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Familie Schlecker: "Es ist nichts mehr da"

31. Januar 2012

Durch den Zusammenbruch ihrer Drogeriekette steht auch die einst milliardenschwere Unternehmerfamilie Schlecker nach eigenen Angaben vor dem Ruin. Der Insolvenzverwalter glaubt dennoch, dass "Schlecker" Zukunft hat.

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Meike Schlecker mit dem Schleckerschild (Photo: AP)
Stellt sich der Presse: Meike SchleckerBild: dapd

Es sei kein signifikantes Privatvermögen mehr da, das dem Unternehmen hätte helfen können, erklärte Meike Schlecker, die Tochter des Firmengründers Anton Schlecker. Fünf Wörter braucht sie, um den Mythos ihres Vaters zu entzaubern, der in besseren Zeiten zu den reichsten Deutschen gezählt wurde: "Es ist nichts mehr da."

Die Familie habe - so Meike Schlecker auf einer Pressekonferenz in der Unternehmenszentrale im baden-württembergischen Ehingen - in den vergangenen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in das Geschäft gepumpt, um die Restrukturierung voranzubringen. Am Schluss habe ein zweistelliger Millionenbetrag zur Trendwende gefehlt, die Privatinsolvenz ihres Vaters als Einzelkaufmann sei damit unabwendbar gewesen. Zugleich trat die 38-Jährige Gerüchten entgegen, die Familie habe Geld zur Seite geschafft: "Das ist falsch", so Meike Schlecker.

Sanierung geht weiter

Porträt Meike Schlecker (Foto: AP)
Meike Schlecker soll es richtenBild: dapd

Nun sollen sie und ihr 40 Jahre alter Bruder das weitverzweigte Handelsunternehmen über die Insolvenz retten. Meike und Lars Schlecker könnten nach Zustimmung der Gläubiger ein entschuldetes Nachfolgeunternehmen leiten, teilte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz mit. "Ich stehe der Familienlösung offen und positiv gegenüber." Und auch Meike Schlecker betonte: "Wir wollen das Unternehmen weiterführen und so viele Arbeitsplätze wie möglich retten." Ein Verkauf komme nicht infrage.

Schlecker-Finanzchef Sami Sagur kündigte an, von den gut 6000 Filialen der Drogeriekette würden einige hundert unprofitable Standorte geschlossen. Um die Forderungen der Gläubiger zu bedienen, stehe auch das Auslandsgeschäft des Familienunternehmens zur Disposition. Die Auslandsholding hat bisher noch keine Insolvenz angemeldet.

Läden werden beliefert

Derweil ebneten die Schlecker-Lieferanten den Weg für eine Weiterführung des Geschäftsbetriebs. Nach Auskunft von Insolvenzverwalter Geiwitz sicherten zahlreiche Unternehmen zu, die Schlecker-Märkte auch künftig zu beliefern - darunter seien auch Großkonzerne wie Procter & Gamble, Beiersdorf, Unilever und Henkel. Die gut 32.000 betroffenen Mitarbeiter in Deutschland würden ihre Gehälter pünktlich bis März aus dem Insolvenzgeld erhalten. Auch die 6000 Vermieter der Filial-Immobilien würden zunächst weiter ihr Geld bekommen. Für die Modernisierung der Geschäfte veranschlagte Geiwitz einen dreistelligen Millionen-Betrag.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sicherte Rückendeckung bei erforderlichen Umstrukturierungen zu. Seine Organisation werde sich mit aller Kraft für die Beschäftigten einsetzen, erklärte Verdi-Chef Frank Bsirske. Zugleich verlangte er mehr Transparenz über die Schlecker-Finanzen.

Autor: Christian Walz (rtr, dpa)
Redaktion: Siegfried Scheithauer