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"Fair ist mehr" im Fußball

16. März 2010

Dem Fairplay im Fußball soll wieder mehr Gewicht verliehen werden. Dafür ehrte der DFB im Rahmen der Aktion "Fair ist mehr" Spieler und Vereine aus Deutschland für beispielhaftes Verhalten.

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DFB-Plakat zur Aktion "Fair ist mehr" (Foto: DW)
Immer schön fair bleibenBild: DW
Preisträgerin Melanie Lutsch und Ex-Nationalspieler Hansi Pflügler bei der DFB-Aktion "Fair ist mehr" in München (Foto: DW)
Preisträgerin Lutsch und Ex-Nationalspieler PflüglerBild: DW

"Fair ist mehr": Unter diesem Motto hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bereits zum dreizehnten Mal Sportler für außerordentlich faires Verhalten geehrt. Zu den Preisträgern gehört Melanie Lutsch vom bayerischen CSC Batzenhofen-Hirblingen. Ihre Mannschaft lag im Aufstiegsspiel zur Bezirksoberliga gegen DJK Sandizell-Grimolsbach in der Verlängerung mit 0:1 zurück. In der 102. Minute kam sie im gegnerischen Strafraum zu Fall. Die Schiedsrichterin zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Doch die vermeintlich gefoulte Spielerin sagte zur Schiedsrichterin: "Ich bin bloß über die Torhüterin gesprungen, weil ich mich nicht verletzen wollte und bin danach halt gefallen." Statt des Elfmeters gab es somit einen Abstoß für den Gegner. Das Spiel hatte für Batzenhofen dennoch ein glückliches Ende: "Wir haben noch das 1:1 geschossen und dann im Elfmeterschießen gewonnen und den Aufstieg geschafft", freute sich Melanie Lutsch.

Kloses Vorbild

Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Herbert Fandel (Foto: dpa)
Schirmherr Herbert FandelBild: picture-alliance/dpa

Insgesamt ehrte der DFB auf Bundesebene vier Spieler und zwei Vereine. Eine Jury hatte die Sieger aus mehr als 500 Vorschlägen ausgewählt und sie zu einem Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft eingeladen. Schirmherr der Aktion ist der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Herbert Fandel: "Leider Gottes ist es ja so, dass nur über die Unfairness der Spieler berichtet wird. Ich denke, man sollte auch anständiges und faires Verhalten in den Mittelpunkt schieben", betonte Fandel, der 2009 seine aktive Laufbahn beendete und sich an die faire Aktion eines deutschen Nationalspielers erinnerte: "Vor Jahren hat mir Miroslav Klose aus einer Fehlentscheidung herausgeholfen. Ich gab unberechtigterweise einen Strafstoss. Doch Klose sagte: Nein, Herr Fandel, der Gegner hat den Ball noch erwischt". Ein Verhalten, das einfach gewürdigt werden müsse, betonte Fandel.

Mutiger Einsatz

Ex-Nationalspielerin Sandra Minnert (v.l.); Preisträger Sebastian Hans, der früherer Nationalspieler Hansi Pflügler und Ex-Schiedsrichter Herbert Fandel bei der DFB-Aktion "Fair ist mehr" in München (Foto: DW)
Viele Fußballprominenz um Preisträger Sebastian HansBild: DW

"Fair ist mehr“ ist eine gemeinsame Initiative des DFB, seiner Landesverbände und Vereine. Aufgefordert sind Spieler, Trainer, Betreuer, Schiedsrichter und Zuschauer, beispielhaft faires Verhalten zu melden. So erfuhr der DFB auch von der Tat des B-Juniorenspielers Sebastian Hans, der für den schleswig-holsteinischen Verein ETSV Weiche-Flensburg kickt. "Bei einem Spiel gab es Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Fans. Der Schiedsrichter konnte es nicht schlichten", schilderte Hans die Ereignisse. "Dann bin ich als Spieler zu den aufgebrachten Zuschauern hingegangen und habe ihnen gesagt, dass sie endlich aufhören sollten": Tatsächlich konnte das Spiel anschließend ohne weitere Probleme fortgesetzt werden.

Henrys Handspiel

Frankreichs Nationalspieler Thierry Henry spielt den Ball mit der Hand im WM-Qualifikationsspiel gegen Irland. (Foto: AP)
Unfair oder professionell? Thierry Henrys HandspielBild: AP

Für die mutige Aktion von Sebastian Hans findet der frühere Nationalspieler Hansi Pflügler anerkennende Worte: "Das ist eine absolut überragende Leistung und da ziehe ich den Hut davor. Und habe teilweise auch ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich an meine frühere Zeit erinnere." Als negatives Beispiel sieht Pflügler das Handspiel von Thierry Henry während des Qualifikationsspiels zwischen Frankreich und Irland, das die Iren die WM-Teilnahme kostete. Hätte der Franzose sein Handspiel anzeigen sollen? "Wenn er die Qualität dieser jungen Leute gehabt hätte, dann hätte er das wahrscheinlich gemacht. Das sind die extremen Sachen: Die eine Mannschaft fährt nicht zur WM und die andere Mannschaft fährt zur WM, obwohl das nicht in Ordnung ist."

Fairplay-Liga für Kinder

Preisträger Ralf Klohr bei der DFB-Aktion "Fair ist mehr" in München (Foto: DW)
Ralf Klohr kreierte die Fairplay-Liga im Fußballkreis AachenBild: DW

Auch Ralf Klohr wurde für sein vorbildliches Handeln ausgezeichnet. Der 47-Jährige hat im Fußballkreis Aachen eine "Fairplay-Liga" für E- und F-Jugendliche aufgezogen. "Man muß versuchen, den Kindern faires Verhalten vorzuleben, denn Kinder sind in dieser Beziehung sehr sensibel", sagte der Betreuer vom SuS Herzogenrath. "Wenn man das nicht macht, lernen die Kinder sehr schnell, dass unfaires Verhalten normal ist und nehmen das mit in ihre Jugendfußballzeit." In Klohrs Liga müssen die Kinder ihr Spiel selbst organisieren und ohne Schiedsrichter auskommen. Beide Trainer kommen in eine gemeinsame Coaching-Zone. Und die Zuschauer müssen mindestens 15 Meter vom Feld entfernt sein. Eine weitere Grundregel: "Wer Foul spielt, lässt den Ball für den Gegenspieler liegen und entschuldigt sich per Handschlag", erläuterte Klohr. Inzwischen hat sich seine Idee erfolgreich durchgesetzt: "Jetzt machen auch andere Fußballkreise wie Düren, Bonn und Köln mit. Und auch in meiner Heimat in Neustadt an der Weinstraße wird die Liga im Sommer eingeführt. Das freut mich ganz besonders."

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Joachim Falkenhagen