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Fasten ist mehr als Diät

18. Februar 2010

In vielen Religionen gehören Fastenzeiten zur sinnhaften Lebensgestaltung. Christen gedenken von Aschermittwoch bis Ostern an das Leiden Jesu Christi und viele versuchen sieben Wochen ein anderes Leben zu entdecken.

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Wüstenpanorarma (Foto: Wikipedia)
Jesus fastete in der Wüste – fand Gott und fand zu sichBild: wikipedia

"Tu deinem Körper Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen" – so hat es die spanische Mystikerin Theresa von Ávila im 16. Jahrhundert auf den Punkt gebracht.

Beim Fasten geht es um die Reinigung der Seele, um Buße, um das Streben nach Konzentration, nach Glück. Wer fastet, lebt enthaltsam – wer fastet, gibt Acht - auf sich und auf andere. Das Wort Fasten bedeutet im eigentlichen Sinne "beobachten" oder "festhalten". Festhalten an den Geboten der Enthaltsamkeit, an Geboten, die Menschen sich zumeist selbst auferlegen. In allen großen Religionen wird gefastet – Juden tun dies am Versöhnungstag, Muslime während des Monats Ramadan. In der christlichen Tradition wird von Jesus erzählt, der 40 Tage in die Wüste ging, um zu fasten. Dort war er allein, frei von jeder Ablenkung, ein Suchender. Und dort begegnete er Gott.

Was macht das Leben eigentlich aus?

Porträt Iris Macke (Foto: B. Rostami)
Iris Macke begleitet Fastende in ganz DeutschlandBild: B. Rostami

"Indem wir auf Ostern zugehen, bereiten auch wir uns auf die Begegnung mit Gott vor", sagt Iris Macke vom ökumenischen Verein "Andere Zeiten". Der Hamburger Verein begleitet Fastende aus ganz Deutschland in den sieben Wochen zwischen Aschermittwoch und Ostern – unter anderem mit wöchentlichen Fastenbriefen. Für Iris Macke geht es in der Fastenzeit darum, sich auf diese Begegnung mit Gott zu konzentrieren. "Zudem ist es für Körper und Seele gut, mal eine Zeit reduziert zu leben, einen Gang runter zu schalten und zu schauen, was mein Leben eigentlich ausmacht."

Seit dem 4. Jahrhundert gehen Christen in der Passionszeit ganz bewusst den Leidensweg Jesu symbolisch mit. Der Blick auf das Kreuz kann zum prüfenden Blick auch auf die dunklen Seiten des eigenen Lebens werden, dem Konsequenzen in der Lebensführung folgen können.

Sport oder Psalmen

Motto-Plakat (Foto: Evangelische Kirche in Deutschland)
Runf zwei Millionen machen mit, bei der evangelischen Fastenaktion "Sieben Wochen ohne"Bild: chrismon

Welche Regeln sich Fastende auferlegen, hängt von den eigenen Gewohnheiten ab. Die einen sind von ihrer Alkohol- oder Nikotin-Abhängigkeit genervt und wollen sich davon befreien, andere verzichten auf das Fernsehen, wieder andere wollen mehr spazieren gehen, Sport treiben oder morgens einen Psalm lesen. Hinter all diesen Bemühungen steht bei vielen der Wunsch, sich auszurichten auf Gott. Oder anders gesagt: Fastende wollen ihre Süchte wieder in Sehnsüchte verwandeln. Vom ungarischen Autor Ödön von Horváth stammt der Ausspruch: "Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur so selten dazu."

Eigentlich ganz anders sein? Körper und Seele zusammenbringen? In der Fastenzeit probieren Gläubige das aus. Nicht mit einem griesgrämigen Gesicht, vor dem im Matthäusevangelium in der Bibel gemahnt wird, sondern mit einem beinahe unsichtbaren Lächeln auf den Lippen.

Autor: Matthias Lemme

Redaktion: Klaus Krämer