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Vom Rebellen zum Premier

15. August 2008

Marsch durch die Institutionen auf nepalesisch: Der frühere maoistische Rebellenchef Pushpa Kamal Dahal ist zum neuen Premier Nepals gewählt worden. Die viermonatige Regierungskrise ist damit passée.

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Nepals neuer Premier Pushpa Kamal Dahal (7.4.2008, Quelle: AP)
Nepals neuer Premier Pushpa Kamal DahalBild: AP

Für den als Prachanda bekannten Chef der Maoistischen Partei stimmten am Freitag (15.8.2008) mehr als zwei Drittel der Abgeordneten. Damit setzte er sich gegen seinen Konkurrenten Sher Bahadur Deuba von der Kongresspartei durch. Die Parteien hatten sich seit der Parlamentswahl im April nicht auf eine Regierungsbildung verständigen können. Die Maoisten hatten zuvor jahrelang gegen die Monarchie in Nepal gekämpft, die im Mai offiziell abgeschafft wurde.

Unter dem Kampfnahmen Prachanda, "der Wilde" wurde der neue Ministerpräsident als Chef der Maoisten in Nepal international bekannt. Ein Jahrzehnt lang führte der heute 53-Jährige den bewaffneten Aufstand gegen die Monarchie in dem Himalaya-Staat an. Prachanda erreichte sein Ziel: Der König wurde entmachtet, die Monarchie wurde abgeschafft und die Republik ausgerufen. Prachanda und seine Mitstreiter legten im Jahr 2006 die Waffen nieder. Die Maoisten sind inzwischen stärkste Partei in Nepal. Nun ist Prachanda nicht mehr geächteter Rebellenchef, sondern maoistischer Premierminister in Kathmandu.

Rücksichtsloser Aufstand

Sich selbst beschrieb Prachanda in einem Interview im Jahr 2000 als Sohn einer armen Familie aus der Stadt Pokhara. Mit 17 habe er begonnen, sich für den Kommunismus zu interessieren, sagte er. "Was mich beeindruckte, überzeugte, war die Große Proletarische Kulturrevolution in China. Mao, die Kulturrevolution, all die antirevisionistischen Bewegungen: All diese Sachen beeindruckten mich." Unter seiner Führung standen die Maoisten während ihres Aufstandes im Ruf, rücksichtslos mit Gegnern umzugehen. Mehr als 13.000 Menschen kamen in dem Konflikt ums Leben.

Zehn Jahre lang gelang dem damaligen Staatsfeind Nummer eins – der einst Agrarwissenschaften studiert und später als Lehrer gearbeitet haben soll - das Überleben im Untergrund. Seine Familie ist nicht minder kommunistisch geprägt als er. Der britischen BBC sagte Prachanda 2006, er habe drei Töchter und einen Sohn, die alle die maoistische Bewegung unterstützten. Seine Ehefrau sei Parteifunktionärin. Kennengelernt habe er sie bei den Maoisten.

Der "Wilde" ist gezähmt

Inzwischen schlägt Prachanda sanftere Töne an. Statt von der kommunistischen Weltherrschaft spricht er lieber von internationaler Kooperation. Nach dem Wahlsieg im April betonte er, die Maoisten würden weiter mit anderen Parteien und der Internationalen Gemeinschaft sowie den mächtigen Nachbarn China und Indien zusammenarbeiten. Eine andere Wahl dürfte Prachanda als Regierungschef eines der ärmsten Länder der Welt, das auf ausländische Hilfe angewiesen ist, allerdings auch kaum haben. (mg)