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Exotische Eissorten auf dem Vormarsch

Marcus Lütticke11. August 2013

An einem warmen Sommertag gibt es kaum etwas Erfrischenderes als Eis. Während man früher meist nur zwischen den immer gleichen Sorten auswählen konnte, hat sich die Angebotspalette inzwischen deutlich verbreitert.

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Verschiedene Eissorten in der Kühltheke (Foto: DW / Marcus Lütticke)
Bild: DW/M.Lütticke

Es ist ruhig an diesem Sonntagmittag im Bonner Eislabor. Obwohl die Sonne scheint und die Luft angenehm warm ist, kommen nur vereinzelt Kunden in den kleinen Laden in der Bonner Altstadt. "Richtig voll wird es meist erst am Nachmittag", sagt Eisverkäuferin Iva Stojanov. "Am Wochenende schlafen die Leute gerne lange."

Im Eislabor werden nicht etwa - wie der Name andeutet - Eisproben in ihre Bestandteile zerlegt und wissenschaftlich untersucht, sondern hochwertige und teils ungewöhnliche Eissorten kreiert und täglich frisch hergestellt.

Inhaberin Petra Recker ist gerade mit der Produktion für den heutigen Tag fertig geworden. Jetzt im Sommer beginnt sie schon sehr früh morgens damit, an der Eismaschine zu werkeln. "Wenn man das Eis gut und lange rührt, dann gibt das eine schöne und cremige Masse. Da muss man sich Zeit lassen und mit viel Muße rangehen."

Eisverkäuferin Iva Sojanov hinter der Kühltheke im Bonner "Eislabor" (Foto: DW / Marcus Lütticke)
Iva Stojanov kann ihren Kunden täglich wechselnde Eissorten anbietenBild: DW/M.Lütticke

Exotisch oder klassisch?

Ein Dutzend verschiedene Sorten hat das "Eislabor" täglich im Programm. Eine Mischung aus etablierten Klassikern wie Schokolade, Vanille oder Erdbeere und exotisch anmutenden Kreationen wie Avocado oder Karamelleis mit Salz. "Das Avocadoeis ist bei uns mittlerweile fast genauso gefragt wie Schokolade und Vanille", sagt Recker. Nachfragen von Kunden hatten sie überhaupt erst darauf gebracht, sich an dieser ungewöhnlichen Eissorte zu versuchen.

Betrachtet man die deutschlandweite Nachfrage nach den verschiedenen Geschmacksrichtungen, dann hat sich an der Spitze über die Jahre wenig verändert. "Die Klassiker sind nach wie vor die Favoriten", sagt Annalisa Carnio von der Union der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland. Aber die Nachfrage nach neuen Eiskreationen nimmt zu.

Bei den geschmacklichen Vorlieben der Kunden scheint das Alter eine Rolle zu spielen. "Kinder mögen die Klassiker; sie bestellen meist Erdbeer, Vanille oder Schokolade", hat Carnio festgestellt. Erwachsene seien dagegen experimentierfreudiger. Das heißt nicht unbedingt, dass ganz neue Geschmacksrichtungen gewünscht werden, sondern oftmals auch nur das Bekannte mit einer neuen Note: "Wir haben festgestellt, dass bei mancher Eissorte ein Hauch von Kräutern oder Gewürzen sehr gut ankommt."

Eisdiele auf dem Bonner Rathausplatz (Foto: DW / Marcus Lütticke)
Shoppen und Eis essen: Außengastronomie vor dem Bonner RathausBild: DW/M.Lütticke

Es geht auch ohne Milch

Im Bonner Eislabor setzt man neben neuen Geschmacksrichtungen auch auf andere Aspekte, die für die Kunden eine Rolle spielen: "Wir haben eine große Nachfrage nach Eissorten ohne Milchbestandteile", so Petra Recker. "Einmal gibt es viele Veganer und außerdem auch Menschen mit einer Laktose-Intoleranz." Für diese Kundengruppe bietet die Eisdiele eine große Auswahl an Sorbets an. Sorbets dürfen keinerlei Michbestandteile enthalten.

Die vielen Sorbets sind auch der Grund warum Kundin Sandra Marquez regelmäßig im Eislabor vorbei schaut: "Vor allem wegen des Schokoladensorbets, das gibt es fast nirgendwo sonst." Auch zu exotischen Sorten greift sie gerne. Heute hat sie sich für Schokolade mit einer feinen Orangennote entschieden.

Der Kreativität bei der Eisherstellung scheinen keine Grenzen gesetzt. Selbst die Freunde von hochprozentigen Geschmackserlebnissen werden inzwischen im Eissortiment fündig. Vor allem über das Internet werden alkoholhaltige Eisvariationen aus Schnäpsen, Likören, Wein- und Biersorten vertrieben.

Eis mit Schuss

Auch im Bonner Eislabor experimentiert man mit Alkohol im Eis. "Wir haben zum Beispiel Pampelmuseneis mit Campari, weil die Bitterstoffe in der Frucht gut mit dem Campari harmonieren", erklärt Petra Recker. Dabei stellt sich jedoch ein ganz praktisches Problem. "Der Alkohol setzt den Gefrierpunkt herauf." In der Kühltheke sollten jedoch alle Sorten möglichst ähnlich streichfest sein. Daher fügt sie dem Eis nur ein kleines Gläschen Campari zu.

Petra Recker an einer Eismaschine in ihrem "Eislabor" (Foto: DW / Marcus Lütticke)
Petra Recker experimentiert gerne in ihrem "Eislabor"Bild: DW/M.Lütticke

Bei Neueröffnungen von Eisdielen stellt Recker fest, dass diese sehr stark auf ihre Rohstoffe achten und mit diesen gezielt werben. Selbst bei der "süßen Sünde" scheint es für viele Menschen also wichtig zu sein, ein hochwertiges Lebensmittel zu konsumieren. "Der reine Geschmack und die gute Qualität der Zutaten, das ist vermutlich der Trend für die Zukunft."