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FC Deutschland 06, die Zweite

Marcel Fürstenau11. Februar 2005

Vom Fußball verstehen sie (wieder?) was, die Deutschen. Von Werbung (vielleicht?) auch. Beides zusammen ergibt eine Imagekampagne für den Standort "D". Und viel Agenturen-Zoff.

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Marcel Fürstenau
Ein Vierteljahr ist es her, dass schon einmal die Rede war vom "FC Deutschland 06": einem virtuellen Fußball-Club, der in keiner Liga spielt, sondern in den Köpfen mehr oder weniger einfallsreicher Marketingstrategen entstanden ist, um die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr zur weltweiten Image-Werbung für den Standort "D" zu nutzen.
Eine naheliegende und eigentlich zu begrüßende Idee, an der sich neben der Bundesregierung der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) beteiligt. Damals, im November vergangenen Jahres, verdächtigten Oppositionspolitiker die Koalition, sie könnte den "FC Deutschland 06" als Stimmungsmacher in eigener Sache missbrauchen, um die Erfolgsaussichten bei der im selben Jahr stattfindenden Bundestagswahl zu erhöhen.
Nun gibt es neues Ungemach, wie die Kollegen der "Financial Times Deutschland" berichten: Den Recherchen zufolge streiten sich die drei an der Kampagne beteiligten Agenturen über Einfluss und Kompetenzen. Und wieder steht der Vorwurf im Raum, es fehle an der nötigen Unparteiisch-keit. Ein ungeheuerlicher Verdacht, zumal in Zeiten, in denen der deutsche Fußball durch einen Wett-Skandal erschüttert wird, in dem Schiedsrichter (eben sogenannte "Unparteiische") die Hauptrolle spielen.


Im Falle des "FC Deutschland 06" beansprucht nun jede Agentur für sich die Rolle des Spielmachers. "Das ist, als würden Zinedine Zidane und David Beckham einen Freistoß schießen, einer mit links, einer mit rechts", heißt es dazu treffend in der "FTD". Die Position des Linksaußen wird dabei der Agentur "Zum goldenen Hirschen" zugedacht, die sich für "Bündnis 90 / Die Grünen" Kampagnen ausdenkt. Die des Rechtsaußen ist angeblich für die Agentur "Scholz & Friends" reserviert, deren Chef Thomas Heilmann als CDU-Mitglied und Freund Angela Merkels geoutet wurde.

Die von abgrundtiefem Misstrauen genährten Verdächtigungen gehen so weit, dass der Werbespot-Slogan, es gehe um mehr als nur Fußball, es gehe um Deutschland, als regierungsfreundlich diffamiert wird, nur weil er von der Agentur "Zum goldenen Hirschen" stammt. Und umgekehrt soll der von "Scholz & Friends" ausgedachte Slogan "Land der Ideen" regierungsfeindlich sein, weil er angeblich auf Defizite des Forschungsstandortes Deutschland anspielt. Auf derlei abwegige Verschwörungstheorien muss man erst einmal kommen.

Um aus diesem peinlichen Schlamassel einigermaßen heile herauszukommen, gibt es eigentlich nur einen Ausweg: Die dritte an der Image-Kampagne "FC Deutschland 06" beteiligte Agentur "Lowe" zieht das Ding, gewissermaßen als lachender Dritter, im Alleingang durch. Dass sie dazu in der Lage wäre, belegt schon das von ihr kreierte Motto: "Typisch deutsch".