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Ferguson findet keinen Frieden

19. August 2014

Ferguson, Missouri, USA: Die Nationalgarde geht gegen Demonstranten vor, die Lage nach dem Tod des dunkelhäutigen Michael Brown ist weiter explosiv. Präsident Obama beobachtet die Situation mit Sorge.

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Proteste in Ferguson 18.08.2014
Bild: Scott Olson/Getty Images

Der Gouverneur des US-Staates Missouri rief angesichts der Unruhen die Nationalgarde zur Hilfe. Die Soldaten sollten der Polizei helfen, "Ruhe und Ordnung wiederherzustellen", sagte Jay Nixon. "Wir haben gut trainierte und erfahrene Soldaten", erklärte General Greg Mason, nachdem die Nationalgarde in der Kleinstadt eingetroffen war.

Justizminister Holder vor Ort

Präsident Barack Obama kündigte bei seiner Erklärung vor Journalisten im Weißen Haus an, dass Justizminister Eric Holder Ferguson am Mittwoch besuchen werde, um sich ein Bild der Lage zu machen. Das Justizministerium und das FBI ermitteln derzeit, wie es zum Tod Michael Browns kam, der von einem Polizisten erschossen wurde.

Barack Obama und Eric Holder - Besprechung zur Situation in Ferguson
Präsident Obama, Justizminister Holder und Sicherheitsberater Eggleston (von links) bei einem Krisentreffen im Oval OfficeBild: Reuters

Obama rief die Anwohner dazu auf, friedlich zu bleiben. Zur Polizei, die für ihr hartes Vorgehen kritisiert worden war, sagte Obama: "Es gibt keine Entschuldigung für unverhältnismäßige Härte der Polizei." Selbst UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon nahm sich des Themas an und rief die Beteiligten zu Zurückhaltung auf. Ban drängte darauf, die Rechte von Demonstranten und Journalisten zu respektieren. Die Behörden müssten sicherstellen, dass das Recht auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung geschützt werde, teilte ein Sprecher Bans in New York mit.

Krawalle, Molotowcocktails, Schüsse

Zuvor hatte es bei einer nächtlichen Ausgangssperre in Ferguson wieder Krawallen gegeben. Demonstranten bewarfen Polizisten mit Molotowcocktails, nach Behördenangaben fielen auch Schüsse. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Demonstration aufzulösen. Die Schulen blieben am Montag geschlossen. Sie würden erst wieder geöffnet, wenn die Straßen sicher seien, sagte eine Sprecherin des Schulbezirks.

Gouverneur Nixon sprach von "gewalttätigen kriminellen Handlungen einer organisierten und zunehmenden Anzahl von Personen". Er müsse das Leben und das Eigentum der Bevölkerung beschützen. Nach Polizeiberichten kam es erneut zu Plünderungen unter anderem in einem Supermarkt und einem Pizzageschäft. Laut dem TV-Sender NBC mussten sich Angestellte eines Fastfood-Restaurants in einem Lagerraum verstecken, weil es von einer großen Menschenmenge gestürmt wurde. Mindestens sieben Menschen seien festgenommen worden.

Ein weißer Polizist hatte vor anderthalb Wochen Michael Brown erschossen, obwohl dieser unbewaffnet war. Nach Angaben von Augenzeugen soll Brown die Hände über den Kopf gehalten haben, als die Schüsse fielen. Ein jetzt veröffentlichter Obduktionsbericht könnte neues Öl ins Feuer gießen: Ihm zufolge wurde Brown von sechs Kugeln getroffen, zwei davon trafen seinen Kopf. Die Familie des 18-Jährigen habe die am Sonntag erfolgte Autopsie in Auftrag gegeben, nachdem bereits örtliche Experten die Leiche untersucht hatten, berichtete die Zeitung "New York Times".

Ferguson Demo gegen Polizeigewalt
Ausnahmezustand: eine Nacht in FergusonBild: Reuters

Journalisten ins Gefängnis

Die Polizeikräfte in Ferguson gehen offenbar weiter auch vehement gegen Journalisten vor. Wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtet, wurden die deutschen Reporter Ansgar Graw und Frank Herrmann am Montag in Handschellen abgeführt und ins Gefängnis gebracht. Drei Stunden später seien sie wieder freigelassen worden. Hintergrund der Festnahme soll dem "Welt"-Bericht zufolge die Aufforderung der Polizei gewesen sein, auf einer fast menschenleeren Straße nicht stehen zu bleiben. Die Bildagentur Getty bestätigte, dass ihr Fotograf Scott Olson ebenfalls festgenommen worden sei.

ml/wa (dpa, afp)