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Urteil im Enron-Prozess

24. Oktober 2006

Der Enron-Skandal ist verknüpft mit Bilanzbetrug, Massenentlassungen und Milliardenverlusten. Dem Ansehen der Unternehmenskultur in den USA hat er massiv geschadet. Nun wurde das Urteil gegen den Ex-Enron-Chef verkündet.

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Jeff Skilling und sein Anwalt Petrocelli
Jeff Skilling (l.) geht für 24 Jahre ins Gefängnis - sein Anwalt (r.) konnte das nicht verhindernBild: AP
In Handschellen betritt der frühere Enron-Chef Kenneth Lay am 8. Juli 2004 das Gericht in Houston
In Handschellen betritt der frühere Enron-Chef Kenneth Lay am 8. Juli 2004 das Gericht in HoustonBild: AP

In einem der spektakulärsten Wirtschaftsbetrugsprozesse der Vereinigten Staaten ist der ehemalige Enron-Chef Jeffrey Skilling zu einer Gefängnisstrafe von 24 Jahren und vier Monaten verurteilt worden. Der 52-Jährige muss außerdem Schadenersatz in Höhe von umgerechnet rund 36 Millionen Euro zahlen. Dieses Urteil verkündete Bezirksrichter Sim Lake am Montag (23.10.) in Houston (Texas). Zuvor hatte er noch sieben Betroffene in dem Skandal um den zusammengebrochenen Energieriesen angehört.

Eine Jury hatte Skilling bereits im Mai in 19 Fällen des Betrugs und der Verschwörung schuldig gesprochen. Der Richter orientierte sich an der unteren Grenze des möglichen Strafmaßes, das nach dem Schuldspruch der Jury zwischen 24 und 30 Jahren lag.

Skilling sieht sich als unschuldig

Vor der Verkündung des Strafmaßes sagte Skilling, er bereue, was bei Enron geschehen sei. "Ich hatte Freunde, die gestorben sind, gute Menschen", sagte der Manager. Dennoch hielt er an seiner Darstellung fest, dass er kein Verbrechen begangen habe. "Ich bin in jedem einzelnen Anklagepunkt unschuldig", betonte er. Den Niedergang von Enron begründete er erneut mit Kredit- und Liquiditätsproblemen.

In einer Erklärung der Staatsanwaltschaft heißt es: "Jeffrey Skilling wird für einen der größten Betrugsfälle in der Unternehmensgeschichte der USA mehr als 24 Jahre im Gefängnis verbringen." Mit dem Urteil werde eine gewisse Gerechtigkeit für Tausende von Menschen hergestellt, die ihre Jobs oder auch ihre Ersparnisse verloren hätten.

Leere Pensionskassen

Enron gehörte einst zu den zehn größten US-Unternehmen mit einem Börsenwert von 68 Milliarden Dollar. Im Dezember 2001 brach der Konzern nach Bilanzbetrügereien unter einem milliardenschweren Schuldenberg zusammen. Die Geschäftsführung beantragte Gläubigerschutz. Wegen des Bilanzbetruges verloren mehr als 4000 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze. Milliarden Dollar in den Pensionskassen der Mitarbeiter gingen verloren. Anleger mussten mit ansehen, wie ihre Enron-Aktien von einst fast 90 Dollar bis auf wenige Cent abstürzten. Sie büßten Milliardenbeträge ein.

Der Eingang zum früheren Stammsitz Enrons in Houston
Der Eingang zum früheren Stammsitz Enrons in HoustonBild: AP

In dem Enron-Prozess war der andere Chef Kenneth Lay ebenfalls von einer Jury schuldig gesprochen worden. Der 64-Jährige starb jedoch im Juli, bevor das Strafmaß gegen ihn verhängt wurde. In der vergangenen Woche hatte ein US-Gericht Lays Verurteilung aufgehoben, weil dieser keine Möglichkeit zu einem Berufungsverfahren mehr gehabt hatte.

Außer Skilling muss auch der ehemalige Enron-Finanzchef Andrew Fastow ins Gefängnis. Der 44-Jährige bekam im September mit rund sechs Jahren ein vergleichsweise mildes Urteil, nachdem er mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet und Reue gezeigt hatte. Die Aussagen von Fastow hatten maßgeblich zur Verurteilung der einstigen Enron-Chefs Lay und Skilling beigetragen.

Nach Ansicht von Staatsanwalt Sean Berkowitz hat der Skandal dem gesamten Wirtschaftsleben in den USA geschadet. "Die Integrität des gesamtes Marktes wurde durch die Ereignisse bei Enron erschüttert", sagte er. "Die Menschen haben ihr Vertrauen und ihren Glauben an den Markt verloren." Enron stehe mehr als irgendeine andere Firma für Betrügereien von Unternehmen. (mas)