1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Experimente zum Saisonabschluss

Olivia Fritz19. November 2013

Der Kreuzbandriss von Khedira überschattet das letzte Testspiel des Jahres für die deutsche Fußball-Nationalelf gegen England. Ein BVB-Spieler steht vor seinem Debüt. Zum Training geht es per U-Bahn.

https://p.dw.com/p/1AJ82
Die deutsche Nationalmannschaft in der Londoner Tube.
Auf dem Weg zur Arbeit: Die deutsche Elf in der Londoner U-BahnBild: DFB

Die gute Nachricht vorweg: Kein weiterer Ausfall ist zu verzeichnen, das Abschlusstraining der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vor dem Testspiel gegen England am Dienstag (19.11.2013, 21:00 Uhr MEZ, live auf dw.de) überstanden alle 19 verbliebenen Spieler unverletzt. Um dem Londoner Verkehrschaos zu gehen, reiste der DFB-Tross per U-Bahn zum Training. Noch immer lastet die Nachricht über die schwere Verletzung Sami Khediras schwer auf der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der Mittelfeldspieler hatte sich beim Testspiel gegen Italien einen Kreuz- und Innenbandriss im Knie zugezogen und ist bereits operiert worden. Er wird monatelang ausfallen. "Das war ein Genickschlag", sagte Bundestrainer Joachim Löw, dem damit sieben Monate vor der Weltmeisterschaft in Brasilien schon der dritte Spieler auf der wichtigen Position vor der Abwehr ausfällt. "Vor fünf oder sechs Monaten haben wir gedacht, dass wir da viele überragende Spieler haben. Mit Schweinsteiger und Gündogan plane ich ab der Rückrunde. Bei Sami Khedira muss man ein bisschen abwarten. Das wird ein bisschen länger dauern." Sven Bender wird Khedira aller Voraussicht nach auf der Sechserposition ersetzen.

DFB-Elf: Vor dem England-Spiel

Weidenfeller vor Debüt

Immer mehr Spieler sind angeschlagen oder verletzt, die beiden Stammstürmer Miroslav Klose und Mario Gomez haben die Länderspielreise erst gar nicht angetreten, auch Lukas Podolski fehlt seit Wochen. Somit sind momentan Per Mertesacker und André Schürrle die einzigen England-Legionäre im deutschen Kader. Mesut Özil, Manuel Neuer und Kapitän Philipp Lahm hat Löw nach Hause geschickt, sie sollen sich schonen: "Ich möchte sie nicht unbedingt verheizen." Nun will der Bundestrainer anderen Spielern eine Chance geben, sich gegen einen großen Gegner zu beweisen. Beim Freundschaftsspiel gegen England wird Löw also experimentieren müssen, insgesamt könnte es beim Saisonabschluss sogar acht Veränderungen geben.

Sicher ist, dass Roman Weidenfeller sein erstes A-Länderspiel absolvieren wird - mit seinen 33 Jahren als ältester Torwartdebütant nach dem "Helden von Bern" Toni Turek, der bei seiner Premiere 31 Jahre alt war. "Das hat er sich verdient", sagte Löw über den 58. Debütanten seiner Amtszeit. "Er hat im Training einen fantastisch guten Eindruck gemacht, ist absolut präsent, eine gereifte Persönlichkeit mit großer Ausstrahlung im Tor." Insgesamt könnten fünf Dortmunder auf dem Platz stehen, jedoch nur ein oder zwei Spieler vom FC Bayern München. Auswirkungen auf das Spitzenduell am Wochenende in der Bundesliga habe das sicherlich nicht, betont Löw: "Wenn das ein Problem wird, machen wir etwas falsch. Dortmund gegen Bayern ist nicht mein Thema, sondern England und dann im März Chile."

Deutschlands Torwart Roman Weidenfeller auf der Ersatzbank. (Foto: Thomas Eisenhuth/dpa)
Torwart Weidenfeller (4.v.r.) wird gegen England sein Debüt in der A-Nationalelf gebenBild: picture-alliance/dpa

"Three Lions" angeschlagen

Nach dem Prestigeduell gegen Italien, das Deutschland fast in der Schlussminute noch gewonnen hätte, folgt nun der nächste Klassiker. Zum letzten Mal standen sich beide Nationen beim 4:1-Erfolg der Deutschen im Achtelfinale der WM 2010 in Südafrika gegenüber. "Wir nehmen das Spiel natürlich ernst. In Wembley vor 80.000 Fans zu spielen, das ist etwas Besonderes", erklärte Löw, der den Weltmeister von 1966 noch immer zu den ganz großen Fußballnationen zählt. England habe viele gute und mittlerweile einige junge und hoffnungsvolle Spieler und sei unter Trainer Roy Hodgson taktisch gut organisiert.

Allerdings müssen die "Three Lions" derzeit viel Häme und Spott einstecken. Gegen Chile hatte sich England am vergangenen Freitag (15.11.2013) vor eigenem Publikum beim 0:2 kräftig blamiert. "Wenn wir so spielen, sitzen wir im ersten Flieger, der Rio verlässt", schrieb die "Sun". Hodgson hatte sein Team auf neun Positionen verändert und einige Debütanten gebracht. "Gegen Deutschland werden wieder die Spieler starten, die auch in der Qualifikation gespielt haben und gegen Chile nicht dabei waren", kündigte der Nationalcoach an. Dass sein deutscher Amtskollege vor dem Duell gleich drei Stammspieler bereits nach Hause geschickt hat, kam bei der britischen Presse nicht so gut an: "Deutschland brüskiert England", schrieb der Daily Mirror. Löw hielt dagegen: "Für mich ist das noch einmal die Gelegenheit, auf Schlüsselpositionen den ein oder anderen Spieler zu testen. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir mit einer B-Mannschaft antreten und respektlos mit dem Gastgeber umgehen."

Der Ball ist im englischen Tor. (Foto: ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)
Bittere Heimschlappe für England gegen ChileBild: AFP/Getty Images

Nach dem Spiel gegen England steht nur noch ein Testspiel gegen Chile im nächsten Jahr an (05.03.2014), dann muss Löw entscheiden, wer zum WM-Kader gehören wird. Für Khedira wird es also ganz eng. Löw spricht von einem "Fünkchen Hoffnung". Vielleicht sollte Khedira an die Zeit vor der letzten Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zurückdenken: Damals hatte er sich nur zwei Monate vor dem Turnier ebenfalls verletzt (Kreuzbandanriss), wurde rechtzeitig fit und spielte danach ein so herausragendes Turnier, dass er anschließend von Real Madrid abgeworben wurde. "Er ist eine Kämpfernatur", machte Löw seinem Schützling Mut. "Wenn es einer schaffen kann, dann Sami Khedira. Er wird alles daransetzen."

Die Deutsche Welle berichtet am Dienstag 19.11.2013, in ihrem Livestream ab 20:45 Uhr MEZ von der Partie England gegen Deutschland.