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Fernziel Unabhängigkeit für den Kosovo

Bahri Cani23. März 2005

Das Parlament in der Provinz Kosovo hat eine neue Regierung gewählt. Das war notwendig, nachdem Ministerpräsident Haradinaj, der wegen Kriegsverbrechen angeklagt ist, zurückgetreten war. Nachfolger ist Bajram Kosumi.

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Bajram KosumiBild: dpa

Eines verbindet den neuen Ministerpräsidenten Bajram Kosumi und seinen Vorgänger Ramush Haradinaj: Beide haben sich stets für ein unahbhängiges Kosovo eingesetzt. Haradinaj war während des Kosovo-Krieges Kommandeur der bewaffneten Untergrund-Organisation UCK. Der 36-Jährige ist vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag angeklagt. Ihm werden Morde und Folterungen von Serben, Roma und auch Albanern vorgeworfen. Am 8. März hat er sich freiwilig gestellt.

Zehn Jahre Gefängnis

Der 1960 geborene Kosumi hat hingegen ausschließlich mit friedlichen Mitteln Widerstand geleistet: Wegen seiner Teilnahme an Studentendemonstrationen im Jahre 1981, die die Unabhängigkeit für den Kosovo forderten, wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt - 10 Jahre. Nachdem er sein Philosophie-Studium in Pristina beendet hatte, arbeitete er einige Zeit als Journalist. 1994 wurde er Vorsitzender der Parlamentarischen Partei, eine der ersten albanischen Parteien, die im Kosovo gegründet wurden.

Kosumi ist überzeugt, dass er genug politische Erfahrung gesammelt hat, um Ministerpräsident zu sein: "Auf die Politik habe ich mich 26 Jahre lang vorbereitet. Das heißt, seit 26 Jahren bin ich politisch aktiv mit dem Ziel: Freiheit und Eigenstaatlichkeit für den Kosovo. Ich glaube, dass ich fähig bin, diesen Prozess zu Ende zu führen."

Überraschender Rücktritt

Im Jahr 1999 gehörte Kosumi der kosovarischen Delegation an, die im französischen Rambouillet mit Vertretern Serbiens und der internationalen Gemeinschaft vergeblich über Auswege aus der Krise verhandelte. Zu dieser Zeit war er Informationsminister in der international nicht anerkannten Regierung von Hashim Thaci. Während des Krieges hielt er sich die ganze Zeit im Kosovo auf, war aber nicht aktiv an Kämpfen gegen serbische Armee- und Polizei-Kräfte beteiligt.

Mehr Informationen zu Serbien und Montenegro finden Sie hier

Nach Kriegsende, im Jahre 2000, gründete Kosumi gemeinsam mit Haradinaj die "Allianz für die Zukunft des Kosovo" und wurde stellvertretender Vorsitzender der Partei. Dort stand er immer im Schatten Haradinajs. Im Dezember 2004 übernahm der vierfache Vater das Umweltministerium.

Als das Haager Kriegsverbrechertribunal die Anklage gegen Haradinaj öffentlich gemacht hatte, trat Haradinaj Anfang März 2005 vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Kosumi wurde als Nachfolger vorgeschlagen, was auch Präsident Ibrahim Rugova akzeptierte: "Nach vielen Konsultationen auf allen Partei-Ebenen, habe ich entschieden, Herrn Bajram Kosumi als neuen Ministerpräsidenten zu nominieren."

Drei Ziele

Vor der Parlamentsentscheidung am Mittwoch (23.3.) hatte Kosumi drei Prioritäten für seine Amtszeit skizziert: "Das Erste sind die Standards, für die wir alle Kräfte mobilisieren werden, um sie zu erfüllen. Das Zweite ist die Wirtschaftslage, weil es für unsere ökonomische Entwicklung und neue Investitionen absolut wichtig ist. Die Erfüllung der Standards und eine bessere wirtschaftliche Lage sind Vorbedingungen für die dritte und wichtigste Priorität: die Unabhängigkeit des Kosovo."

Der neue Ministerpräsident ist bereit, mit der serbischen Seite über alle Probleme und gemeinsamen Interessen zu diskutieren, nicht aber über die Zukunft des Kosovo. Hier ist seiner Meinung nach nicht Serbien gefragt, sondern die Bevölkerung des Kosovo und die internationale Gemeinschaft.

Flüchtlingsprobleme

Zufrieden äußert sich Kosumi über die Zusammenarbeit mit den internationalen Vertretern im Kosovo - UNMIK und KFOR. Zudem will er mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag kooperieren. Großen Wert legt Kosumi auch auf die Rückkehr aller Flüchtlinge: "Alle Flüchtlinge haben das absolute Recht zurückzukehren. Ich werde persönlich alles daran setzen, dass die Serben im Kosovo gleichberechtigt sind und dass sie gemeinsam mit uns für ein beseres Kosovo arbeiten können. Wir können aber niemand zwingen zurückzukehren. Sie müssen allein entscheiden, ob sie in einem demokratischen Kosovo leben möchten oder die Empfehlungen aus Belgrad befolgen wollen, wo man darauf beharrt, dass der Kosovo Teil Serbiens ist."