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Für einen besseren Start ins Leben

Stefanie Duckstein5. Dezember 2003

Die internationale Pisa-Studie hat gezeigt: Deutschlands Schulen brauchen Reformen. Nach langen Debatten haben die Kultusminister endlich reagiert.

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Mehr lernen sollen deutsche SchülerBild: dpa zb

Wie lautet der Satz des Pythagoras? Berechnen Sie den Flächeninhalt eines Trapezes! Sprechen Sie in zusammenhängenden Sätzen über ihr Lieblingsgericht - in einer Fremdsprache. Das kleine Einmaleins des Lernens könnte man es nennen. "Bildungsstandards" nennt es die Kultusministerkonferenz. Dieses Regelwerk - die größte und wichtigste Reform des Schulwesens nach dem Pisa-Debakel - soll grundlegendes Wissen und Fähigkeiten beschreiben, die alle deutschen Lehrer ihren Schülern am Ende eines bestimmten Bildungsabschnittes vermittelt haben müssen. Was versprechen sich die deutschen Bildungspolitiker davon?

Neue "gelehrsame Zeiten"

Karin Wolff, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, sieht ganz neue "gelehrsame" Zeiten anbrechen: "Wir haben bisher immer definiert, was, wann, zu welchem Zeitpunkt unterrichtet werden soll. Dabei ist aber herausgekommen, dass die Länder in Deutschland etwa im Leistungsstand sich um zwei Jahre unterscheiden." Mit den eingeführten Bildungsstandards sollen Kompetenzen beschrieben werden, die am Ende einer gewissen Schulphase erreicht sein sollen. Mit diesen Standards soll außerdem eine größere Vergleichbarkeit zwischen den Schulen erzeug werden.

Länder haben Hoheit

Ordnung soll in das wild wuchernde föderale Schulsystem Deutschlands gebracht werden. Die Trennung von Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten ist weltweit einmalig. In 16 Bundesländern gibt es 16 unterschiedliche Schulstrukturen. Die einzige Gemeinsamkeit: vier Jahre Grundschule. Bisher haben die Länder sehr auf ihre Eigenständigkeit gepocht.

Was die bundeseinheitliche Regelung für die im Grundgesetz verbriefte Landeshoheit bedeutet erklärt Karin Wolff: "Im Grunde besteht für zwei Bereiche eine größere Freiheit als zuvor. Das eine sind die Länder, die sich wohlverbindlich auf die Standards festlegen und damit auch binden. Die aber durchaus in der Frage des Weges, wie sie zum Ziel kommen auch ihre unterschiedlichen Wege gehen können und es gibt unterschiedliche Traditionen. Auf der anderen Seite haben die Einzelschulen einen höheren Grad an Freiheit und können unterschiedliche pädagogische Wege gehen mit unterschiedlichem Stundenansatz, unterschiedlichen Lernmethoden, wie sie zu diesem Ziel kommen."

Kritische Stimmen

Kritik an den Vorgaben übte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Ob sich der Schulalltag positiv verändere, stehe und falle mit der Akzeptanz und der Qualität der Standards bei Lehrern, Schülern und Eltern. Die Schulen jetzt mit Tests und Rankings zu konfrontieren, würde die Probleme nur mehr verschärfen. Nicht die individuelle Leistung von Schülern stehe auf dem Prüfstand, sondern das Schulsystem.

Für die Fächer Deutsch, Mathematik und die erste Fremdsprache sind die Standards schon beschlossene Sache. Mit dem neuen Schuljahr 2004/2005 geht's los. Standards für weitere Fächer sollen folgen.