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Ferngläser statt Harpunen

Johannes Beck21. Juli 2004

Wie jedes Jahr beim Treffen der Internationalen Walfangkommission versuchen Walfangnationen wie Japan oder Island, die Abschussquoten nach oben zu setzen. Dabei lässt sich mit lebenden Walen oft viel mehr Geld verdienen.

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Beliebt bei Touristen: Die eleganten BuckelwaleBild: AP
Strand bei Cayo Levantado
Von hier geht's los zum Wale-Beobachten: die Küste von Cayo Levantado

Die Karibikinsel Cayo Levantado: Kokospalmen säumen die weißen Sandstrände. Am Kai liegt startklar die Victoria II. Auf den zwei Etagen des weiß gestrichenen Bootes haben die Touristen Platz genommen. Gleich kann es losgehen.

Profit für Viele

Müll gehöre in die Mülleimer und nicht über Bord, ermahnt Kim Beddall die Passagiere noch schnell vor dem Start. Die Kanadierin war die Erste, die sich vor 20 Jahren für den Schutz der Buckelwale von Samaná einsetzte. Mit ihrem Unternehmen Victoria Marine begann sie auch als Erste den Wal-Tourismus in der Region. Heute ist sie damit längst nicht mehr allein. Nicht nur im Hauptort der Halbinsel, Santa Bárbara de Samaná, auch in allen Nachbarorten bieten zahlreiche Unternehmen Touren zu den Buckelwalen an.

Bei den Firmen der Bootsbesitzer-Vereinigung sind etwa 250 Menschen angestellt, die beim Whale-Watching mitarbeiten. So würden die Gewinne in der Bevölkerung sehr breit verteilt, sagt Kim Beddall. Die Wirtschaft auf der Halbinsel Samaná habe sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert und inzwischen basiere sie auf den Walen.

Mehr als 30.000 Touristen kommen bereits jährlich zum Wale-Beobachten nach Samaná. Von Januar bis März bleibt Kim Beddall kaum eine freie Minute. Dann ist Hochsaison: Denn im Winter ziehen jedes Jahr mehr als 1000 Buckelwale nach Samaná, um sich hier zu paaren und zu kalben. Teilweise legen die Meeressäuger mehr als 7000 Kilometer zurück, um von den kalten Gewässern um Norwegen, Grönland und Neufundland die wärmeren Bereiche des Atlantiks vor der Dominikanischen Republik zu erreichen.

Buckelwale
Nach dem Kalben kehren die bis zu 16 Meter langen Buckelwale in die Antarktis zurückBild: dpa

In sicheren Gewässern

Etwa eine halbe Stunde nach Fahrtbeginn haben wir die schützende Bucht von Samaná verlassen. Kurze Zeit später sind die ersten Wale zu sehen. Einige schlagen mit ihren Brust- oder Schwanzflossen wie zum Spiel auf die Wasseroberfläche - jeder an Bord versucht einen möglichst guten Blick zu bekommen. Besondere Begeisterung löst das elegante Abtauchen der Tiere aus. Dabei krümmen sie ihren Rücken zu einem Buckel - daher auch der Name Buckelwale.

Buckelwal
Mit den verspielten Walen als Attraktion lässt sich gut Geld verdienenBild: dpa

Eine Jagd durch Walfänger müssen die Tiere hier schon lange nicht mehr befürchten: "Das ganze Land hat begriffen, welchen großen wirtschaftlichen Einfluss die Wale in der Region haben, so dass sie niemals zulassen würden, dass den Buckelwalen in den Gewässern der Dominikanischen Republik etwas zustößt", sagt Karen Beddall.

Aber auch der Tourismus kann den Walen schaden, wenn zu viele Boote zu nah und zu oft an die Tiere heranfahren. Das zeigen Negativbeispiele auf den Kanarischen Inseln. Um dies zu verhindern, hat man sich in Samaná auf Schutznormen geeinigt, an die sich die meisten Boote halten.

Nach knapp zwei Stunden auf hoher See ist die Tour zu Ende. Wir haben mehr als ein Duzend der bis zu 16 Meter langen Wale gesehen. Einer ist sogar direkt unter dem Boot durchgeschwommen. Kurz bevor wir wieder den Ausgangshafen erreichen, verabschiedet sich Kim Beddall von ihren Gästen. Das Whale-Watching sei eine gangbare wirtschaftliche Alternative zum Wal-Fang, sagt sie. "Wir hoffen, dass in Zukunft alle auf der Welt Wale beobachten werden und niemand sie mehr jagen wird."