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Fakten gegen Vorurteile

Katja Hübschen21. September 2004

Ausländische Einwanderer und Asylbewerber in Deutschland kriegen das Geld nachgeschmissen und schicken es dann in ihre Heimat. Derartige falsche Behauptungen gibt es viele. Die Zahlen sagen etwas ganz anderes.

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Ausländer gehören zum Straßenbild - Vorurteile gibt es trotzdemBild: AP

Asylbewerber leben auf unsere Kosten und Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Außerdem ist Deutschland doch kein Einwanderungsland! Falsch, selbst wenn sich die Bundesrepublik Deutschland lange nicht als Einwanderungsland bezeichnen wollte, mittlerweile haben es auch die politischen Entscheidungsträger akzeptiert. Das Festhalten am Dogma "Wir sind kein Einwanderungsland" hatte schwerwiegende Folgen für die gesellschaftliche Akzeptanz der Einwanderer und die notwendige Integration. Inzwischen hat sich aber in fast allen Parteien die Feststellung durchgesetzt, dass Einwanderung stattgefunden hat und auch in Zukunft - notwendigerweise - stattfinden wird.

Asylbewerber bekommen nichts "nachgeschmissen"

Die Vorurteile gegen ausländische Mitbürger sind dadurch aber noch lange nicht ausgeräumt. Die erste Behauptung, dass Asylbewerbern das Geld hinterher geschmissen wird, ist so nicht haltbar. 40 Euro Taschengeld werden pro Monat für den Haushaltsvorstand gezahlt, 20 Euro für jedes zusätzliche Familienmitglied. "Dazu kommen Sachleistungen, wie Unterkunft und Verpflegung, sowie Sonderleistungen, wie zum Beispiel bei der Geburt eines Kindes", erklärt Jochen Hajungs, Mitarbeiter der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Ein Leben im finanziellen Luxus sieht anders aus.

Wie steht es mit dem Vorurteil, dass Asylbewerber auf unsere Kosten leben und nicht arbeiten? Viele Asylbewerber würden wahrscheinlich gerne arbeiten, um nicht weiter dem Staat auf der Tasche zu liegen - wenn sie dürften. Nach einem Jahr Aufenthalt in Deutschland dürfen sie zwar einen Job annehmen, aber auch erst dann, wenn dafür keine Deutschen oder Angehörige der EU zur Verfügung stehen.

Ausländer erwirtschaften mehr, als sie bekommen

Die Ausländer in Deutschland, die erwerbstätig sind, erwirtschaften jedoch - genau wie deutsche Arbeitnehmer -einen Anteil am Bruttosozialprodukt und zahlen Renten- und Sozialversicherungsbeiträge. Nach Untersuchungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung geben die 7,3 Millionen Ausländer in Deutschland dem Gemeinwesen 15 Milliarden mehr, als sie selbst an öffentlichen Leistungen bekommen.

Ein Blick auf die andere Seite der Medaille: Manche böse Zunge behauptet, dass "die Ausländer" den Deutschen Arbeitsplätze wegnehmen. Unsinn - teilweise schaffen Ausländer sogar selbst Stellen. 1999 erwirtschafteten allein die 55.000 türkischen Selbstständigen einen Jahresumsatz von 50 Milliarden Mark und boten rund 300.000 Personen eine Beschäftigung, meldet das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA). Die Anzahl der ausländischen Selbstständigen sei von 138.000 im Jahr 1989 auf 280.000 im Jahr 2003 gestiegen. Durch Selbstständigkeit werden Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen und die deutsche Wirtschaft dynamisiert.

Rückläufige Zahlungen an die Heimatländer

Aber das Geld, was sie in Deutschland erwirtschaften, schicken die Ausländer doch zum größten Teil zurück in die Heimat, oder? Nein, die Summe der Zahlungen an die Heimatländer ist rückläufig. Laut dem BMWA wurden 1984, als die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer 1,6 Millionen betrug, 9 Milliarden Mark in die Heimatländer überwiesen. Im Jahr 2003 waren es nur noch 6,8 Milliarden Mark, obwohl die Zahl der ausländischen Erwerbstätigen mittlerweile auf 2,9 Millionen gestiegen war.

Doch nicht nur aus ökonomischen Gründen, auch aus schlichtem Respekt vor der Menschenwürde gilt: Fremdenfeindliches Verhalten darf nicht geduldet werden. Lesen Sie mehr über Einwanderer, die ganz unterschiedliche Erfahrungen in Deutschland gemacht haben, in unserem DW-WORLD Dossier "Neue Heimat Deutschland".