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Expo am Fuß des Jura

26. Mai 2002

Zum fünften Mal findet in der Schweiz eine Landesausstellung statt. Die "Expo.02" lockt den Besucher gleich an vier verschiedene Ausstellungsstätten.

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Künstlerperformance in Yverdon-les-Bains, SchweizBild: AP

Wer nach Biel, Neuchâtel, Yverdon-les-Bains und Murten kommt, den erwartet ein "soziales und ästhetisches Experiment". Für Martin Heller, den künstlerischen Direktor der Expo.02, ist es aber auch "ein Fest für das ganze Land". Über alle Sprachgrenzen hinweg soll hier der Zusammenhalt und der Zukunftsglaube des Landes vermittelt werden. Im Zentrum steht die Frage, wie die Schweiz mit ihrer nationalen Identität umgeht.

Aufbruchstimmung

In der globalisierten Welt haben sich die Ausstellungsmacher etwas Besonderes ausgedacht: Fünf Kantone, vier Städte, drei Seen und zwei Sprachen - keine Weltausstellung, aber eine Landesausstellung in der Nordwest-Schweiz zwischen dem Mittelland und dem Kanton Jura. Architekten wurden damit beauftragt, sich hier die Städte als "Arteplages" vorzustellen. Das eigens geschaffene Kunstwort beschreibt die unterschiedlichen Ausstellungsstätten an den Ufer- und Hafenpartien in der Schweiz. Während die Einheit des Ortes keine Rolle spielt, konzentriert sich die Expo auf die Einheit der Zeit: In 159 Tagen finden auf allen Arteplages gleichzeitig Veranstaltungen statt, an denen auch Szenographen, Politiker, Künstler und Wissenschaftler mitgewirkt haben.

Macht und Freiheit

Zu den wichtigen Bestandteilen der Schweizer Identität gehören Sicherheit, Vertrauen und Zuverlässigkeit in die politischen und wirtschaftlichen Eliten. Drei Türme thronen über der Arteplage von Biel als Sinnbild der Macht. Sie wurden in einem aufwendigen Verfahren montiert und sind knapp 40 Meter hoch. Wie Trutzburgen stehen die 350 Tonnen schweren Kollosse auf Pfählen im Wasser. Doch Macht, Geld und Autorität sind nicht die einzigen Werte. Daher reichen die Schatten der Türme nicht bis ans Ufer. Hier soll Raum für Mut, Phantasie und Freiheit bleiben.

Renitenz und Subversion

Die Führerkabine im Rohzustand auf der AMJ
Die Führerkabine der AMJBild: Expo.02

Intelligenz, Provokation und freie Meinungsäußerung verspricht das Programm von "Arteplage Mobile de Jura" (AMJ) – das fünfte Element der vier verschiedenen Ausstellungsstätten. Unter der Flagge von Che Guevara, Mutter Theresa oder Andy Warhol kreuzt ein "Piratenschiff" durch das Drei-Seen-Land. Mit der fünften Arteplage will AMJ die Geschichte der modernen Schweiz erzählen. Bei der letzten Volksabstimmung gehörten beispielsweise die Bewohner von Jura zu den Befürwortern eines UNO-Beitritts. Der Regisseur Jean-Luc Godard hat dafür eigens den Film "Liberté et Patrie" gedreht. Außerdem hat die AMJ 23 Autoren aus aller Welt zum längsten Poesie-Fest eingeladen. Bis zum 20. Oktober soll jeder zweite Schweizer und etwa eine Million Ausländer die Expo besucht haben. (jm)