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Fair Play - auf dem Rasen wie im Krieg

Helle Jeppesen11. Juni 2004

Die Fußball-EM in Portugal wird der Kampagne des Internationalen Roten Kreuzes "Schützt Kinder im Krieg" gewidmet. UEFA und IRK wollen damit mehr Aufmerksamkeit für die schwächsten Opfer jedes Krieges erwecken.

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Schiedsrichter und Sonderbotschafter: Pierluigi CollinaBild: AP

Respekt vor den Regeln sei wichtig: im Fußball, vor allem aber in bewaffneten Konflikten, meint der Präsident des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, Jakob Kellenberger, zum Konzept "Fair Play" - ein gemeinsames Projekt vom europäischen Fußballverband UEFA und dem Internationalen Roten Kreuz.

Sehen werden die Zuschauer das Logo der Kampagne für den Schutz der Kinder in bewaffneten Konflikten am Ärmel der internationalen Schiedsrichter-Truppe, die in Portugal Tore anerkennen und rote und gelbe Karten verteilen werden. Nicht die prominenten Fußballer sind als Botschafter der Kampagne ausgewählt worden, sondern die Schiedsrichter, weil sie eben für das "Fair Play" in den Spielen sorgen. Genau so versucht das Internationale Rote Kreuz die Genfer Konvention auf den Schlachtfeldern der Welt durchzusetzen und zumindest das Bewusstsein zu wecken, dass Kinder besonderen Schutz und Rücksicht auch in bewaffneten Konflikten genießen sollen.

Hilfe bei Überwindung von Kriegsfolgen

"Das Internationale Komitee des Rotes Kreuzes identifiziert Kinder, die von ihren Eltern oder Betreuern weggekommen sind. Wir versuchen, sie wieder zusammenzuführen. Das IKRK hilft Kindern, die Kriegsfolgen physisch und psychisch zu überwinden und versucht sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Und das IKRK repräsentiert die Menschenrechte auf dem Schlachtfeld, insbesondere wenn es um den Schutz von Kindern geht. Kinder haben eine ganz hohe Priorität, sie sind die schutzlosesten aller Gruppen in bewaffneten Konflikten. Drei von fünf Kriegsopfern, die vom IKRK vor Ort betreut werden, sind Kinder."

Für Jakob Kellenberger und seine Kollegen im Internationalen Rot-Kreuz-Komitee ist die Partnerschaft mit der UEFA eine wertvolle Gelegenheit, Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu wecken für ein Thema, worüber die meisten eigentlich nichts hören wollen. Kinder im Krieg, das sind Kindersoldaten, das sind Kinder, die getrennt von ihren Familien in Flüchtlingslagern oder irgendwo im Land herumirren, ohne zu wissen wohin. Das sind Waisen und Halbwaisen, die durch Krieg und bewaffnete Konflikte ihre Familie verloren haben.

Schiedsrichter als Sonderbotschafter

Durch die Zusammenarbeit mit der UEFA während der Europa-Meisterschaften werden nicht nur die Spiele, die Tore und die Fouls von insgesamt 1,2 Millionen Zuschauern in den zehn Stadien in Portugal und von schätzungsweise sieben Milliarden TV-Zuschauern gesehen, sondern auch die Kampagne für den Schutz der Kinder in bewaffneten Konflikten. Schon vorab hatte das Internationale Rote Kreuz vier der Schiedsrichter zu Sonderbotschaftern für die Kampagne ernannt: Den Deutschen Markus Merk, den Schweden Anders Frisk, den Slowaken Lubos Michel und den Italiener Pierluigi Collina.

Collina ist wie seine Kollegen sehr angetan von der Kampagne: "In Italien, ja auf der ganzen Welt ist es leichter für Fußballspieler und Schiedsrichter, die ja in der Öffentlichkeit stehen, auf solche Probleme bei einem Publikum aufmerksam zu machen, das sich diesen vielleicht sonst nicht so bewusst ist", so der populäre Schiedsrichter. "Sie lieben ja auch Fußball, das ist der gemeinsame Nenner. So denke ich, ist es auch unsere Pflicht, dazu beizutragen, dass diese Probleme vielleicht gelöst werden können."

Wunschzettel: Fair Play im Krieg und viele Fouls bei der EM

Es ist das erste Mal, dass die größte UEFA-Veranstaltung, die Europameisterschaft, einer humanitären Kampagne gewidmet ist. Doch auch sonst engagiert sich die UEFA für das Internationale Rote Kreuz. Die Partnerschaft fing 1997 an, als UEFA sich in der Anti-Landminen-Kampagne des IKRK engagierte. Seitdem werden die Kampagnen des Internationalen Roten Kreuzes auch auf der UEFA-Homepage gezeigt und die Zusammenarbeit wird oft auf nationaler Ebene beider Organisationen unterstützt.

Es bleibt aber nicht bei der Hilfestellung für Kampagnen. Die Bußgelder für Spieler, Klubs und Mitgliedsorganisationen, die die UEFA verhängt, gehen teilweise an humanitäre Hilfsprojekte des IKRK in Europa. Also kann man für die Spiele in Portugal und für die Welt eigentlich nur wünschen: Play by the Rules im Krieg - und viele Fouls in den Spielen, damit viel Geld in die Projekte für Kinder fließt.