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Regisseur Niklaus Schilling gestorben

Jochen Kürten10. Mai 2016

Im Alter von 72 Jahren ist der Schweizer Regisseur Niklaus Schilling gestorben. Er war einer der innovativsten und experimentierfreudigtsen Regisseure des deutschen Kinos.

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Niklaus Schilling Schweizer Filmregisseur (Foto: picture-alliance/dpa/Visual Film)
Bild: picture-alliance/dpa/Visual Film

Für eine gewisse Zeit ab Mitte der 1970er Jahre gehörte Niklaus Schilling zu den ganz Großen des deutschen Kinos. Als 1979 der "Willi-Busch-Report" in die Kinos kam und zwei Jahre später "Der Westen leuchtet!" waren das Ereignisse in der deutschen Kinolandschaft. Später hatte er weniger Glück mit seinen Projekten, geriet ein wenig in Vergessenheit.

Einen Namen gemacht hatte sich der 1944 in Basel geborene Schweizer als Kameramann in Deutschland. Für Regisseure wie Klaus Lemke, May Spils oder Jean-Marie Straub entwarf er zunächst aufregende Kinobilder für die große Leinwand. 1971 stellte er sich dann auch noch in anderer Funktion hinter die Kamera: als Regisseur.

Schillings Filme hatten eine ganz eigene Ästhetik

Sein Langfilmdebüt hieß "Nachtschatten" und wie auch in seinen folgenden Filmen, "Die Vertreibung aus dem Paradies" und "Rheingold", entwickelte Schilling schon in seinem ersten Spielfilm eine ganz eigene Ästhetik. Geheimnisvolle Geschichten, glühende Bilder und eine unkonventionelle Erzählweise - Schillings Filme hatten immer etwas ganz Unverwechselbares. Sie ließen sich nicht einordnen und der Regisseur wollte sich auch nie zum Sklaven des deutschen Filmfördersystems machen. Dafür nahm er dann auch in Kauf, dass sich die Finanzierung seiner Projekte oft über Jahre hinzog.

Filmstill Der Willi Busch Report von Regisseur Niklaus Schilling (Foto: imago/United Archives)
Grenzgeschichte aus dem Herzen Deutschlands: "Der Willi-Busch-Report"Bild: Imago

Doch "Der Willi-Busch-Report", der 1979 in die Kinos kam, gehört noch heute zu den schönsten und aufregendsten Filmen über deutsch-deutsche Befindlichkeiten zur Zeit des Kalten Kriegs. Er erzählt vom Aufstieg einer kleinen Provinz-Zeitung, die an der Grenze zur DDR betrieben wird und deren Macher mit seltsamen Methoden versuchen an neue Leserschaften zu kommen. Als einer der ersten Filme überhaupt wurde "Der Willi-Busch-Report" mit dem damals neuartigen Steadycam-Kamera-System gedreht.

Armin Mueller-Stahl in einer seiner besten Rollen

Aufregend auch Schillings Arbeit, "Der Westen leuchtet" mit Armin Mueller-Stahl in der Hauptrolle. Ein Film über Spitzel und Agenten, über deutsche Mentalitäten in Ost und West. Allein mit diesen beiden Kinofilmen hat sich Niklaus Schilling einen Ehren-Platz in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte des Kinos verdient.

Filmstill Der Westen leuchtet von Regisseur Niklaus Schilling (Foto: Imago)
Spionage, Spitzel und Agenten: Schillings "Der Westen leuchtet"Bild: Imago

Doch "Der Westen leuchtet!" war kein großer Kassenerfolg und so musste sich der Regisseur, der seinen ganz eigenen Kopf hatte, bei seinen folgenden Produktionen immer wieder nach neuen Finanzierungsmitteln umschauen. Aus der Not machte der Schweizer eine Tugend, experimentierte mit der damals noch neuen Videotechnik, schuf auch damit interessante Filme, die in einer breiteren Öffentlichkeit jedoch kaum noch auf Interesse stießen. Die 1990er Jahre gehörten in der Bundesrepublik den Komödienregisseuren und leichten Unterhaltungskünstlern.

Wie jetzt bekannt wurde, ist Niklaus Schilling bereits am 6. Mai in seinem Wohnort Berlin gestorben. Das deutsche Kino verliert mit ihm einen innovativen Regisseur.