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An den Rändern Norwegens

Agnes Bührig20. Februar 2009

Fast alle, die zwischen Februar und April auf die Inselkette der Lofoten in Nordnorwegen kommen, lockt die Aussicht auf fette Beute: Kabeljau.

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Der Hafen der Stadt Henningsvaer auf den LofotenBild: picture-alliance/dpa

Und die Inselkette erzählt in diesen Tagen auch viel von dem Leben der Fischer, nicht nur, weil man ständig an Stangengestellen mit trocknenden Fischen vorbeifährt.

Landschaft mit Schiffen und Booten im Gewässer Lofoten Norwegen
Grandiose LandschaftenBild: picture-alliance/chromorange

Die Lofoten ragen wie eine Wand aus dem Nordatlantik. Felswände mit schroffen Kanten, Bergspitzen, die bis in die Wolken reichen. Dazwischen winzige Fischerdörfer, die aussehen, als würden sie gleich von der Klippe rutschen und in der endlosen See versinken. Wer die Einsamkeit sucht, wird hier fündig. Wohnen kann er oder sie traditionell im Rorbu, in einem kleinen roten Holzhäuschen. Ola Skjeseth öffnet die Tür des Rorbu von Svinøya Rorbuer unweit der Inselhauptstadt Svolvær.

"Früher bestanden die Rorbuer meist aus zwei Räumen, diesem Hauptraum hier und dem hier draußen, der als Hüttenflur bezeichnet wurde", erzählt Ola Skjeseth. Hier könne man auch sehen, dass die Tür niedriger gewesen sei, um das Haus besser gegen die Kälte zu schützen. Es soll einen einzigen Ofen gegeben haben und drinnen wohnten acht bis zwölf Männer drei oder vier Monate lang.

Nur für harte Kerle

Einsames Haus mit Weihnachtsschmuck
Einsamkeit kann so schön seinBild: picture-alliance

Schließlich bevölkerten im 19. Jahrhundert bis zu 30.000 Seeleute die Inseln. Sie reisten aus den verschiedensten Regionen Norwegens an, um hier aus Fisch Geld zu machen. Damals war die Jagd auf den Skrej noch harte Arbeit, bis Anfang des vergangenen Jahrhunderts ruderten die Fischer in offenen Booten hinaus. Davon erzählen auch die Bilder des norwegischen Malers Kaare Espolin Johnson in der Espolingalerie in Kabelvåg: Mystische Bilder, gemalt mit schwarzer Tusche auf weißem Papier, mit einer Kratztechnik, grob geschnitzt. Die felsige Landschaft und die gegerbte Haut der Fischer würden so auf eine ganz besondere Weise wiedergeben, sagt die Leiterin der Galerie, Liv Marhaug.

Diese Gesichter seien von Wind und Wetter geprägt und erinnerten an Gesichter, die aus Stein gehauen seien. "Viele der Hände waren doppelt so groß wie normale, vor allem wegen der Arbeit auf See. Und ich glaube, das wollte Espolin erzählen. Er wollte sagen, dass die Küstenbewohner geschuftet haben, sie waren oft sehr arm und sie hatten ein hartes Leben", erklärt Liv Marhaug.

Wellen; Quelle: Foto: Patrick Pleul +++(c) dpa - Report+++
Mächtige Wellen zeigen, wer das Sagen hatBild: picture-alliance/ ZB

Die Kunst des Fischtrocknens

Heute fahren die Fischer der Lofoten immer noch zur See. Und noch immer lebt die Tradition, den Kabeljau an Stangengestellen zum Trocknen aufzuhängen. Das sieht man überall auf der Inselkette. Das Trockenfischmuseum in Å, am Ende der Inselkette, zeigt, was dann mit den Fischen passierte. Steinar Larsen, der einst als Trockenfischhändler arbeitete, tritt an einen Tisch, auf dem mehrere Stockfische liegen und zeigt, was beim Sortieren der eingetrockneten Tiere wichtig ist.

"Als Fischsortierer nimmst du eine Axt in die Hand und schlägst einen Nackenwirbel heraus", erklärt Larsen. Mit dem Messer kratze er dann etwas Fischfleisch heraus. Wenn es braun mit Sprenkeln sei, bedeute das, dass der Fisch sauer gewesen sei. "Er kann zu schnell getrocknet sein, wenn er zu spät aufgehängt wurde. Und dann ist es eine Sekundaqualitä", so Larsen.

Spezialitäten aus Kabeljau

Trockenfische zu sortieren, das war früher ein angesehener Beruf. Wurde der Fisch nach rechts eingeordnet, bekamst du vielleicht 170 Kronen pro Kilo, links nur 80 Kronen, erinnert sich Larsen an den Unterschied zwischen Prima- und Afrikaqualität. Der Sekunda ist die zweitbeste Klasse. Diese Fische konnten blaue Linien unter der Haut zeigen, wenn sie durch Strangulieren im Netz gestorben war. Heute ist auch das Äußere wichtig, das Fischfleisch muss weiß sein.

Doch am Besten schmeckt der Skreij immer noch frisch. Zum Beispiel in Henningsvær, einem malerischen Fischerdörfchen, in dem sich abends am Steg die Fischkutter drängeln. Im ersten Restaurant am Ort wird Mölje gereicht, das Nationalgericht der Lofoten: Frischer Skreij, dazu die Leber des Kabeljaus und zarter Rogen in Scheiben. Und die Zubereitung sei kinderleicht: Einfach den Fisch eine halbe Stunde lang in Salzwasser kochen, sagt Ruben, der in Henningsvær in den Töpfen rührt: Früher habe man damit begonnen, den Rogen zu kochen, dann seien die Kartoffeln dazu gekommen und am Ende Dorsch und Leber in die gleiche Suppe. Heute sei das eine Spezialität und werde einzeln gekocht. Und dazu kann man dann ein Bier, einen Aquavit oder einen guten Rotwein trinken, so der Koch.

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