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Fanfeiern: Gemeinsames Zittern

Olivia Fritz 14. Juni 2012

Beim Duell mit dem Erzrivalen Holland waren Public-Viewing-Meilen und Kneipen fest in Fußballhand – trotz kühler Temperaturen zog es die deutschen Fans wieder auf die Straße.

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Fanjubel am Brandenburger Tor (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters

Die Fanmeile in Berlin war schon wieder prall gefüllt – "ein paar hunderdtausend Besucher" zählten die Verantwortlichen auf Deutschlands größter Public-Viewing-Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor. Der Ansturm war so groß, dass schon kurz vor Anpfiff des Spiels aus Sicherheitsgründen fast alle Eingänge geschlossen wurden. Nach den beiden Toren von Mario Gomez kannte der Jubel keine Grenzen. Das Sommermärchen 2012 nimmt so langsam Gestalt an – und das längst nicht nur auf der größten Fanmeile Deutschlands.

Auch in den Kneipen und Biergärten anderer Städte wurde eifrig Fußball geguckt. "Die ersten waren schon um fünf Uhr hier", berichtet Wirt Chris Epting. Er betreibt gleich zwei Kneipen in Köln und hat sich für die EM einiges einfallen lassen: Deutschlandfähnchen schmücken die Tische, an den Wänden hängen Nationalfahnen diverser Teams und die Bedienungen tragen Fußballtrikots. Auch die Speisekarte erstrahlt im EM-Look. "Wir haben verschiedene Gerichte aus den verschiedenen Ländern. Als Tagesempfehlung haben wir heute "Halve Hahn mit halbem Holländer." Also ein halbes Brötchen mit holländischem Käse. Nur das Wetter ist noch nicht wirklich Fan-freundlich: Nieselregen und kühle 14 Grad.

Kneipen sind voll, Biergärten auch

Während in der Kneipe "Berrenrather" geschätzte 200 Fans Fußball gucken, passen ins nahe gelegene "Unkelbach" dreimal so viele Fans. Dort kann man sich sogar einen Sitzplatz reservieren. Draußen sorgen Schirme und Markisen für trockene Bildschirme und Gäste, drinnen ist es gemütlich warm. "Wir haben unseren Gästen geraten, sich warme Jacken mitzubringen", erzählt Geschäftsführer Alexander Manek. Die Stimmung ist trotzdem gut. Eigentlich so gut wie zuletzt in den K.o.-Spielen bei der Weltmeisterschaft.

Auch hier wurde die Speisekarte präpariert: Es gibt die holländische Spezialität "Frikandel Spezial" mit Mayonnaise, Ketchup und Zwiebeln. Je später der Abend, desto voller werden die Kneipen in der Stadt. Die Spannung steigt. Ebenso die Sorge, dass es anfangen könnte zu regnen oder dass die Nachbarkneipe das schnellere Fernsehbild hat.

Fans beim Fußballgucken in der Kneipe "Berrenrather" in Köln. (Foto: DW/Olivia Fritz)
Gemeinschaftserlebnis Fußball in einer Kölner KneipeBild: DW/Olivia Fritz

Gomez, der Fanliebling

Als Mario Gomez den ersten Treffer erzielt, schallt jedoch vereinter Jubel durch die Straßen – aus Wohnzimmern, Biergärten und Kneipen. "Schön gemacht, toll von Schweinsteiger aufgelegt", hört man von allen Seiten. Und spätestens bei dem noch lauteren "Toooooor"-Schrei nach dem 2:0 durch Gomez sind alle siegessicher. Einer formuliert es so: "Die Holländer kriegen heute keinen Matjes vom Tisch." Gomez wird bejubelt und gefeiert: "Er ist ein großartiger Stürmer und definitiv eine wunderbare Alternative einer neuer Generation zu Klose", befindet ein Fan, der ganz ohne Devotionalien auskommt. Seine Sitznachbarin gerät regelrecht ins Schwärmen: "Super-klasse, dass er sich so bewiesen hat. Eigentlich war er schon ausgewechselt, aber jetzt ist er der Held der Mannschaft."

Selbst nach dem Abpfiff leert sich die Kneipe lange nicht, obwohl es mitten in der Woche ist. Schwarz-rot-goldene Fahnen wehen durch die Luft, in den gleichen Farben erglühen bemalte Wangen. Und wenn so mancher nach dem Anschlusstreffer zu zittern begann, schiebt er es hinterher auf die für Mitte Juni viel zu kühle Abendluft. "Am Ende zählt nur der Sieg", fasst es Petra zusammen. Sie ist zusammen mit ihrem Mann in ihre Stammkneipe "Petersberger Hof" gekommen und wird den Abend ganz gemütlich ausklingen lassen. Deutschland hat noch lang nicht genug vom gemeinsamen Fußballgucken.