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Dramatische Zinssenkung

17. Dezember 2008

Die US-Notenbank hat den Leitzins angesichts der düsteren Konjunkturaussichten auf eine Zinsspanne zwischen 0,0 und 0,25 Prozent gesenkt. Ziel sei es, mit "allen verfügbaren Mitteln" eine lange Rezession zu vermeiden.

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US-Notenbankchef Ben Bernanke (Foto: dpa)
Die Notenbank unter Führung von Ben Bernanke greift zu drastischen MaßnahmenBild: AP

Aus Furcht vor einer dramatischen Verschärfung der Rezession entschloss sich die Fed am Dienstag (16.12.2008) zu dem niedrigsten Zinsniveau seit 1971, als die "Fed Funds Rate" erstmals festgelegt wurde. Seit August 2007 senkte die US-Notenbank ihren Leitzins von 5,25 auf bisher 1,0 Prozent. Die neue Spanne von null bis 0,25 Prozent ist damit ein historischer Tiefstand.

Die Führung der Zentralbank unter Leitung von Ben Bernanke ging mit diesem Schritt noch weiter, als allgemein erwartet worden war. Analysten hatten mit einer Verringerung des Leitzinses auf 0,5 Prozent gerechnet. Die Zinsentscheidung fiel nach Abschluss zweitägiger Beratungen. In einer Erklärung hieß es, die Notenbank werde "alle verfügbaren Mittel" einsetzen, um der Finanzkrise entgegenzuwirken und eine lange Rezession zu vermeiden.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt habe sich weiter verschlechtert, der private Konsum, Investitionen und die Industrieproduktion seien anhaltend rückläufig, erklärte die Notenbank. Deshalb gelte es für die Fed, alle geldpolitischen Instrumente für die Wiederherstellung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums und die Wahrung der Preisstabilität zu nutzen.

Obama: Uns gehen die Mittel aus

Arbeiter im Chrysler-Werk in Detroit (Foto: DW)
Viele US-Bürger verlieren ín der Krise ihren JobBild: AP

Wichtigster Grund für die drastische Maßnahme sind die Folgen der Finanzkrise für die US-Wirtschaft, die sich in der Rezession befindet. Seit Dezember vergangenen Jahres sind etwa zwei Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Wirtschaftsexperten rechnen in den USA mit einer weiter negativen Konjunkturentwicklung.

Der designierte US-Präsident Barack Obama versicherte erneut, mit einem umfangreichen Investitionsprogramm des Staates die Konjunktur wieder ankurbeln zu wollen. Im Kampf gegen die Rezession "gehen uns allmählich die Mittel aus", sagte er am Dienstag in Chicago mit Blick auf die Fed- Entscheidung und die ohnehin schon extrem niedrigen Zinsen. "Wir gehen derzeit durch die härteste Zeit seit der großen Depression", betonte Obama, der am 20. Januar das Präsidentenamt übernimmt.

Fallende Verbraucherpreise

Symbolbild US-Dollar (Bild: DW)
Der Dollar ist im Laden mehr wert, weil die Preise fallenBild: AP

Wegen der Wirtschaftskrise sind bereits die Verbraucherpreise in den USA rasant gefallen. Wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte, sanken die Preise auf Monatssicht um 1,7 Prozent. Dies ist der stärkste monatliche Preisrückgang seit Beginn der Erhebung im Jahr 1947.

Auch die Jahresinflation wurde erneut kräftig gedrosselt: Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise im November den Angaben zufolge nur noch um 1,1 Prozent, nach einem Plus von 3,7 Prozent im Vormonat. Dies ist nach Angaben des Ministeriums der geringste Anstieg seit Mitte 2002.

Die Europäische Zentralbank hatte den Leitzins für den Euro-Raum am 4. Dezember um 0,75 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent gesenkt - so stark wie nie zuvor. Auch diese Entscheidung war mit einem deutlich gesunkenen Inflationsdruck und immer trüberen Aussichten für die Konjunktur begründet worden. (gri)