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Um Haaresbreite

25. Juli 2008

Die Ursache der Beinahe-Katastrophe des Qantas-Jumbojets ist noch unklar. Das Flugzeug musste mit einem drei Meter großen Loch im Rumpf notlanden. Die Passagiere bekamen den Schock ihres Lebens.

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Die verunglückte Boeing 747-400 ist 17 Jahre alt, Quelle: AP
Die verunglückte Boeing 747-400 ist 17 Jahre altBild: AP

Für die Passagiere des Qantas-Jumbojets waren es endlose Horrorminuten hoch über der Erde. "Es gab einen großen Knall, Holz- und Trümmerstücke flogen in die Erste Klasse, und die Sauerstoffmasken fielen herunter", sagte June Kane aus Australien. Wie 345 weitere Passagiere war sie in der Boeing 747-400 auf dem Weg von London über Hongkong nach Melbourne. In den Rumpf des Flugzeugs wurde aus bislang ungeklärter Ursache plötzlich ein Loch gerissen.

Das Loch in der Außenhaut des Jets, Quelle: AP
Das Loch in der Außenhaut des JetsBild: AP

Der Pilot verließ sofort die Flughöhe, und das Großraumflugzeug sackte innerhalb kürzester Zeit fast 7000 Meter ab. In einer Notlandung brachte die Crew das Flugzeug in der philippinischen Hauptstadt Manila sicher auf den Boden. Die 346 Passagiere und 19 Besatzungsmitglieder waren knapp einer Katastrophe entkommen. Verletzt wurde niemand.

Lauter Knall, ruhige Passagiere

Das beschädigte Flugzeug hatte ein etwa drei mal vier Meter großes Loch in der Nähe des Frachtraums, durch das Gepäckstücke zu sehen waren. "Es war wirklich furchtbar, aber ich muss sagen, die Leute sind sehr ruhig geblieben", sagte Kane der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge weiter. "Direkt hinter meinem Sitz hörte ich einen lauten Knall", sagte Thamarow Ranish im philippinischen Fernsehen. "Ich sah Schrott an meinen Fenster vorbeifliegen und merkte, wie die Maschine absackte."

Ein Flughafensprecher in Manila sagte das Loch mit einem Durchmesser von 2,5 bis 3 Metern werde derzeit von Experten untersucht. Im Anschluss an die Explosion habe der Boden der Maschine nachgegeben, und ein Teil des darunter gelagerten Frachtguts sei zu sehen gewesen. Auch ein Teil der Decke sei eingestürzt.

"Sehr ungewöhnliche Situation"

Qantas-Chef Geoff Dixon lobte die Geistesgegenwart der Piloten und der restlichen Besatzung. "Das war eine sehr ungewöhnliche Situation, und unsere Besatzung hat die Professionalität gezeigt, für die Qantas bekannt ist", sagte Dixon. "In etwa 8000 Metern Höhe war die Crew gezwungen, eine Notlandung einzuleiten, nachdem ein Teil des Rumpfes abbrach und der Druck in der Kabine rapide absackte", teilte Qantas mit. Vier Qantas-Experten waren auf dem Weg nach Manila, um den philippinischen Beamten bei der Ermittlung der Unglücksursache zu helfen.

Im Sinkflug: Amateurfoto aus dem Innern des Flugzeugs, Quelle: AP
Im Sinkflug: Amateurfoto aus dem Innern des FlugzeugsBild: AP

Nach Ansicht des Luftfahrtexperten Jürgen Heermann könnten zwei Ursachen für das Unglück infrage kommen: "Entweder kann es ein Strukturfehler an dem Flugzeug gewesen sein oder aber eine Explosion in einem Gepäckstück. Das ist aber natürlich bisher nur Spekulation", sagte Heermann. Wichtigste Maßnahme für Piloten ist es nach den Worten Heermanns in derartigen Fällen, die Maschine so schnell wie möglich auf eine Höhe von etwa 3300 Metern zu bringen. Dort kann jeder an Bord auch ohne Sauerstoffmaske atmen.

Spontaner Beifall

Nach den Worten des früheren Flugkapitäns und jetzigen Sprechers der Gewerkschaft der Flugsicherung, Bernd Bockstahler, besteht bei einem größeren Loch im Rumpf die Gefahr, dass die Aerodynamik der Maschine beeinflusst wird. Das wiederum könne die Steuerungsfähigkeit des Flugzeugs nachhaltig beeinträchtigen oder sogar verhindern.

Grund zum Feiern: Alle Passagiere überlebten unverletzt, Quelle: AP
Grund zum Feiern: Alle Passagiere überlebten unverletztBild: AP

Nach der Landung brach an Bord spontaner Beifall aus. Debra Manchester, eine Passagierin der Ersten Klasse, sagte der "Times Online": "Wir wussten nicht, was vor sich geht. Nach einer Weile beruhigte sich die Lage, und es herrschte eine tödliche Stille. Zu unseren Füßen lagen Trümmer, aber wir fühlten uns alle ein wenig sicherer, als wir die Sauerstoffmasken abnehmen konnten." Die Passagiere wurden auf mehrere Hotels verteilt, während sie auf einen anderen Flug nach Australien warteten.

Qantas wirbt mit seinen hohen Sicherheitsstandards und hat noch nie eine Passagiermaschine bei einem Absturz verloren. Allerdings kritisierten Ingenieure der Fluggesellschaft, die Sicherheit werde durch zu niedrige Gehälter und zu viele Überstunden aufs Spiel gesetzt. Die Boeing 747-400, die in Manila notlandete, war nach BBC-Informationen 17 Jahre alt. (stu)