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Faire Blumen

17. Januar 2012

Fair gehandelte Blumen machen in Deutschland nur einen kleinen Teil der Ware aus. Eines der Gütesiegel für Fairen Handel, das "Flower Label Program", stand 2011 vor dem Aus und soll nun neu organisiert werden.

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Das Gütesiegel FLP zeigt auf grünem Grund eine Frau mit rotem Turban, der aus einer Rose besteht (Foto: Flower Label Program)
Das Gütesiegel des FLPBild: Flower Label Program

Die Deutschen lieben Blumen. Rund drei Milliarden Euro geben sie jährlich allein für Schnittblumen aus. Heimische Produkte decken dabei aber nur etwa 20 Prozent des Bedarfs ab. Der Rest wird importiert, vor allem aus den Niederlanden, wo die großen Handelsplätze für Blumen sind. Der Großteil der Ware stammt aus Ecuador, Tansania oder Kenia. Dort sind die klimatischen Bedingungen für die Blumenzucht das ganze Jahr über günstig. Die Arbeitsbedingungen für die Angestellten auf den Blumenfarmen vor Ort dagegen sind häufig alles andere als rosig.

Auf den Blumenplantagen werden zum Teil hochgiftige Insektizide eingesetzt, ohne dass die Arbeiter mit ausreichender Schutzkleidung ausgestattet sind. Für wenig Geld schuften hier vor allem Frauen, manchmal auch Kinder. Die Unterbringung auf den Farmen ist vielfach schlecht, gewerkschaftliche Vertretungen sind selten erlaubt.

Flower Label Program

Eine afrikanische Frau steht vor in einem Gewächshaus für Rosen (Foto: Fairtrade)
Viele Rosenfarmen befinden sich in AfrikaBild: TransFair e.V.

An diesen Zuständen will der Faire Handel etwas ändern. 1999 gründete sich der Verein Flower Label Program e.V. (FLP), um sich für eine "umweltgerechte und menschenwürdige Produktion" von Blumen einzusetzen. Im FLP schlossen sich Produzenten und Händler zusammen mit Menschenrechtsorganisationen wie Brot für die Welt, terres des hommes und FIAN (Food First Informations- und Aktionsnetzwerk) sowie der IG Bau als Vertreter der Gewerkschaften.

Im folgenden Jahrzehnt wurden mehr als 50 Betriebe mit rund 20.000 Angestellten Mitglied im FLP. Sie verpflichteten sich zur Zahlung von Mindest- bzw. Tariflöhnen, verbesserten den Gesundheits- und Arbeitsschutz und verzichteten auf besonders gefährliche Pestizide.

Regelmäßige Prüfungen durch unabhängige Kontroll-Organisationen stellten die Einhaltung der vereinbarten Standards sicher. Finanziert wurden diese Prüfungen über die Mitgliedsbeiträge der angeschlossenen Produzenten. Die zertifizierten Betriebe durften ihre Ware mit dem FLP-Label auszeichnen.

Finanzieller Kollaps

2011 geriet der Verein jedoch in finanzielle Schwierigkeiten. Manche der Produzenten waren enttäuscht, dass die Zertifizierung nicht zu einem Umsatzplus geführt hatte. Einige Betriebe in Ecuador waren entgegen den festgelegten Standards nicht bereit, eine Gewerkschaftsvertretung vor Ort zuzulassen und wurden daraufhin dezertifiziert.

Ein Bund rosa Rosen mit dem Fairtrade-Siegel (Foto: flickrich/flickr-cc-by-nc)
Fairtrade-Rosen im SupermarktBild: by-nc/flickrich

Andere wechselten zu dem in Deutschland bekannteren Label "Fairtrade", dass den Produzenten vor Ort einen bestimmten Mindestpreis für ihre Ware garantiert. Im Gegensatz zum FLP konzentriert sich Fairtrade bislang auf den niederpreisigen Bereich und bietet seine Ware auch in Supermärkten an.

Gegen Ende des Jahres mussten die FLP-Büros in Deutschland und Ecuador geschlossen werden. Auch für die Prüfung der verbliebenen Farmen reichte das Geld nicht mehr aus. Die Menschenrechtsorganisationen schlugen daraufhin vor, das FLP-Label dem Fairtrade-Label anzuschließen. Damit waren jedoch Händler und Produzenten nicht einverstanden. Zum 31.12.2011 traten daraufhin FIAN, Brot für die Welt, terres des hommes und die IG Bau aus dem Flower Label Program aus.

"Die Gefahr ist zu groß, dass die unkontrollierten Farmen das Label missbrauchen und sich nicht länger an die Standards halten" sagt Gertrud Falk von FIAN Deutschland. Außerdem vermisse man ein tragfähiges Konzept von Seiten der Produzenten und Händler, wie man das FLP-Label finanziell sanieren wolle.

Blumengroßmarkt in Berlin(Foto: dpa)
Blumengroßmarkt in BerlinBild: picture-alliance/dpa

Neustart statt Aus?

Genau das hat sich der Vertreter der Händler im FLP, Dr. Karlheinz Kröll, vorgenommen. Er möchte das Label erhalten und neu organisieren. Der Fokus der Zertifizierung soll nicht länger auf Rosenfarmen aus Entwicklungsländern liegen – Kröll möchte ein breiteres Warenangebot bieten und vor allem deutsche Produzenten und Händler verstärkt einbeziehen.

Durch einen digitalen Code auf dem Label selber soll der Weg der Blumen vom Produzenten bis zum Händler offen gelegt werden. "Wir wollen die Transparenz und die öffentliche Kontrolle dadurch entscheidend verbessern", sagt Dr. Karlheinz Kröll vom Vorstand des FLP.

Für seine Pläne warb er um die Unterstützung beim Verband des deutschen Blumen-Groß- und Importhandels (BGI), bei dem rund drei Viertel der deutschen Blumengroßhändler organisiert sind. Innerhalb des BGI wurde nun eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die den Neustart des Flower Labels bis zum Sommer 2012 organisieren soll.

Autorin: Rachel Gessat
Redaktion: Klaus Jansen