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Feinarbeit?

Peter Philipp29. November 2001

Man sei bei der Feinarbeit, aber ein Ergebnis sei noch nicht erreicht. Der redegewandte UNO-Sprecher Ahmad Fawzi klang am Donnerstag (29. November) etwas optimistischer als ein Tag zuvor.

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Gleichzeitig widersprach er doch auch den Nachrichtenagenturen, die seit dem Morgen berichtet hatten, die Delegationen auf dem Petersberg hätten sich auf eine Namensliste für die geplanten Interims-Regierung geeinigt. Die Diskussionen - so Fawzi - seien weiterhin sehr intensiv, sie spielten sich aber zwischen den afghanischen Delegationen ab, unterbrochen immer wieder durch Gespräche zwischen dem UN-Sonderbeauftragten für Afghanistan, Brahimi, und den Delegationen. Fawzi war nicht bereit, sich auf neue Spekulationen über die Dauer der Konferenz einzulassen: Wenn er das letzte Mal von "drei bis fünf Tagen" gesprochen habe, dann könne dies heute nur wiederholen.

Aus vier Ideen eine machen

Neben der Frage der Zusammensetzung der Interims-Regierung spielte auch die Frage der Frauen im künftigen Afghanistan eine Rolle: Eine Delegation von drei Vertreterinnen europäischer Frauenorganisationen trafen sich mit den Delegationen und versuchten diese zu überzeugen, dass ein demokratisches Afghanistan natürlich die Rolle der Frau höher bewerten müsse als dies bisher geschehen sei. Die Frauen-Vertreterinnen hatten den Eindruck, dass ihre Botschaft positiv aufgenommen wurde.

Viel mag das immer noch nicht sein, wenn man die bisherigen Ergebnisse mit den Erwartungen vergleicht, die am Eröffnungstag der Konferenz kursierten. Aber es gilt weiter, dass die Delegationen ernsthaft und aufrichtig an einer Regelung arbeiten und dass bisher zwar Schwierigkeiten, aber keine unüberwindlichen Hindernisse aufgetreten sind. Oder wie UN-Sprecher Fawzi erklärt: Bisher habe jede Delegation ihre Position erklärt und man habe nun "vier klare Ideen". Man müsse diese nun "nur noch zu einer gemeinsamen Idee kombinieren".

Verwirrende Informationspolitik

Die eher restriktive Informationspolitik der Vereinten Nationen dürfte mit dazu beitragen, dass so leicht Falschmeldungen von Königswinter ausgehen: Journalisten können und sollen weiterhin den Petersberg nicht betreten; statt dessen kommen immer wieder einzelne Delegierte in das Pressezentrum in Königswinter und diese vermitteln dann dort ihre eignen Ideen und Pläne, als wären diese im Konferenzsaal bereits beschlossene Sache.

Und auch die Delegationen selbst scheinen sich ihrer Sache noch nicht so ganz sicher zu sein: So hatte am Mittwoch der Chef der ehemaligen Nordallianz, deren Innenminister Qanooni, erklärt, man lehne eine internationale Truppe ab, und wenig später ließ der Front-Außenminister Abdullah Abdullah in Kabul wissen, dies sei durchaus akzeptabel. Etwas zerknirscht trat dann Qanooni am Donnerstagnachmittag vor die Presse und erklärte, er habe das nicht so gemeint. Vielmehr sei alles ein Paket: Wenn es erst einmal Frieden gebe, dann brauche man keine weiteren ausländischen Truppen.

So hatte es am Mittwoch freilich nicht geklungen, der Rückzieher dürfte aber ein Zeichen dafür sein, dass man auch in der "Einheitsfront" - der ehemaligen Nordallianz - sich tunlichst davor hütet, durch Mangel an Flexibilität ein Scheitern der Verhandlungen zu riskieren.