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Fairtrade mit Umsatzrekord

Nicolas Martin18. April 2013

Ob Kaffee, Rosen oder sogar Möbel - Produkte mit dem Fairtrade-Siegel steigen bei den Verbrauchern weiter im Kurs. Und auch die großen Discounter wollen auf das Siegel der einstigen Rebellen nicht mehr verzichten.

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Einkaufswagen, gefüllt mit Waren aus Fairem Handel (Foto: TransFair e.V.)
Fair gehandelte Waren im SupermarktBild: TransFair e.V.

Das zwanzigste Jubiläumsjahr könnte für das blau-grüne Siegel nicht besser laufen. Mit mehr als einer halben Milliarde Euro haben die Deutschen 2012 rund 33 Prozent mehr Fairtrade-Waren gekauft als im Jahr zuvor. Welches Produkt in Deutschland ein solches Siegel bekommt, entscheidet der Verein TransFair. Dessen Geschäftsführer Dieter Overath freut sich bei der Präsentation der Jahresbilanz über das positive Ergebnis. Nachhaltigkeit sei eben im Trend: "Ich denke, dass Fairtrade hier einen positiven Lösungsansatz bietet. Es sind eben Produkte, die weder zu Lasten der Menschen noch zu Lasten der Umwelt hergestellt werden."

Raus aus der Nische - rein in die Discounter

Vor allem die Aufnahme von Produkten in die Angebotspalette der großen Supermärkte und Discounter habe die Marke im vergangenen Jahr bekannter gemacht. So werden Zucker, Bananen und Kaffee beispielsweise auch bei Deutschlands größter Supermarkt-Kette Aldi verkauft. Der Absatz-Renner Rosen verdankt seine Verdreifachung des Absatzes vor allem der Edeka-Gruppe, Lidl und der Metro-Gruppe. Jede fünfte Rose in Deutschland war 2012 eine aus fairem Handel.

Auch die führende deutsche Drogeriekette DM führt nun Produkte mit dem Siegel. Fairtraide hat damit eine Reichweite von mehr als 42.000 Geschäften in ganz Deutschland. Die kleinen Rebellen von TransFair, deren oberstes Ziel es ist, gerechte Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern herzustellen, sind somit im Zentrum der Marktwirtschaft angekommen. "Es ist eine Tatsache, dass 90 Prozent aller Bundesbürger bei Aldi und Lidl einkaufen gehen" Mit dem Fairtrade- Siegel bekomme man die Discounter nun eben dazu, mehr Einsatz zu zeigen, so Overath.

Dieter Overath (Foto: Rainer Holz / TransFair e.V.)
Dieter Overath, Geschäftsführer TransFairBild: Rainer Holz/TransFair e.V.

Aufweichen von Vorsätzen für guten Zweck?

Während der Umsatz in fast allen Bereichen gestiegen ist, bereitet vor allem die Schokolade Sorgen. Um rund 30 Prozent ging der Verkauf zurück. Laut Overath liegt das vor allem daran, dass viele deutsche Hersteller sich noch weigerten, auch fair gehandelten Zucker zu benutzen. Bisher gilt: Nur wenn ein Produkt auch komplett aus fair gehandelten Bestandteilen besteht, darf es das Siegel Fairtrade tragen.

Der Verein denkt deshalb darüber nach, von diesen ursprünglichen Vorsätzen abzuweichen. Vor allem die Situation in Westafrika sei sehr angespannt - viele Bauern blieben auf ihren Waren sitzen. "Hier denken wir darüber nach, bei manchen Produkten ausschließlich mit Kakao zu arbeiten", so Overath. Heißt im Klartext: Auch Schokolade, die nur fair gehandelten Kakao enthält, könnte eventuell bald mit einem Fairtrade-Siegel auf dem deutschen Markt erhältlich sein.

Faitrade: Mit gutem Gewissen schmeckt es besser

Deutschland holt auf

In Deutschland ist der Markt mit fair gehandelten Produkten noch immer wesentlich kleiner als der von Produkten mit dem Biosiegel. Weltweit ist Deutschland allerdings der zweitwichtigste Fairtrade-Markt, so Overath. "Was das Wachstum angeht, sind wir sogar die Nummer 1. Aber England liegt hier mit einem zwei Milliarden Umsatz noch weit vorne." Auch beim Konsum ist Deutschland noch weit hinter Ländern wie der Schweiz oder den Niederlanden.

So gibt ein Deutscher im Durchschnitt nur rund sechs Euro im Jahr für fair gehandelte Produkte aus - der Schweizer liegt mit 42 Euro wesentlich darüber. Doch genau in diese Richtung soll es auch für TransFair in Deutschland gehen. Ende dieses Jahres werden wohl auch Kosmetik-Produkte mit dem Fairtrade-Siegel auf dem Markt kommen. Konsumenten in Deutschland können sich dann auch bei der Schönheit für ein fair gehandeltes Produkt entscheiden.

Fairtrade-Rosen (Foto: Flickr /by-nc/flickrich)
Jede fünfte Rose in Deutschland ist eine faire BlumeBild: by-nc/flickrich