1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Insiderhandel

28. Mai 2008

Bevor der Luftfahrt-Konzern EADS vor zwei Jahren an der Börse einbrach, sollen führende Manager Kasse gemacht haben. Ein Ex-Chef sitzt nun wegen vermuteten Insiderhandels in Haft. Gegen 16 weitere Manager wird ermittelt.

https://p.dw.com/p/E7ho
Mann in Anzug hinter Mikrofon (15.1.2004, Paris, Quelle: AP)
Aktien zu schnell verkauft, jetzt schnell in Haft: Noel ForgeardBild: AP

Der frühere Co-Chef des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS, Noel Forgeard, ist am Mittwoch (28.5.2008) wegen Verdachts auf Insiderhandel festgenommen worden. Der 61-Jährige sei bei seiner Vernehmung durch Finanzermittler in Polizeigewahrsam genommen worden, teilten Justizvertreter am Mittwoch in Paris mit. Damit können die Ermittler Forgeard ohne richterlichen Beschluss 48 Stunden festhalten und befragen.

Nach der Sammelklage von Kleinaktionären hatte die Finanzpolizei 2006 eine Untersuchung wegen des Verdachts auf Insiderhandel zahlreicher EADS-Manager eröffnet. Sie sollen im Wissen über drohende Lieferverzögerungen beim Airbus-Superjumbo A380 massiv Aktien verkauft haben, bevor der Kurs nach Bekanntgabe der Pannen abstürzte.

Aktienverkauf vor dem Börsencrash

Mann neben Modellbauversion eines Airbus A380 Flugzeugs (1.8.2007, Ahlhorn - Deutschland, Quelle: AP)
Lieferverzögerungen beim A380 ließen den Börsenkurs von EADS zeitweise um ein Viertel einbrechenBild: AP

Ein Untersuchungsbericht der französischen Börsenaufsicht AMF wirft Forgeard vor, schon am 3. November 2005 von internen Dokumenten gewusst zu haben, in denen die finanziellen Aussichten des Konzerns deutlich nach unten korrigiert wurden. Forgeard hatte dann am 17. November 2005 und dann nochmals am 9. und 15. März 2006 insgesamt 360.000 EADS-Aktien im Wert von insgesamt 4,3 Millionen Euro verkauft. Am 13. Juni 2006 gab EADS dann die Lieferverzögerungen beim Airbus A380 bekannt, was den Kurs der Aktie um mehr als ein Viertel einbrechen ließ. Kurz darauf trat Forgeard zurück.

Forgeard, der vor seiner Zeit als EADS-Chef sieben Jahre an der Spitze des Flugzeugbauers Airbus stand, hat immer seine Unschuld beteuert. Am Ende des Polizeigewahrsams müsste er entweder freigelassen oder einem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Nur dieser könnte entscheiden, ob gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Bisher wird noch kein EADS- oder Airbus-Manager in der Affäre strafrechtlich verfolgt.

17 Manager und Daimler im Visier

Mann in Anzug auf Podium vor grauem Hintergrund mit den Buchstaben EADS (6.7.2006, Dresden, Quelle: AP)
Auch Airbus-Chef Enders ist im Visier der ErmittlerBild: AP

Die Börsenaufsicht hat ein Sanktionsverfahren gegen insgesamt 17 EADS-Manager eingeleitet. Darunter ist auch Airbus-Chef Thomas Enders, der vor der A380-Krise zwei Aktienpakete verkauft hatte. Im Bericht der AMF, der an die Staatsanwaltschaft übermittelt wurde, ist von «massivem Insiderhandel» zwischen Ende 2005 und Anfang 2006 die Rede. Neben den Managern werden auch die Großaktionäre Daimler und Lagardère verdächtigt, illegal Millionen verdient zu haben.

Ein EADS-Sprecher lehnte am Mittwoch jeden Kommentar zur Festnahme Forgeards ab. Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath sagte, das Management sei durch die jüngste Entwicklung nicht geschwächt. Enders konzentriere sich vollständig auf seinen Job und es gelte die Unschuldsvermutung. Im Rahmen des AMF-Verfahrens wird der Deutsche demnächst angehört. (rri)