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Politik

Festnahme eines Syrers hat wohl Anschlag verhindert

31. Oktober 2017

Polizei-Spezialkräfte haben in Schwerin einen 19-Jährigen festgenommen. Innenminister Thomas de Maizière sagte, man habe einen "schweren Terroranschlag in Deutschland" verhindern können.

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Polizisten während der Durchsuchung
Polizisten während der DurchsuchungBild: picture-alliance/dpa/B Wüstneck

Alle Beteiligten hätten "hervorragende Arbeit" geleistet, lobte der Minister. "Mein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verfassungsschutzes, der Kriminalpolizei, den Sonderpolizeieinheiten in Bund und Ländern sowie der Justiz, die sich Tag für Tag für unsere
Sicherheit einsetzen."

Wie es heißt, wollte der junge Syrer einen Terroranschlag mit möglichst vielen Toten verüben. Er soll seit Juli einen Bombenanschlag mit hochexplosivem Sprengstoff in Deutschland geplant und bereits konkret vorbereitet haben, erklärte die Bundesanwaltschaft. Sowohl in Schwerin als auch in Hamburg gab es im Zusammenhang mit der Festnahme auch Durchsuchungen.

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier teilte mit, der Syrer sei im Herbst 2015 nach Deutschland gekommen und habe im Februar 2016 in Mecklenburg-Vorpommern einen Asylantrag gestellt. Seit April des vergangenen Jahres sei er im Besitz einer befristeten Aufenthaltserlaubnis gewesen. 

Spezialkräfte der Bundespolizei, des Bundeskriminalamtes und der Schweriner Landespolizei hätten den Verdächtigen gegen 6.00 Uhr morgens in einer Plattenbausiedlung im Schweriner Stadtteil Neu Zippendorf festgenommen. Dort seien insgesamt drei nahe beieinander gelegene Wohnungen durchsucht worden.

Internetkontakt zum IS

In den Wohnungen hielten sich nach Angaben des Polizeisprechers mehrere Personen auf. Weitere Menschen seien aber nicht festgenommen worden. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass weitere Personen an der Anschlagsvorbereitung beteiligt waren. Der Bundesanwaltschaft zufolge hatte der Festgenommene über das Internet Kontakt zu einer Person, die sich selbst als "Soldat des Kalifats", also als Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat", bezeichnete. Man wisse aber nicht, ob diese Person den Syrer in seinen Plänen bestärkt habe. Zunächst hatte es geheißen, man habe keine Hinweise auf eine Einbindung des Beschuldigten in eine terroristische Vereinigung. Deshalb werde gegen den Syrer zunächst nicht wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt, sondern wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft.  

Im Juli habe der Syrer mit der Beschaffung von Bauteilen und Chemikalien begonnen, die für die Herstellung eines Sprengsatzes benötigt werden. So habe er sich über einen Internetversandhändler Schwefelsäure- und Wasserstoffperoxid enthaltende Oxidatorlösungen beschafft. Beide Chemikalien sind neben Aceton Bestandteile des hochexplosiven Sprengstoffs TATP. Dieser sollte offenbar als Initialsprengstoff für eine größere Sprengladung dienen. Es seien auch Bauteile für eine
Fernzündung gefunden worden, erklärte die Bundesanwaltschaft weiter. Ob der Syrer bereits ein konkretes Ziel für seinen Sprengstoffanschlag ins Auge gefasst hatte, sei noch unklar.

Wie andere europäische Länder ist auch Deutschland wiederholt Ziel islamistischer Anschläge geworden. Den schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland gab es am 19. Dezember 2016 in Berlin. Der Tunesier Anis Amri raste mit einem Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt und tötete insgesamt zwölf Menschen. Sprengstoff kam zum Einsatz, als sich im Juli 2016 im bayerischen Ansbach ein 27-jähriger syrischer Flüchtling auf einem Platz vor einem Musikfestival in die Luft sprengte. Der Attentäter starb, 15 Menschen wurden verletzt. 

Immer wieder gelingt es den Behörden aber auch, Verdächtige festzunehmen. So zuletzt am Mittwoch vergangener Woche in Berlin, wo ein 40-Jähriger, den die Ermittlungsbehörden der Islamistenszene zurechnen, festgenommen wurde. 

kis/stu (afp, dpa, rtr)