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Feuer auch in radioaktiv verseuchten Wäldern

11. August 2010

Anfang der Woche bestritt das Katastrophenschutz-Ministerium, dass in der Region Brjansk Feuer brennen. Dort liegen von der Tschernobyl-Katastrophe verseuchte Wälder. Jetzt ist klar: Auch dort haben die Flammen gewütet.

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Soldaten mit Masken löschen in einem Wald Feuer (Foto: AP)
In Russland wächst die Angst vor radioaktiver StrahlungBild: AP

Die Bestätigung kam am Mittwoch (11.08.2010) von der russischen Waldschutzbehörde. In den von der Atomkatastrophe in Tschernobyl 1986 verseuchten Gebieten habe es stärker gebrannt als bisher mitgeteilt. Allein in den Wäldern des stark kontaminierten Gebiets Brjansk, das an die Ukraine und Weißrussland grenzt, habe es 28 Brände gegeben, teilte die Waldschutzbehörde mit. Diese seien aber inzwischen gelöscht.

Warnung von Greenpeace

Touristen auf dem Roten Platz in Moskau (Foto: AP)
Aufatmen in Moskau: Starker Wind hat den Smog weggeblasenBild: AP

Tagelang hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace vor radioaktiver Gefahr in Gebieten gewarnt, wo Wälder mit verstrahlten Böden brennen. Nun bestätigte ein Mitarbeiter der Waldschutzbehörde den Verdacht der Umweltaktivisten: "Es gibt Karten, auf denen die radioaktive Verschmutzung zu sehen ist, und es gibt Karten, auf denen die Feuer zu sehen sind. Wenn man diese Karten aufeinanderlegt, wird jedem klar, dass es in radioaktiven Gebieten brennt."

Zugleich warnten die Behörden vor Panikmache. Obwohl in Russland in den vergangenen Wochen rund 3900 Hektar kontaminierte Fläche gebrannt haben, sieht der stellvertretende Direktor der Waldschutzbehörde, Wassili Tusow, keine unmittelbare Gefährdung. Die Situation sei nicht allzu alarmierend, sagte Tusow. Er räumte jedoch ein, dass die Lage im Raum Tscheljabinsk am Ural durchaus kritisch sei. Dort liegen mehrere Atomanlagen.

Gefahr durch radioaktive Partikel

Noch Anfang der Woche hatten Vertreter des Katastrophenschutzministeriums dementiert, dass in der Region von Brjansk Feuer ausgebrochen waren. Jetzt ist klar, dass dort Brände auf einer Fläche von 269 Hektar gewütet haben. In der Region nahe der Grenze zu Weißrussland und der Ukraine sind die Menschen wegen des mangelnden Informationsflusses seit Tagen besorgt um ihre Gesundheit. Die radioaktiven Partikel im Waldboden könnten durch Brände in die Luft gewirbelt werden, erklärten Greenpeace und andere Umweltorganisationen. Wind könnte den giftigen Staub dann in andere Gebiete tragen. Selbst geringe Mengen könnten für den Menschen schädlich sein.

Ein leeres Straßencafé in Moskau (Foto: AP)
Die sengende Hitze in Moskau hält an, der Smog ist aber derzeit verschwundenBild: AP

Die Brandwolken aus Russland ziehen nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nach Nordwesten in Richtung Osteuropa, Baltikum und Südschweden. Nach Angaben eines Sprechers des DWD werden nach Deutschland bis zum Samstag keine Emissionen kommen. Weiter als bis zum Wochenende gehen die Prognosen bislang nicht.

290 neue Feuer

Die Rettungskräfte bekommen die verheerenden Waldbrände auch nach Wochen nicht in den Griff. Innerhalb eines Tages seien 290 neue Feuer ausgebrochen, teilte der Zivilschutz in Moskau mit. Allerdings seien auch mehr als 300 Brände gelöscht worden. Insgesamt machten die Behörden aber noch immer 600 Flammenherde aus. In Moskau entspannte sich die Lage etwas, der giftige Qualm von den Torfbränden rund um die Metropole verzog sich vorerst. In der Nähe der Hauptstadt lodern aber noch immer zahlreiche Feuer.

Autorin: Pia Gram (dpa, apn, afp, rtr)
Redaktion: Martin Schrader