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Facebook auf dem Einfach-Handy

11. März 2011

Der französische Softwarekonzern Gemalto bringt Facebook-Dienste auf jedes beliebige Handy - und zwar ohne Breitband-Verbindung. Besonders Mobilfunk-Betreiber in Entwicklungsländern sind an dieser Lösung interessiert.

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Ein äthiopischer UNICEF Mitarbeiter mit seinem Foto Handy (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ ZB
Eine Frau in Manila schreibt eine SMS (Foto: dapd)
Neuer Service mit simpler SMS-TechnikBild: AP

Der Mobilfunkmarkt in den Entwicklungsländern wächst schneller als die weitgehend gesättigten Märkte in den Industrieländern. Schon heute werden vier von fünf Mobilfunkverbindungen in Entwicklungsländern geschaltet, hat das US-Marktforschungsunternehmen Wireless Intelligence herausgefunden. Während der Mobilfunkmarkt in der nördlichen Hemisphäre jährlich um gut vier Prozent zulegt, wachsen die Märkte in der sogenannten Dritten Welt jährlich um 19 Prozent.

Für Dirk Dörre vom französischen Software- und Chipkartenproduzenten Gemalto ist das kein Wunder, denn die Entwicklungsländer lassen einfach eine Technologiestufe aus - und zwar die des guten alten Kupferkabels. "Die Leute in den Entwicklungsländern wollen genauso kommunizieren wie in Europa oder den USA. Und deswegen überspringt man eine Technologiestufe. Man verbuddelt keine Kabel mehr, sondern investiert gleich in kabellose Netzwerke", sagt Dörre.

Aus der Not eine Tugend

Bundeskanzlerin Angela Merkel hält während einer Bundestagssitzung in Berlin ihr Handy (Foto: dpa)
Auch die Kanzlerin nutzt den SMS-KanalBild: picture-alliance/ dpa

Dennoch ist vielen Menschen in Afrika, Lateinamerika oder Indien eine Form der Kommunikation bislang verwehrt: Mit Smartphones mobil im Internet zu surfen ist noch Zukunftsmusik. Denn einerseits können sich die meisten Menschen in der Dritten Welt die High-End-Produkte von Samsung, Apple oder Nokia nicht leisten, und andererseits hapert es noch in vielen Regionen der Welt mit der Infrastruktur für das Internet.

Der französische Softwarekonzern Gemalto hat jetzt einen Weg gefunden, wie man mit einfachen Handys ohne Internet-Verbindung die Dienste von Facebook nutzen kann. Dirk Dörre: "Unsere neue Anwendung heißt Facebook for SIM. Sie erlaubt Nutzern von jedem Telefon - es muss kein Smartphone sein, es kann jedes Telefon sein, was eine SIM-Karte hat - mit Facebook-Freunden zu kommunizieren. Das ist die Idee: immer und mit jedem Handy."

Der Trick mit der SIM-Karte

Junge Frau hält ein Handy in der Hand (Foto: picture-alliance/KPA)
Mein Phone ist zu smart für mich...Bild: picture-alliance / KPA

Die SIM-Karte, englisch Subscriber Identity Module, kennt jeder: Man bekommt sie von seinem Provider zugeschickt und muss sie ins Handy legen, um das Telefon zu aktivieren. Gemalto war ursprünglich ein Hersteller solcher SIM-Karten, hat sich aber inzwischen zu einem Softwarekonzern mit über 10.000 Mitarbeitern entwickelt - und der kennt seine SIM-Karten ganz genau. "Normalerweise wird diese Karte dafür verwendet, zum Beispiel Adressen zu speichern, und um Sie im Netzwerk kenntlich zu machen, damit das Telefonnetzwerk weiß, wer Sie sind. Es ist aber immer auf diesen SIM-Karten noch ein bisschen Platz."

Und diesen Platz hat Gemalto genutzt, Facebook for SIM direkt auf die Sim-Karte zu bringen. Im Prinzip läuft die Verbindung mit Facebook über den Datenkanal, über den auch die SMS-Mitteilungen geschickt werden. Dieser Datenkanal wird bei jeder Mobilfunk-Verbindung aufgebaut und dient beispielsweise dazu, die Nummer des Anrufers im Display anzuzeigen. Und weil dieser Datenkanal ohnehin aufgebaut wird, ohne dass den Providern zusätzliche Kosten entstehen, gab es die ersten SMS-Dienste auch umsonst.

Großes Interesse bei Betreibern

Erst später kamen die Mobilfunkbetreiber auf die Idee, Gebühren für jede SMS zu verlangen. Heute werden mit diesen Kurzmitteilungen Milliardeneinnahmen generiert, ohne dass den Providern zusätzliche Kosten entstehen - windfall profits nennen das die Ökonomen. Jetzt aber kann über diesen Kanal jeder Handybesitzer ohne Internetanschluss die Dienste von Facebook nutzen.

Das Interesse der Provider in den Entwicklungsländern an dieser Lösung sei enorm, sagt Dirk Dörre von Gemalto: "Mobilfunkbetreiber stehen in einem harten Wettbewerb. Deswegen versuchen sie, sich abzuheben von der Kokurrenz. Sie möchten ihren Nutzern guten Service bieten. Und der Zugriff zu Facebook von jedem Handy aus ist ein guter Service. Deshalb ist die Resonanz bei den Mobilfunkbetreibern sehr hoch." Zahlen möchte Dörre jedoch noch nicht nennen - dafür sei es noch zu früh.

Autor: Rolf Wenkel

Redaktion: Zhang Danhong