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Schlag gegen "Mutterschiff" der Piraten

15. April 2009

Eine französische Fregatte hat im Indischen Ozean erstmals ein so genanntes Mutterschiff der somalischen Piraten angegriffen und elf Seeräuber festgenommen. Die Bundesregierung wies Kritik am Marine-Einsatz zurück.

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Karte von Somalia mit dem Horn von Afrika und der arabischen Halbinsel
Das Horn von Afrika bei Somalia ist gefährliches PiratengebietBild: AP

Das zehn Meter lange Piratenschiff sei etwa 500 Seemeilen östlich der kenianischen Hafenstadt Mombasa gestellt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Paris am Mittwoch (15.04.2005) mit. Es habe zwei kleine Boote und 17 Fässer mit je 200 Liter Treibstoff an Bord gehabt. Die Piraten nutzen die so genannten Mutterschiffe um sicher auf das offene Meer zu gelangen, bevor sie mit kleineren Booten ihre Ziele angreifen. Durch diese Taktik erweitert sich ihr Aktionsradius.

Piratenangriff mit Raketen

Vor der Küste Somalias entkam ein US-Schiff einem Piratenangriff, bei dem die Seeräuber sogar Raketen einsetzten. Wie die Reederei Liberty Maritime in New York mitteilte, forderte die Besatzung des Frachters "Liberty Sun", die im Auftrag des Welternährungsprogramms (WFP) Hilfsgüter für Ostafrika transportierte, wegen des Angriffs Unterstützung bei der US-Marine an.

US-Kriegsschiff USS Bainbridge (Foto:AP)
US-Kriegsschiff USS BainbridgeBild: AP


Daraufhin sei das Kriegsschiff "USS Bainbridge" zu Hilfe geeilt, teilte WFP-Sprecher Peter Smerdon weiter mit. Von der "Bainbridge" aus war am Sonntag der US-Kapitän Richard Phillips aus der Gewalt von Piraten befreit worden. Dabei hatten US-Scharfschützen drei seiner vier Geiselnehmer getötet. Anführer der Piraten hatten danach mit verstärkten Angriffen auf Schiffe aus den USA gedroht.

Hilfslieferungen über See gefährdet

Das Welternährungsprogramm wies auf einen gefährlichen Nebeneffekt der Piratenangriffe hin: Es werde immer schwieriger, Reeder für Hilfstransporte zu finden. Außerdem würden diese durch steigende Versicherungskosten immer teurer, sagte der WFP-Leiter für Deutschland und Österreich, Ralf Südhoff. Die Hilfe für Millionen notleidende Menschen Menschen in Kenia, Somalia und Uganda sei gefährdet.

Seit Anfang des Monats haben somalische Piraten mindestens zehn Schiffe gekapert, darunter den deutschen Frachter "Hansa Stavanger“ mit vermutlich fünf Bundesbürgern unter der Besatzung. Am Dienstag hatten Seeräuber das Handelsschiff "MV Irene" einer griechischen Reederei sowie den Frachter "Sea Horse" aus Togo in ihre Gewalt gebracht. Auch dieses Schiff transportierte Hilfsgüter für das WFP. Ein im März gekapertes griechisches Schiff wurde von den Piraten am Mittwoch freigegeben.

Berlin: EU-Mission erfolgreich

Unterdessen hat die Bundesregierung das Engagement der deutschen Marine gegen das Piratenunwesen vor Somalia im Rahmen der EU-Mission "Atalanta“ als Erfolg bezeichnet

Hubschrauber der Bundesmarine am Horn von Afrika im Kampf gegen Piraterie (Foto:DW)
Hubschrauber der Bundesmarine am Horn von Afrika im Kampf gegen PiraterieBild: DW/Ludger Schadomsky

Es gebe keine Veranlassung sich wegen einer möglichen Strategieänderung an die EU zu wenden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. Das EU-Marine-Kontingent habe seinen Auftrag bisher erfolgreich erfüllt und 112 Schiffe in 19 Konvois sicher durch das Seegebiet begleitet. Wenn es Defizite gebe, die die Piraten ausnutzten, liege dies an der Größe des Seegebiets und der hohen Zahl durchfahrender Schiffe.

Der Ministeriumssprecher reagiete damit auf Forderungen aus der FDP, verstärkt gegen die "Mutterschiffe" der Piraten vorzugehen sowie auf hoher See Kontrollpunkte einzurichten. Zur Begründung erklärte der FDP-Politiker Hellmut Königshaus, die Seeräuber gingen immer öfter außerhalb des Atalanta-Einsatzgebiets auf Beutezug. Schiffe, die das abgesteckte Gebiet verließen, müssten auf Waffen kontrolliert werden.

Kritik von Anwälten

Das Auswärtige Amt wies Vorwürfe von zwei deutschen Anwälten zurück, der Bund achte bei der Übergabe mutmaßlicher Piraten an die Behörden in Kenia zu wenig auf die Einhaltung der Menschenrechte. Die Bundesregierung und auch die EU, die das Übergabe-Abkommen mit Kenia geschlossen hatte, überprüften die Einhaltung der Standards, betonte ein Sprecher. Die Anwälte betreuen zwei von neun mutmaßlichen Seeräubern, die Bundesmarine Mitte März an die Justiz in Kenia übergeben hatte. Sie werden beschuldigt, Anfang März vor der Küste Somalia ein deutsches Containerschiff angegriffen zu haben. (wl/ako/dpa/ap/afp)

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