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Fett gegen Fett

30. Juli 2009
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Ein recht fülliger Mann trinkt ein Glas Bier und hat vor sich verschiedene, äusserst kalorienreiche Gerichte und Süßigkeiten auf dem Tisch wie Sahnetorte, Pommes-Frites mit Mayonnaise und Pizza (Foto: dpa)
Dieses Fett ist leider nicht gemeintBild: picture-alliance/ dpa

Kalorien zählen, Grapefruit essen, Sport machen - es gibt viele Kampfmittel gegen schwabbeliges Bauchfett. Funktioniert aber leider nicht immer und Bauchringe sind oft besonders hartnäckig. Aber die Retter nahen: Forscher der Harvard University sagen, gegen Fett hilft nur Fett. Genauer: braune Fettzellen.

Das Körperfett, das sich gerne an strategisch ungünstigen Stellen hartnäckig ansammelt, besteht nämlich aus weißen Fettzellen, die Energie speichern. Braune Fettzellen dagegen verbrennen Energie und geben dabei Wärme ab. Babys haben einige dieser braunen Fettzellspeicher, mit deren Hilfe sie sich warm halten.

Mikroskopische Aufnahme von plurivakuolärem Fettgewebe (Foto: dpa)
Sieht nicht lecker aus, ist aber nützlich: das braune FettgewebeBild: picture alliance / dpa

Transformation mit PRDM 16

Bruce Spiegelman und seine Forscherkollegen von der Harvard University fanden jetzt heraus, dass braune Fettzellen aus Muskelvorläuferzellen entstehen können, mit Hilfe eines Schlüsselproteins namens PRDM 16. Als die Wissenschaftler die Muskelzellen zur Produktion von PRDM 16 anregten, verwandelten sie sich in braune Fettzellen. Inzwischen haben die Forscher genaue Informationen darüber, wie diese Transformation im Detail funktioniert. PRDM 16 verbindet sich mit einem Protein namens C/EBP-beta. "Mit diesen beiden Faktoren können wir jetzt nicht nur Muskelzellen, sondern auch Bindegewebszellen in braune Fettzellen verwandeln", sagte Spiegelmann.

Schlanke Mäuse

Das haben er und seine Kollegen auch bereits an Bindegewebszellen von Mäusen und menschlicher Haut ausprobiert und es hat funktioniert. Die frisch gewonnenen braunen Fettzellen injizierten sie dann wiederum den Mäusen. Diese verhielten sich im Körper der Tiere wie braune Fettzellen: Sie verbrannten Zucker. Allerdings haben Spiegelmann und seine Kollegen noch nicht zeigen können, dass die braunen Fettzellen bei den Mäusen zu schnellem Gewichtsverlust führen.

Körper im Dauerfieber

Trotzdem, es könnte in der Zukunft tatsächlich möglich sein, dass Ärzte die Hautzellen eines Patienten in braune Fettzellen verwandeln, sie ihm danach injizieren und so seinen Gewichtsverlust beschleunigen - ein Mittel im Kampf gegen Fettleibigkeit. Doch noch gibt es das Fettzellen-Wundermittel nicht für den menschlichen Praxisgebrauch, und es gibt auch Kritiker, die es in weiter, weiter Ferne sehen und schon Gesundheitsgefahren wittern. Natürliche braune Fettzellen können sich nämlich, zum Beispiel bei Babys, ständig aktivieren und wieder deaktivieren. Die künstlichen Zellen, die Spiegelman und Co. hergestellt haben, verbrennen allerdings stetig Energie und produzieren ständig Wärme. Die synthetischen braunen Fettzellen könnten im menschlichen Körper dann auch zu Fieber führen. Und chronisches Fieber ist wiederum eher kontraproduktiv für den menschlichen Körper. (Sc/gri/Science NOW/Nature)