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Nischen-Filme

16. November 2009

Von Albanien bis Kirgisistan, 140 Filme in sechs Tagen: Auf dem Festival des osteuropäischen Films in Cottbus werden Filme gezeigt, die es nur selten in die deutschen Kinos schaffen. Dabei haben sie einiges zu bieten.

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Das Logo des Filmfestivals: Schriftzug: "19. Filmfestival" in großen blauen Buchstaben (Foto: Visconti)
Neue Filme vom Schwarzen Meer: das Filmfestival in Cottbus präsentiert osteuropäische WerkeBild: Visconti

Der Kinosaal in Cottbus ist voll. Auf der Leinwand sind junge Männer mit Haartollen und Frauen in wehenden Petticoats zu sehen. Es ist ein Musicalfilm über die Swinging Fifties, der in der Sowjetunion spielt. Der Film "Hipsters" war in Russland ein Riesenerfolg.

Der Sieger kommt aus Serbien

Ein junger Mann sitzt vor einem Fenster: Vladimir Perisic (Foto: Ute Zauft)
Der serbische Regisseur Vladimir PerisicBild: DW

Zwar werden in Russland die meisten Filme produziert, doch die Gewinner des Festivals kommen dieses Jahr aus den kleineren Ländern im Osten Europas. Aus Serbien zum Beispiel. In dem Film "Ordinary People" begleiten die Zuschauer den Berufssoldaten Dzoni auf dem Weg in ein namenloses Kriegsgebiet. Dort sollen die Soldaten Zivilisten erschießen. Der Film war eine Art Experiment für den Regisseur Vladimir Perisic. Ein festes Skript hatte er nicht für den Dreh: "Ich habe meine Hauptdarsteller während des Drehs in eine fiktive Kriegssituation gesteckt und beobachtet, wie sie sich verhalten."

Die Filmindustrie in den osteuropäischen Ländern hat sich von der Wende 1989 gut erholt. Damals endete mit dem Kommunismus auch die staatlich geförderte Filmindustrie. Doch im vergangenen Jahrzehnt habe sich die Filmproduktion in den meisten mittel- und osteuropäischen Ländern stabilisiert, sagt Festivalleiter Roland Rust. "Bis zur Finanzkrise waren sogar Zuwächse zu beobachten."

Der Eingang eines Kinos ist hell erleuchtet (Foto: Thomas Goethe)
In Cottbus werden nur Filme aus Osteuropa gezeigtBild: Thomas Goethe


Thema: Krieg und Krisen

Ein weiterer Geheimtipp auf dem Festival sei Georgien, sagt Rust. Es ist eines der Länder auf denen dieses Jahr der regionale Fokus des Festivals lag: Neue Filme vom Schwarzen Meer. Auch hier dominiert der Krieg als Thema. "Die jungen Filmemacher greifen ganz konkret die Traumata ihrer Region auf", sagt Rust.

Einer dieser Filmemacher ist der George Vano Burduli. Er zählt sich selbst zu der „verlorenen Generation“, die er in seinem Film "Konfliktzone" thematisiert. "Es geht um Menschen, die in Friedenszeiten geboren wurden und auf ein komplett anderes Leben vorbereitet wurden. Als plötzlich der Krieg ausbrach, wurden sie mit Dingen konfrontiert, die sie völlig unvorhergesehen trafen." In seinem Film muss ein ungleiches Paar für Waffennachschub sorgen: ein knallharter Scharfschütze und ein vergnügungssüchtiger Städter. In tragisch-komischen Szenen bringen die beiden hervorragenden Hauptdarsteller die Absurdität des Krieges auf den Punkt.

Etwas anderes sehen

Porträt eines Mannes: Vano Burduli (Foto: Ute Zauft)
Vanu Burdulis Film handelt von den Unabhängigkeitskämpfe im südlichen KaukasusBild: DW

Der George Vano Burduli glaubt daran, dass sich sein Land eine Nische im Weltkino erarbeiten wird: "Filme aus Georgien sind für die ganze Welt etwas Exotisches." Die amerikanischen Filme kenne jeder. Die georgischen dagegen seien etwas Neues für viele Menschen.

Osteuropäische Filme haben eine Zukunft in deutschen Kinos. Der Publikumssieger 2008, der tschechische Film "Der Dorflehrer", war dieses Jahr schon auf deutschen Leinwänden zu sehen.


Autorin: Ute Zauft
Redaktion: Julia Kuckelkorn