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Fenster der Angst und Brücken der Hoffnung

26. Juni 2012

Die DW hat die Gewinner ihres internationalen Blog-Awards The BOBs am Dienstag, 26. Juni, im Rahmen des Deutsche Welle Global Media Forum in Bonn ausgezeichnet. Der Hauptpreis ging an den Iraner Arash Sigarchi.

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Arash Sigarchi
Arash SigarchiBild: DW/M. Müller

„Wir wollen Ihnen zeigen, wie wichtig Ihre Arbeit ist und Ihnen Mut machen. Sie machen einen guten Job!“ Mit diesen Worten richtete sich Chefredakteurin Ute Schaeffer an die Gewinner.

„Ich glaube, heute steht es um die Freiheit in Iran schlechter als 2008, als ich Iran verlassen habe“, sagte Sigarchi (Foto oben). In „Window of Anguish“ (Deutsch: „Fenster der Angst“, http://sigarchi.net/blog/) berichtet er auf Persisch und Englisch über soziale und politische Themen in seinem Heimatland Iran, insbesondere über die Lage der Menschenrechte.

Täglich ein neues Fenster geöffnet

„Ich habe das Blog so genannt, weil ich jeden Tag, wenn ich ein neues Fenster in meinem Browser geöffnet habe, auf beängstigende Nachrichten gestoßen bin“, sagte Sigarchi. Er lebt im Exil in Washington D.C., USA. Der Journalist war in Iran 2004 wegen seiner Berichterstattung zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Mit Unterstützung von Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi wurde die Strafe damals auf drei Jahre reduziert. „Sie können uns nicht stoppen", sagte Sigarchi mit Blick auf die anhaltenden Repressalien der iranischen Regierung gegen Blogger im Iran.

„Das ausgezeichnete Blog ist von großer Bedeutung für die persischsprachige Blogosphäre, die in Iran stark zensiert wird“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Sigarchi sei ein Blogger, der weiterhin unermüdlich über die Entwicklungen in seiner Heimat berichte.

Digitale Kluft

Eine international besetzte Jury hatte die Preise in sechs Fachkategorien vergeben.
In der Kategorie Special Topic Award Education and Culture hatte die Jury das Blog „Fasokan“ gekürt. Unter http://fasokan.com dokumentiert der 36-jährige Boukary Konaté aus Mali seit 2008 in der westafrikanischen Sprache Bambara und auf Französisch seine Bemühungen, die digitale Kluft in seinem Heimatland zu überwinden.
Die Jury würdigt dieses Blog, da es „eine Brücke zwischen der ländlichen Kultur und dem Internet schlägt“. Konaté, der aus einem kleinen Dorf stammt und früher als Lehrer gearbeitet hat, zeigt den Menschen, wie sie mithilfe von tragbaren Solarzellen und einer Auto-Batterie Zugang zum Internet bekommen und wie sie dieses nutzen können. „Mit einem Fuß in der Vergangenheit und mit einem Fuß in der Zukunft“, würdigte Moderatorin Conny Czymoch das Engagement des Preisträgers.

Der Preisträger sagte, es sei ihm wichtig, Menschen miteinander zu verbinden, „nicht nur, damit ländliche Regionen ihre Traditionen und Kulturen mit dem Rest der Welt teilen, sondern auch, damit sie von den Erfahrungen anderer profitieren, um sich nachhaltig weiterzuentwickeln“.

Auszeichnung für die Basis

Mit der Auszeichnung Best Social Activism Campaign wurde die syrische Bloggerin und Aktivistin Sherry Al-Hayek von der Facebook-Seite „Free Syrian Blogger & Activist Razan Ghazzawi“ (www.facebook.com/freerazan) geehrt. Die Seite ist allen syrischen Aktivisten gewidmet, die in Haft sind. „Mit der Auszeichnung dieser Kampagne richten wir die Aufmerksamkeit auf die zahlreichen Initiativen in der arabischen Welt, die sich für Blogger und Aktivisten einsetzen“, so die Jury. „Dieser Award ist nicht für die Seite, sondern für die Leute an der Basis, für die wahren Kämpfer", sagte die Preisträgerin.

Preisträger in der Kategorie Best Use of Technology for Social Good ist Rebecca Chiao mit „Harassmap“ (http://harassmap.org/) aus Ägypten. Auf der Webseite, die von einer Gruppe von Aktivisten ins Leben gerufen wurde, können Frauen anonym sexuelle Belästigungen melden, die dann auf einer Karte lokalisiert und kategorisiert werden. Die Webseite rücke das Tabuthema, von dem sehr viele Frauen in Ägypten betroffen seien, in die Öffentlichkeit und sensibilisiere die Gesellschaft, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Mit Satire die Zensur überlisten

Als bester Video-Kanal wurde „Kuang Kuang Kuang“ (http://www.tudou.com/programs/view/pbnY8O-BqaM/?fr=rec1&FR=LIAN) von Wang Bo (Pseudonym: Pi San) ausgezeichnet. Ein Team kritisiert darin mit einer Cartoon-Reihe die Politik der chinesischen Regierung und greift soziale Probleme auf. Die Gruppe schaffe es, mit Satire und großer Kreativität die Zensurbehörden in China zu überlisten, so die Jury. 
„Zum Glück habe ich Cartoons und zum Glück habe ich das Internet, so dass ich mich ausdrücken kann. Wir werden unsere Freiheit nur durch unabhängiges Denken und mit einem ironischen Lächeln erlangen“, sagte Wang Bo in Bonn.

Den Reporter-ohne-Grenzen-Preis erhielt der bengalische Journalist Abu Sufian. In seinem Blog (http://blog.bdnews24.com/author/abusufianIR) rückt er gesellschaftliche und politische Missstände in den Fokus, darunter Willkürmaßnahmen der Behörden. Die Jury hob hervor, Sufian riskiere sein Leben, „indem er über heikle Themen berichtet, die von den traditionellen Medien nicht behandelt werden“.

Die Deutsche Welle fördert mit dem Wettbewerb The BOBs den offenen Diskurs und das gegenseitige Verstehen im Internet. Sie zeichnet damit seit 2004 Menschen aus, die sich im Internet in besonderer Weise für Meinungsfreiheit und Menschenrechte einsetzen.

Partner des Wettbewerbs

Premium-Partner des Wettbewerbs sind Reporter ohne Grenzen und die Konferenz re:publica. Medienpartner sind Jetzt.de, Arabic Media Internet Network, Somewhere in…, Bdnews.com, iSUN TV, Global Voices, Categorynet, TV5 Monde, Gooya, salingsilang.com, Berita Satu, La Información, La Nación, Terra und Lenta.ru.