahren nichts mehr von ihren entführten Verwandten gehört haben, sind die 23 Jahre alten Erinnerungen Kims das erste Lebenszeichen seit langem. Sie erwarte ein "sehr emotionales Gespräch", erzählte Megumi Yokotas Mutter der Presse vor dem Treffen.

Autor: Mathias Bölinger (afp, dpa)
Redaktion: Silke Ballweg