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Fiat wirbt in Berlin um Opel

2. Mai 2009

Heute Chrysler, morgen Opel: Fiat will einen "globalen Autokonzern" schaffen und bei Opel einsteigen. Ein grobes Konzept dafür hat der Fiat-Chef schon: Alle deutschen Standorte bleiben erhalten, Stellen fallen weg.

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Logos von Opel und Fiat (Foto: dpa)
Kann Fiat Opel retten?Bild: dpa/picture-alliance

Nach dem Zuschlag für eine Beteiligung bei Chrysler drückt Fiat nun bei Opel aufs Tempo. Der Chef des italienischen Autobauers, Sergio Marchionne, trifft sich am Montag (04.05.2009) mit Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), wie deren Sprecher bestätigten.

Fiat will global werden

Fiat-Chef Marchionne (Foto: AP)
Er muss in Berlin Überzeugunsarbeit leisten: Fiat-Chef MarchionneBild: AP

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" will Marchionne am Montag in Berlin ein grobes Konzept vorstellen, wonach alle deutschen Standorte von Opel erhalten bleiben, allerdings nicht alle in der bisherigen Größe. Der Fiat-Chef wolle einen globalen Autokonzern schaffen, der mindestens fünf Millionen Fahrzeuge herstelle, berichtete das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Dazu benötige er neben Chrysler noch Opel. Opel-Betriebsratschef Klaus Franz bekräftigte seine Bedenken gegenüber einem Einstieg der Italiener.

Wirtschaftsminister Guttenberg forderte am Samstag belastbare Konzepte zur Zukunft von Opel ein. Die Interessenten müssten nun "etwas vorlegen", wichtig sei, "dass Zahlen kommen", sagte der Minister am Rande eines Parteitags der Thüringer CDU in Erfurt. Guttenberg bekräftigte, die Bundesregierung habe keine Präferenz für einen der Opel-Interessenten. "Die Bundesregierung geht völlig offen in die Gespräche. Entscheidend ist, dass sich die Unternehmen einigen." Ziel sei jedoch, die Opel-Arbeitsplätze dauerhaft und tragfähig zu sichern. Durch Vorfestlegungen auf einen Interessenten würde die Position von Opel geschwächt.

Franz steht Fiat "nicht feindlich gegenüber"

Marchionne will auch Opel-Betriebsratschef Klaus Franz treffen. Bei dem Treffen werde er als Vorsitzender des europäischen Betriebsrats von General Motors Europe die Interessen der europäischen Arbeitnehmer klar zum Ausdruck bringen, sagte der Betriebsratschef. Nach dem Einstieg von Fiat bei Chrysler sieht er sich mit seinen Bedenken gegenüber dem italienischen Konzern bestätigt. Fiat wolle mit den deutschen Steuermilliarden die hochriskante Chrysler-Übernahme absichern, sagte Franz. Von der Bundesregierung forderte der Arbeitnehmervertreter mehr Druck auf das US-Finanzministerium, um den Übergang der Patente auf Opel zu beschleunigen. Zugleich betonte er: "Wir stehen Fiat nicht feindlich gegenüber."

Auch die deutschen Opel-Händler sehen einen möglichen Einstieg skeptisch. "Es gibt zumindest Zweifel, ob ein Engagement von Fiat nachhaltig wäre", sagte der Sprecher des Verbands Deutscher Opel- und Chevrolet-Händler (VDOH), Thomas Bieling, der "Automobilwoche". "Bei Fiat sehen wir kein Konzept. Es ist jedenfalls nicht genug, allein auf ein größeres Gesamtvolumen zu setzen", sagte Bieling.

Steinmeier hat 14-Punkte-Katalog für Investoren

SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier hat laut "Spiegel" einen 14-Punkte-Katalog mit Kriterien aufgestellt, die ein Investor erfüllen muss, um den Zuschlag bei Opel zu erhalten. Im Mittelpunkt müsse "der Erhalt aller Standorte und möglichst vieler Arbeitsplätze in Deutschland" stehen.

Chrysler-Logo (Foto: AP)
Die Chrysler-Übernahme wird für Fiat nicht billig werdenBild: AP

Auch dem kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna wird Interesse an Opel nachgesagt. Der Magna-Betriebsrat sieht dies einem Bericht zufolge positiv. Die "Automobilwoche" zitiert einen Betriebsrat von Magna Steyr im Grazer Werk, Thomas Stoimaier: "Ich sehe mehr Chancen als Risiken im Falle eines Einstiegs von Magna bei Opel."

Fiat hatte am Donnerstag ein Abkommen mit dem US-Autobauer Chrysler geschlossen: Fiat wird einen Anteil von 20 Prozent an Chrysler übernehmen und strebt ab 2013 eine Mehrheitsbeteiligung an. Gleichzeitig stellte Chrysler einen Insolvenz-Antrag, um unter Gläubigerschutz den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Der Autobauer hatte im April noch einen Marktanteil von 9,4 Prozent nach 11,4 Prozent im Vorjahresmonat. (mag/det/ap/dpa/afp)