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Museum auf Zeit

Gaby Reucher30. April 2007

Die Documenta findet nur alle fünf Jahre statt. In einigen Wochen ist es wieder so weit. Allmählich lichtet sich der Vorhang für 2007: Begonnen haben die Macher mit der Präsentation des architektonischen Konzepts.

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Rosa Stellwände, Quelle: AP
Die Wände sollen zum Kunstwerk passenBild: documenta GmbH / Katrin Schilling

Der White Cube, der ganz in weiß gehaltene Ausstellungsraum, ist out - es lebe die Farbe. "Sie tut Malerie gut und auf Fotografie. Wir sind zwar das Weiß gewohnt, aber Schwarz-Weiß-Fotografie kommt einfach auf farbigen Wänden viel besser", sagt Kuratorin Ruth Noack. Allerdings, so gibt sie zu, könne sich nicht jeder Künstler mit lachsrosa oder olivgrün getünchten Wänden anfreunden. Dennoch: In anderen Ländern sei eine farbige Umgebung eher üblich, und so sei der thailändische Künstler, dessen Name noch nicht bekannt gegeben wird, mit dem rosafarbenen Raum für seine Buddha-Skulpturen hochzufrieden.

"Manche wollen versteckt sein"

Porträt Roger Buergel, Quelle: AP
Die Architektur soll im Dienste der Kunst stehen, sagt Roger BuergelBild: picture-alliance/ dpa

Gerade West-Europäer und Amerikaner sind den weißen neutralen Ausstellungsraum, den White Cube, gewohnt, der ihre Arbeiten immer im gleichen Licht erscheinen lässt. Für ältere Kunstwerke haben farbige Wände auch in Europa durchaus Tradition.

Bei der Documenta sollen sie auch moderne Kunst ins rechte Licht setzen und den Besucher atmosphärisch einstimmen, sagt der künstlerische Leiter der Documenta, Roger Buergel: "Architektur ist ein Medium, das einen entweder schweben lässt oder niederdrückt. Und gerade in dem Moment, wo man anfängt Beziehungen herzustellen, geht es um etwas sehr Leichtes und Glückhaftes, und dafür muss man eine Atmosphäre schaffen - deshalb die Farben." Gleichzeitig müsse man natürlich auch den Bedürfnissen der Kunstwerke Rechnung tragen, erklärt Buergel: "Manche wollen versteckt sein, andere wollen entdeckt sein, andere wollen hervorgehoben sein - da ist wieder eine Differenziertheit in der Architektur gefragt."

Alte Architektur aufgehübscht

Kunsthalle Fridericianum, Quelle: AP
Die Kunsthalle Fridericianum in Kassel ist das Zentrum der WeltkunstschauBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Hauptsächlich ist damit die Innenarchitektur gemeint, denn der Großteil der Ausstellungsgebäude der Kasseler Documenta besteht schon seit Jahrzehnten oder gar seit Jahrhunderten: "Wir geben keine Architektur vor, wir haben Architektur vorgefunden", sagt Architekt Tim Hupe. Trotzdem gestalte man die Räume und die Architektur um die Kunst herum.

Die ursprüngliche Innenarchitektur dieser Gebäude haben Tim Hupe und sein Team wieder herausgearbeitet. So haben sie etwa in einem Gebäude eine neue Freitreppe gebaut, die in den 1980er-Jahren entfernt worden war. In den Räumen haben sie die einst zugebauten Fenster wieder geöffnet und lassen so natürliches Licht in die Räume. Für manche Künstler sind die kleinen intimen Kabinett-Räume der klassizistischen Gebäude gerade richtig.

Schutz vor Wind und Wetter

documenta 12 Aue Pavillon 2007
Neu gebaut: Der Aue-PavillonBild: documenta GmbH / Klaus Frahm

Für Kunstwerke, die Luft und Raum brauchen, gibt es ein ganz neues Gebäude, den so genannten Aue-Pavillon. Wie Gewächshäuser reihen sich die weiten Hallen auf einer großen Wiese aneinander. Der Pavillon wirkt transparent, aber darum soll es bei dieser Documenta nicht gehen: "Die Kunst braucht Schutz vor Licht und Witterung, und das liefert dieses Gebäude", so Hupe.

Die Kunststoff-Tunnel sind nur Gebäude auf Zeit. Innen gibt es keine festen Wände, die eine bestimmte Hängung oder Aufstellung der Werke erzwingen. Stellwände können variabel eingesetzt werden, die räumlichen Eingriffe richten sich nur nach den Erfordernissen der Kunstwerke. "Das kann man natürlich nur für so eine einmalige Sache wie die Documenta machen", sagt Hupe. "Da wird einmal an einer Stelle ein Kunstwerk gezeigt. Das ist also kein Raum, der vielleicht ein halbes Jahr später für ein anderes Kunstwerk wieder herhalten muss."