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Neues Bündnis

20. Januar 2009

Freunde in der Not: Die Autokonzerne Fiat und Chrysler haben eine strategische Allianz vereinbart. Die Fiat-Aktie wurde daraufhin vom Handel ausgesetzt. Bei Daimler-Aktionären in Deutschland herrscht Feierstimmung.

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Logos von Chrysler und FIAT (Quelle: dpa)
Wollen künftig kooperierenBild: picture-alliance/ dpa

Der italienische Autobauer Fiat und der strauchelnde US-Hersteller Chrysler haben eine strategische Partnerschaft geschmiedet. Beide Seiten unterzeichneten am Dienstag (20.01.2009) eine entsprechende Rahmenvereinbarung. Wie Chrysler mitteilte, soll Fiat zunächst eine 35-prozentige Beteiligung an dem US-Autobauer übernehmen. Fiat bezahlt den Anteil den Angaben zufolge nicht mit Bargeld. Stattdessen bekommt Chrysler Zugang zu Fiat-Technologie für den Bau vor allem von Kleinwagen.

Zugang zu wichtigen Märkten

Sergio Marchionne (06.09.2006, AP)
Sergio MarchionneBild: AP

Im Gegenzug will sich Fiat auch den US-Markt für seine Klein- und Mittelklassewagen erschließen. Beide Hersteller wollen sich künftig ihre Vertriebsnetze gegenseitig zur Verfügung stellen. Fiat-Chef Sergio Marchionne sagte der Mitteilung zufolge, das Abkommen biete beiden Herstellern Zugang zu den wichtigsten Automärkten der Welt.

Marchionne hatte unlängst erklärt, er stehe vor dem schwierigsten Jahr seines Lebens, es würden wohl nur sechs Autokonzerne die Krise überstehen können. Das Bündnis soll Fiat und Chrysler gegen die Konkurrenz globaler Wettbewerber wie etwa Toyota und Volkswagen stärken.

Kleinwagentechnologie für Chrysler

Fiat ist auf kleine Autos spezialisiert und hat im Vergleich zu seinen europäischen Rivalen eine relativ umweltfreundliche Fahrzeugflotte. Die Allianz benötige noch die Zustimmung der US-Regierung. Chrysler kann derzeit nur mit Hilfe eines milliardenschweren staatlichen Notkredits überleben.

Der Chrysler Eco Voyager brachte nicht die Wende (14.01.2008, dpa)
Der Chrysler Eco Voyager brachte nicht die WendeBild: picture-alliance/ dpa

Die frühere Daimler-Tochter Chrysler gehört mittlerweile der Beteiligungsgesellschaft Cerberus. Der Stuttgarter Autobauer Daimler hatte vor Bekanntgabe der Pläne auf Nachfrage mitgeteilt, am Verkauf für seine verbliebene Beteiligung von 19,9 Prozent an Chrysler festzuhalten. Der Konzern begrüße jede Initiative, die geeignet sei, die Lage bei Chrysler zu stabilisieren und Arbeitsplätze zu erhalten.

Daimler-Aktionäre freuen sich

"Ich glaube, wenn das klappt, und Daimler damit seinen Chrysler-Anteil endlich los wird, gibt es in Stuttgart ein großes Fest", sagte ein Börsianer in Deutschland. Daimler hält noch knapp 20 Prozent an seinem einstigen US-Sorgenkind, die Hoffnung der Daimler-Aktionäre trieb den Kurs zeitweise um bis zu 3,5 Prozent.

Die Aktien von Fiat waren am Dienstagmorgen vor einer anstehenden Erklärung des Unternehmens vom Handel ausgesetzt worden. Aus Fiat nahestehenden Kreisen war bereits am Montag verlautet, die Italiener könnten einen Anteil an der früheren Daimler-Tochter übernehmen.

Durch den Deal mit Chrysler könnte Fiat die nötige Größe erreichen, um die schlimmste Branchenkrise seit Jahrzehnten zu überstehen. Fiat-Vizepräsident John Elkann schloss nicht aus, dass die Italiener ihren Anteil von 35 Prozent auch aufstocken könnten. Zudem bekommt der italienische Konzern durch die Allianz wieder Zugang zum US-Markt. Außer Ferrari und Maserati verkauft Fiat keine Automarken in den USA.

Endlich US-Markteintritt für Fiat

Fiat 500 (04.07.2007, AP)
Der Verkaufsschlager bei Fiat - der 500Bild: AP

Fiat hatte bereits vor Ausbruch der Krise in der Autobranche nach Möglichkeiten für einen Markteintritt in den USA gesucht und Gespräche mit US-Herstellern über eine Nutzung derer Produktionslinien geführt.

In der vergangenen Woche hatte der angeschlagene US-Autobauer Gerüchte dementiert, er spreche mit Renault-Nissan über den Verkauf von Firmenteilen. Chrysler muss nach dem Erhalt eines staatlichen Milliardenkredits seine Restrukturierung vorantreiben. (vem)