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Faszinierender Wahlthriller

Michael Knigge

Das Kopf-an-Kopf-Rennen der Parteien ist auch für die Deutschland-Korrespondenten ausländischer Zeitungen das bestimmende Thema. Erste Reaktionen am Wahlabend.

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"Spannendste Wahl, die ich in Deutschland je erlebt habe"Bild: AP

"Das ist eine unglaublich enge Wahlnacht", beschreibt Peter Finn, Korrespondent der "Washington Post" in Berlin, den bisherigen Wahlverlauf. Auch sein Kollege Christophe Bourdoiseau von der französischen Zeitung "Le Parisien" ist vom Kopf-an-Kopf-Rennen um die Regierungsmehrheit überrascht: "Es ist die spannendste Wahl, die ich in Deutschland je erlebt habe." Die Lage sei derzeit noch völlig unklar, dennoch sei absehbar, dass "es für deutsche Politik in Zukunft sehr schwer werden wird."

Wie reagiert Washington?

Washington Post-Korrespondent Finn betont, wie die US-Regierung auf die Wahl reagiere, sei noch schwer abschätzbar und werde vom Ausgang der Wahl abhängen. Klar sei jedoch, dass die deutsch-amerikanischen Beziehungen auch nach der Wahl ein Thema bleiben werden, "egal wer gewinnt."

"Es ist ein Herzschlagfinale", sagte die Berlin-Korrespondentin der österreichischen Tageszeitung "Der Standard", Alexandra Föderl-Schmid. "Das überraschendste an der Wahl war für mich das schlechte Abschneiden der FDP. In Österreich haben wir ja leider die Erfahrung, dass anti-semitische Äußerungen sich positiv auf das Wahlergebnis auswirken, deswegen finde ich es toll, dass es hier genau anders herum ist."

Personen statt Parteien

Für die Deutschland-Korrespondentin der Turiner Zeitung "La Stampa" ist besonders die starke Personalisierung des Wahlkampfs bemerkenswert. "Aus italienischer Sicht galt Deutschland immer als Land, in dem die Parteien wichtiger sind als die Personen", sagte Francesca Sforza. Inzwischen sei der Wahlkampf in Deutschland jedoch deutlich amerikanischer geworden und werde stark von Personen geprägt. "Wenn Schröder gewinnt, hätte sich dieser Trend fortgesetzt, wenn Stoiber gewinnt, ist das der Nachweis, dass die Parteien noch einmal wichtiger waren als die Personen."

Stimmungswandel im Vergleich zu 1998

Für Francesca Sforza von "La Stampa" ist zudem das gegensätzlichen Abschneiden der rot-grünen Koalitionsparter bemerkenswert. "Die Grünen können ein gutes Ergebnis vorweisen, dagegen hat die SPD schlecht abgeschnitten." Ihrer Einschätzung nach ist dies ein weiterer Beweis dafür, wie sehr sich die Situation im Vergleich zur Wahl 1998 gewandelt habe. "Insgesamt kann man sagen, dass sich gegenüber der letzten Wahl, wo man sehr schnell wusste, wer gewonnen hat, in Deutschland die Stimmung sehr geändert hat. Denn im Gegensatz zu jetzt war damals Ergebnis nach ein paar Stunden bekannt."